Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Ringturmverhüllung 2014 Arnulf Rainer Schleier der Agnes © Norbert Newald

WIENER RINGTURM Mit 65 genauso alt wie der Staatvertrag

Blick auf den Ringturm 1955 © Babsek Edwin

Ein architektonisches Wahrzeichen feiert unverhüllt seinen runden Geburtstag

100 Schilling war der Name „Ringturm“ den Bauherrn 1955 wert. So viel hat der Sieger des dafür ausgeschriebenen Wettbewerbes bekommen. Was der eigens dafür komponierte Foxtrott und das darauf gereimte Gedicht deren Schöpfern eingebracht hat, ist unbekannt. Aber die Wiener waren und sind bis heute auch so stolz auf ihr Hochhaus am Schottenring 30. So meint Dr. Günter Geyer, Vorstandsvorsitzender des seit damals dort ansässigen Wiener Städtischen Versicherungsvereins, genauer gesagt, der Vienna Insurance Group Wiener Versicherung Gruppe (VIG), dass die Eröffnung des Ringturms am 14. Juni 1955 „genau einen Monat nach Unterzeichnung des Staatsvertrags ein starkes Symbol für die wiedererlangte Freiheit, Modernität und den Wiederaufbau unseres Landes war.“ Nichts geändert hat sich auch an der gewaltigen Aussicht vom verglasten 20. Stockwerk, die nicht nur ganz Wien überblicken lässt, sondern an klaren Tagen bis in die Slowakei reicht. Derzeit ist die rasante Aufzugfahrt nach ganz oben aus mehreren Gründen leider nicht möglich.

Das Staatsopernballett bei der Gleichenfeier © Henisch Wiener Presse-Fotos

Zumindest aber zeigt der 20 Meter hohe und mit der Hohen Warte verbundene Mast, eine Idee des Bauherrn Norbert Liebermann, verlässliche Wetterprognosen, sofern man die verschiedenfarbigen Lampen richtig zu deuten weiß. Dem Architekten Erich Boltenstern wurden Planung des Stahlbeton-Skelettbaus und der Entwurf eines Teils der Möblierung übertragen. Er galt als Vertreter einer gemäßigten Moderne und hat mit seinen Ideen das Bild der Donaumetropole ab den 1930er-Jahren (Restaurant auf dem Kahlenberg, Wiederaufbau der Wiener Staatsoper und dem Palais der Böhmischen Hofkanzlei) entscheidend geprägt.

 

Mit dem am 16. Juni 1998 eröffneten Ausstellungszentrum im Erdgeschoss begann ein vermehrter Einzug von Kunst und Kultur in das Hochhaus am Ring. Zum Kunstwerk selbst wurde der Ringturm ab 2006. Jahr für Jahr wurde er seither verlässlich verhüllt, bis auf heuer, als das Corona-Virus die beeindruckende Installation verhinderte. Das erste Mal provozierte Christian Ludwig Attersee die Wiener mit einem freizügigen „Don Giovanni“. Ihm folgten Robert Hammerstiel mit dem „Turm des Lebens“ und Hubert Schmalix mit „Turm in Blüte“. Immer wieder sind es bewusst aus Osteuropa engagierte Künstler, die zur „Ringturmverhüllung“ eingeladen werden.

2016 demonstrierte der tschechische Künstler Ivan Exner den Wienern was für ihn „Sorgenfrei“ bedeutet und zuletzt, also 2019, zeigte uns die bulgarische Fotografin ihre „Zukunfsträume“. Immerhin 4.000 Quadratmeter messen die Kunstwerke, bestehend aus 30 bedruckten Netzbahnen mit rund drei Metern Breite und bis zu 68 Metern Länge. Damit zählt die „Ringturmverhüllung“ zu den größten und spektakulärsten Kunstwerken im urbanen Raum, die unübersehbar den Ruf Wiens als Kulturstadt weltweit zu verbreiten imstande ist.

Wiener Ringturm bei Nacht 2006 Verhüllung Don Giovanni Attersee © Wiener Städtische/Thomas Pitterle
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