WEINGUT TRIEBL Steirische Frische aus Vulkangestein
Gastfreundschaft, Zufriedenheit und Wein als Spiegel einer glücklichen Gegend
Man kann das Weingut Triebl nicht verfehlen. Erstens ist es bestens angeschrieben, zweitens verfügt es über ein Gebäude, das dieses Anwesen einzigartig macht. Dem Gast wird für die Übernachtung ein Oktogon geboten, ein gemütliches stockhohes Haus mit großartiger Aussicht auf acht Seiten über das Vulkanland im Südosten der Steiermark. Es scheint zwei Mal dazustehen, einmal direkt gleich bei der Einfahrt in den Hof, das zweite Mal in einer großen Spiegelwand, mit der ein Lagerraum abgeschlossen wird. Dazwischen entdeckt das fotosüchtige Auge ein wohl restauriertes Kellerstöckl und die alte Trockenanlage für den Kukuruz. Dass sich dahinter noch ein Haus befindet, merkt man erst beim zweiten Hinschauen. Es scheint eins zu sein mit den Weinstöcken und Rosenbüschen, von denen es umwachsen ist. Es sind wieder Spiegelwände, die es fast unsichtbar machen. Die Idee dazu hatte Franz Triebl, der gemeinsam mit seinem Vater, ebenfalls ein Franz, nun in der vierten Generation das Weingut betreibt. Es sind derzeit 13 Hektar ausschließlich auf dem Stradenberg.
Stolz erwähnt Franz Triebl, dass es die Hänge des Hochstradner Kogels sind, des höchsten Berges der Oststeiermark, mit 609 Metern, die sich aber mit der Aussichtswarte auf dem Gipfel durchaus beeindruckend ausnehmen. „Der Boden ist reiner Basalt, also Vulkanerde“, lässt der Winzer tief in den vor Urzeiten noch vor Lava brodelnden Boden blicken. Mit dem Lauf der Erdgeschichte ist hier Ruhe eingekehrt, wurde zu sanft kultivierter Natur, zu der auch die nachhaltig bewirtschafteten Weingärten gehören.
Mutter Christine hat für die Gäste ein eigens Früchtebrot gebacken, bestehend aus Walnüssen und Weinbeeren. Das seit jeher in der Familie weitergegebene Rezept wird nicht verraten, nur so viel, wie Franz Triebl sen. dazu sagt: „Die alten Leut´ waren auch nicht blöd! Sie haben mit wenig Mitteln gute Sachen gemacht.“ Die dünnen Scheiben, die er abschneidet, passen hervorragend zum Wein, der im Koststüberl nun bereitwillig kredenzt wird. Franz Triebl jun. legt großen Wert auf den feinen Trinkfluss.
Das heißt, eine Spur weniger Säure und dennoch Frische, wie man sie von den steirischen Rieden erwartet. Der elegante Glasstoppel wird zuerst von einer Flasche Welschriesling abgenommen. 12,0 % Vol. Alkohol verheißen unkomplizierten Genuss und dennoch wartet der Wein mit einem erstaunlich kräftigen Duft nach Äpfeln und Quitten auf. Es folgt die Scheurebe, auf dem Etikett vorschriftsgemäß als Sämling 88 ausgewiesen. Diese Traube, einst von Julius Georg Scheu gezüchtet, bringt ein cremiges Ergebnis und ist für Franz Triebl das ideale Gegenstück zum Muskateller. Auch hier ist die Säure genau dort, wo sie selbst einem empfindlichen Magen gut bekommt. „Soll ja Spaß machen“, meint der Winzer, „denn wenn ihn die Leute nicht vertragen, nutzt der beste Wein nichts.“ Zu diesen Besten zählt zweifellos der Sauvignon Blanc.
„Er wird in zwei Tranchen geerntet, zuerst um das Grasige zu erhalten, und dann mit größerer Reife, um dem Wein Kraft und Köper zu geben“, ist das Geheimnis dieser perfekten aromatischen Abstimmung. Grauburgunder, Weißburgunder und der Morillon runden mit jeweils klar herausgearbeiteter Sortentypizität die steirische Palette der Weißweine ab. Dass es auch einen sanften Zweigelt und den Grauburgunder „Franz“ als Orangewein gibt nebst exzellentem Weinbrand, ist nebenbei zu erwähnen.
Franz Triebl ist ausgesprochen zufrieden. Er kann sich auf seinen Stradenberg, der gleichzeitig die Lage bezeichnet, verlassen. So konnte er bei Sauvignon Blanc, Morillon und Grauburgunder auch die Linie „Der Stradenberg: beste Lage, bestes Handwerk“ kreieren. Hagelwolken verschonen dankenswerter Weise diesen Hang oberhalb der Katastralgemeinde Gießelsdorf und selten verirrt sich feuchter Nebel aus dem Tal herauf. Die Wetterprognose lautet: überwiegend sonnig.
Die Sonnenkollektoren auf dem Dach erzeugen damit zeitweise mehr Energie als am Hof selbst verbraucht wird. Der Boden zwischen den Stockreihen wird geschont, um ihn vor dem Abschwemmen zu bewahren, und auf die Reben selbst kommt nur natürlicher Pflanzenschutz. Freilich werden Maschinen eingesetzt, da sie, so der Weinbauer, mittlerweile technisch so gut entwickelt sind, dass Laubschneiden und Lese damit ohne Qualitätseinbußen erledigt werden können. „Wir sind nur zu zweit im Weingut“, erklärt Franz Triebl, „mein Vater und ich. Also müssen wir auf solche Hilfen zurückgreifen.“ Erhältlich sind die Weine ausschließlich ab Hof. Aber ihre Qualität hat sich bereits weit über die Landesgrenzen hinaus herumgesprochen. Durstige Wanderer werden gelabt, während ihnen von einer hauseigenen Aussichtsplattform ein Überblick über die zurückgelegte Strecke geboten wird. Und das Schönste daran: Man kann bleiben und sich am nächsten Morgen am vorsorglich bereitgestellten Frühstückskörbchen für einen weiteren entspannten Tag auf dem Stradenberg stärken.