Kultur und Weindas beschauliche MagazinVon Schloss Thürnthal bis zum Wagramkeller ROBERT IV. WIMMER SQ-Trophy Sieger von der „Wagramkante“
2005 entstand in der Ried Schillingsberg eine Halle, die mit einer Überraschung aufwartet. Zur Straße hin deutet an der breiten Fassade nichts darauf hin, dass sich dahinter ein riesiger Erdkeller verbirgt. Doch kaum betritt man die großzügig angelegte Räumlichkeit, spürt man die kühlen Temperaturen, die für die Lagerung von Wein optimal sind. „Sie bleiben von Natur aus das ganze Jahr über gleich“, lächelt Robert Wimmer, „weil wir die Halle ist so in den Hang hineingestellt haben, dass nur das flache Dach über dem Boden sichtbar ist.“ Auf der einen Seite glänzen Stahltanks, ausgerüstet mit neuester Technik, im Hintergrund ragen ein paar betagte Polyestertanks in die Höhe und davor reift in einem wunderschönen Holzfass von der Firma Benninger Grüner Veltliner von der Ried Scheiben. Gegenüber ist Leergut gestapelt, nicht nur Literflaschen, sondern auch Bouteillen zur Wiederverwendung. Robert: „Einen Teller schmeißt man ja auch nach dem ersten Gebrauch nicht weg. Wir beliefern in der Hauptsache Kunden in Österreich, von denen wir die Gebinde gerne zurücknehmen. Denn Waschen ist weit günstiger als neues Glas.“ Im Raum dahinter liegen die vollen Kartons. Hier wird fallweise verkostet und vor allem das Prunkstück des Betriebes präsentiert. 2023 hat Robert Wimmer nichts weniger als die Schlossquadrat-Trophy gewonnen. Sie ist der Ausweis für den besten Jungwinzer des jeweiligen Jahres. Teilnahmeberechtigt sind SALON-Sieger. Über ein strenges Auswahlverfahren und eine Einzelpräsentation ihrer Weine im Gergely´s erhalten sie im großen Finale die Chance auf diesen Preis. „Heuer war es ein offenes Rennen“, erinnert sich der junge Mann, „deswegen war es eine riesige Erleichterung und unheimliche Freude, als ich meinen Namen gehört habe.“ Für ihn bringt diese Auszeichnung vor allem Bekanntheit durch das mediale Echo und sie ist die Bestätigung für die Güte der Ideen, die er umsetzen konnte. „Es hat gepasst und ich werde es weiterführen“, verspricht Robert IV. Urgroßvater Robert hatte noch gemischte Landwirtschaft betrieben, Opa Robert hat sich auf Acker- und Weinbau verlegt und Vater Robert schließlich nur mehr Weinbau betrieben, um jetzt seinem Sohn mit voller Energie zur Hand zu gehen. Eine Besonderheit des „Wagramkellers“ kommt im Pressraum zu Tage. In zwei Behältern wird auch von Weißweintrauben in erstaunlich langen – je nach Sorte bis zu 18 Stunden – Maischesstandzeiten das Aroma aus Schale und Fruchtfleisch gelaugt, um sie dann mit sanftem Druck zu pressen. Dieser Keller gehörte einst zum nahen Schloss Thürnthal. Geblieben ist von damals die mächtige Baumpresse, die einem geplanten Umbau weichen muss und an einer prominenten Stelle gut bedacht wieder aufgestellt wird. In der anschließenden Kellerröhre lagern seit 1990 besondere Weine, großteils eingehüllt in schwarzen Kellerlurch, aber um nichts weniger verlockend, eine dieser Flaschen zu öffnen und zu probieren. Ihre malerische Gesellschaft sind Barriquefässer für den Blauen Zweigelt. „Unsere Hauptsorte ist der Grüne Veltliner, bereits gefolgt vom Rotwein“, so Robert, der sich sortenmäßig breit aufgestellt sehen darf, „dann erst kommen Roter Veltliner, Chardonnay, Riesling, Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller, Führoter Veltliner und in der Literflasche der Rivaner. Sie alle zeichnet unsere Stilistik einer moderaten Säure aus.“ Die DAC-Lagenweine Grüner Veltliner, Riesling und Roter Veltliner gibt es nach entsprechender Reifezeit von zwei Rieden. Die Terrassen des Schillingsberges sind vom Schotter dominiert, mit dem die Urdonau die erste Wagramkante angeschwemmt hat. Auf der zweiten Wagramkante darüber breitet sich die Ried Scheiben aus. Die Lössauflage von gut 20 Metern ist der ideale Boden für beide Veltliner, grün wie rot. Die Frühsorten werden maschinell gelesen. Handlese gibt es bei den großen Qualitäten. „Es sind 13 Hektar, die unser Familienbetrieb bewirtschaftet, dabei muss man auch die Mitarbeiter entsprechend einteilen“, lässt Robert wieder wirtschaftliches Denken anklingen. Aber er nimmt sich trotzdem gern die Zeit, seine Besucher durch die Weingärten zu führen, über den Lehrpfad, auf dem altes Winzerhandwerk gezeigt wird, bis hinauf zur Aussichtswarte über seinem Heimatort Fels am Wagram, von der aus der Blick über das Tullnerfeld hin bis zum Schneeberg und Altvater Ötscher reicht.
Blick vom Wagram ins Alpenvorland Eilmeldung: NÖN. 27. Oktober 2023: Bester Messwein kommt von Fels am Wagram. Gewinner einer Verkostung am Dachboden des Wiener Stephansdoms war Robert Wimmer, gekürt von einer namhaften Jury, die seinen naturbelassenen leichten Grünen Veltliner für die heilige Handlung als am würdigsten befunden haben. Statistik |