Kultur und Weindas beschauliche MagazinGarten im Schloss © Michael Moosbrugger SCHLOSS GOBELSBURG Dem 850. Jahrgang ein Kreuzgang im Keller
Anno Domini 1171 erhielt das 1138 gegründete Stift Zwettl Weingärten in der Donauregion Kamptal. Der Orden der Zisterzienser, die von Hadmar I. von Kuenring aus Heiligenkreuz im Wienerwald ins Waldviertel berufen worden waren, stammt aus dem Burgund und war bestens vertraut mit dem Wein. Mönche hatten die Kunst des Weinbaus und des Kelterns von den Römern ins Mittelalter gerettet. Mit der Ausbreitung der Klöster über ganz Mitteleuropa kehrte diese Kunst auch nach Österreich zurück. Man erkannte sofort, dass sich Heiligenstein und Gaisberg besonders gut zum Auspflanzen von Weinstöcken eignen. So wird seit 850 Jahren akribisch jeder Jahrgang dokumentiert. Man war mit Leidenschaft am Werk. Die von Benedikt von Nursia in der Ordensregel vorgesehene Hemina Wein, die den Mönchen täglich zugestanden wurde, sollte auch munden. Der Meierhof befand sich ursprünglich in Kammern, brannte aber im 18. Jahrhundert ab und wurde 1786 ins Schloss Gobelsburg verlegt, das der hochverschuldete Vorbesitzer zuvor an das Stift Zwettl verkauft hatte. Das Schloss selbst kann ebenfalls auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sie begann nachweislich 1074 mit dem Urvater der Kuenringer, Azzo de Gobatsburich, und setzte sich über etliche Besitzerwechsel bis zur erwähnten Übernahme fort.
Wein war stets das zentrale Thema, besonders unter Pater Bertrand, einem hervorragenden Winzer, der ab 1958 die Geschicke des Weingutes leitete und unter anderem den Messwein salonfähig machte. Mit 1. Februar 1996 wurde die Leitung in weltliche Hände gelegt. Weingut und Schloss werden seither vom Hotelierspaar Eva und Michael Moosbrugger in Zusammenarbeit mit Willi und Edwige Bründlmayer als eines der Österreichischen Traditionsweingüter von Erfolg zu Erfolg, von Auszeichnung zu Auszeichnung geführt.
Zu den anfänglichen zwei Rieden haben sich eine Reihe hochwertiger Lagen gesellt. Ebenfalls zu ÖTW Erste Lage wurden Ried Lamm, Ried Grub und Ried Renner ernannt. Im Gegensatz zum Heiligenstein und dem Gaisberg mit Riesling gedeiht auf ihnen Grüner Veltliner. Die Beschaffenheit des jeweiligen Bodens liest sich wie eine Reise durch die Erdgeschichte, angefangen vom Zöbinger Perm über die Gföhler Gneisplatte bis zu den angeschwemmten Flusskieseln in der klassifizierten Lage Steinsetz. Diese Vielfalt spiegelt sich in den Weinen wider. Nicht zuletzt sind es auch optimale klimatische Bedingungen, kurz gesagt, das Terroir, die eine derartige Qualität ermöglichen. Jeder Weingarten wird als Individuum betrachtet und man lässt ihm entsprechende Umsicht und Sorgfalt angedeihen. So wird organischer Dünger eingebracht, auf systemische Unkrautvernichtung verzichtet und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert, wobei im Grund uralte Praktiken angewendet werden. Nachhaltigkeit war auch für die Klosterherren ein Anliegen und die Handlese ist kein Marketinggag, wenn jede Traube wie vor urdenklichen Zeiten behutsam einzeln in kleine Kisten gelegt wird, bevor sie zum sanften Pressen in den Keller gebracht wird.
Wein von Schloss Gobelsburg gibt es in drei Linien. In Flaschen mit dem Schloss auf dem Etikett werden Einzellagen und Spezialitäten wie Sekt und Süßweine gefüllt. Mit Schloss und Kirche auf einer original Lithographie um 1840 und der Bezeichnung „Schlosskellerei Gobelsburg“ ist das historische Fundament des Weingutes ausgewiesen. Dazu zählen der Messwein, Cistercien, Cuvée Bertrand oder Riesling Urgestein. Wer typischen Kamptalwein unkompliziert genießen will, greift zur DOMÆNE Gobelsburg. Sie vereinigt in sich alle wesentlichen Eigenschaften dieser Appelation wie Frische, Würzigkeit und hohen Trinkfluss. Ried Gaisberg im Oktober 2013 © Michael Moosbrugger Am besten schmeckt es bekanntlich an Ort und Stelle. Das Verkosten wird bereichert mit dem Wissen um architektonische Details der Anlage, einer Besichtigung der Prunkräume und der andächtigen Einkehr in der Kapelle mit den Gemälden „Christi Geburt“ und „Hl. Bernhard vor dem Kreuze“ aus der Hand von Martin Johann Schmidt. Der prächtige Innenhof des Schlosses ist immer wieder romantischer Rahmen von Hochzeiten oder Kulturevents. Was auf keinen Fall versäumt werden darf, ist ein Besuch des Weinkellers. Zwischen 2017 und 2021 wurde in den Tiefen des Schlosses ein Kreuzgang errichtet, der sich exakt dem Bauduktus der Zisterzienser anschließt und von dessen zwölf Jochen die verschiedenen Kellerbereiche ausgehen. Ein Rundgang durch die romanisch anmutenden Bögen und Gewölbe wird damit zu einem besinnlichen Wandeln vorbei an Fässern, in denen großer Wein ruht, um in seiner vollen Reife dem klösterlichen Motto „Qui bon vin boit, Dieu voit“ (Wer guten Wein trinkt, sieht Gott) gerecht zu werden. zur Seite Winzerporträts Statistik |