Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Die Riegersburg von Südwesten gesehen

RIEGERSBURG Heimat der Hexen und anderen starken Frauen

Wenzelstor, Eingang zur Hochburg

Ein Aufstieg zur stärksten Festung des Abendlandes

Man sieht sie schon von weitem. Über einen mächtigen Basaltfelsen breitet sich wehrhaftes Gemäuer aus, das noch heute die Südoststeiermark zu beherrschen scheint. Die Tage, als da oben Ritter wie Luitbold aus dem Geschlechte der Riegersburg-Wildonier oder die Kuenringer hausten und gegebenenfalls das Land verteidigten, sind lange vorbei. Aber noch Feldmarschall Edmund Graf von Montecuccoli schwärmt in seinen Erinnerungen an den Sieg über das osmanische Heer 1664 bei Mogersdorf bzw. Szentgotthart, wenn er die Burg als „die stärkste Festung der Christenheit“ bezeichnet. Heutzutage „erobert“ man die Festung per Lift, ganz bequem in einer Kabine, die Besucher hinauf und herunter transportiert. Es ist noch nicht lange her, dass man den schweißtreibenden Aufstieg zu Fuß erledigte und sich dabei vorstellte, wie mühsam es einst war, Lebensmittel und Wasser dorthin zu schaffen. Ein besonderer Weg ist der Eselsteig, gerade so breit, dass ein bepacktes Maultier drauf gehen kann. Man muss dazu wissen, dass es sich eigentlich um zwei Burgen handelt.

Brunnen im INnenhof der Hochburg

Oben thronte die Riegersburg und ein paar Schritte unterhalb die Burg Lichtenegg. Der Sage nach ist dieser Pfad entstanden, nachdem zwei Brüder uneins geworden waren und der Fiesling in der „Nider Veste“ einfach den Durchgang für den oberen Burgherren absperrte. Die historische Wahrheit dahinter liegt in den Interessen des Landesfürsten, der seine Macht nicht durch mächtige Adelsgeschlechter beeinträchtigen lassen wollte. Mit dem Bau dieses Saumpfades – man musste ihn aus dem Felsen stemmen – durch die Walseer im 15. Jahrhundert war im Belagerungsfall entsprechende Versorgung der Verteidiger gewährleistet. Er musste sich schon bald bewähren, da die Steiermark zu dieser Zeit unter Pest und Hungersnöten ebenso litt wie unter kriegerischen Einfällen der vorrückenden Türken und des ungarischen Königs Matthias Corvinus. Die Zeiten haben sich gottlob gewandelt und sind friedlicher geworden. Man kann es sich nun leisten, in drei beachtlichen Ausstellungen mit wohligem Gruseln durch diese Epochen zu wandeln.

Ausstellungsansicht bei den Hexen

Beeindruckend gestaltet ist das Hexenmuseum. Projektionen an der Wand des alten Gemäuers laden zum Lesen ein. Man erfährt, wann die Hexenprozesse waren. Sie fanden nicht, wie man allgemein annimmt, im finsteren Mittelalter statt, sondern in der anbrechenden Neuzeit. Es gab auch eine Rechtsgrundlage. Kaiser Karl V. hatte für sein ganzes Reich die „Constitutio Criminalis“ erlassen. Details geregelt wurden im Hexenhammer, verfasst vom Dominikaner Heinrich Kramer (Henricus Institoris). Der Wahnsinn hielt bis zu Kaiser Joseph II. an, der 1887 die Hexenprozesse abschaffte. Bis dahin hatte man nicht den geringsten Zweifel, dass vernichtete Ernten, ausbleibender Kindersegen oder sonstige Ungemach durch Hexen und ihren Pakt mit dem Teufel herbeigeführt waren. Ausführlich wird der Feldbacher Hexenprozess beschrieben. Darin wurden mehrere Priester, die Frau des Burgpflegers Katharina Baldauf, man nannte sie die „Blumenhexe“, und ungefähr 90 weitere Personen anno 1675 zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Das Schicksal von Frau Baldauf wird im Besonderen vorgestellt.

Ihr wurde vorgeworfen, mit dem mitverurteilten Pfarrer Gregor Agricola ein Kind gehabt zu haben, das sie im Burgbrunnen ertränkt hätte, und zweitens, dass sie im Winter Rosen zum Blühen gebracht hätte, was wiederum nur Teufelswerk sein konnte. Damals war es einfach, sich ungeliebter Zeitgenossen zu entledigen. Man brauchte sie lediglich zu denunzieren und schon wurde ihnen unter der Folter ein noch so absurdes Geständnis abgepresst. Erstaunlicherweise gibt es bis in unsere Zeit Hexen. Diese Frauen sind aber stolz darauf, über geheimes Wissen zu verfügen und stellen sich in einem Film am Ende dieses Rundgangs selber vor.

Turnierharnisch und Lanze aus dem 19. Jahrhundert

Das Waffenmuseum steht unter dem Motto „Hieb und Stich“. Empfangen wird der Besucher von einem Ritter zu Pferd und im Harnisch. Brustpanzer, Kettenhemd und Helm sollten ihn vor feindlichen Angriffen schützen. Ihm gegenüber standen Landsknechte, die mit Fernwaffen wie Bögen und Armbrüsten ausgestattet waren und dem schweren Bihänder leicht ausweichen konnten. Hands on! heißt es hier. Man darf ein Gewehr des 16. Jh. anheben und versuchen, damit ins Ziel zu treffen.

Dann weiß man, wie schwierig es war, mit einer der 450 alten Luntenschlossbüchsen einigermaßen genau zu schießen. Raum 3 gehört den Vorderladern. Vier Steinschlossgewehre in prunkvoller Ausführung, Duellpistolen aus dem 18. und 19. Jh. und reich verzierte Jagdgewehre sind Vertreter einer Zeit, in der man auch das Töten anderer noch mit ästhetischem Firlefanz verbrämte. Wesentlich nüchterner präsentiert sich die Gegenwart. Das Maschinengewehr MG 42 lässt es einem kalt über den Rücken laufen, wenn man liest, dass damit 1200 Schuss pro Minute abgefeuert werden können. Die jüngste Vertreterin dieser tödlichen Entwicklung ist eine halbautomatische Pistole aus dem 21. Jh., die sogar einem James Bond noch alle Ehre machen würde.

Bemalte Kassettendecke aus der Renaissance

Den Abschluss macht eine Runde durch das Burgmuseum. Wieder steht eine Frau im Mittelpunkt. Burgherrin Elisabeth Katharina von Galler, kurz „die Gallerin“, war ab 1648 Besitzerin der Riegersburg. Sie ging in die Landesgeschichte der Steiermark als eine markante und tatkräftige Persönlichkeit ein. Ihre Untertanen hatten für sie den Spottnamen „schlimme Liesl“, die bei ihren Ambitionen, die Riegersburg auszubauen, wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer an den Tag legte.

Nachdem ihr Mann, Freiherr von Galler, gestorben war, heiratete sie 1660 Oberst Freiherr Detleff von Capell, der jedoch bald darauf bei Mogersdorf fiel. Zehn Monate danach verehelichte sich die resolute Dame erneut. Ihr nunmehriger Gatte, Hans Rudolf von Stadl, war um einiges jünger, aber begütert mit der Herrschaft Kronberg. War es der Altersunterschied oder die Unverträglichkeit der Gallerin, die Ehe wurde jedenfalls bald geschieden. Ihr Vermögen erbte das einzige Kind, die Tochter Regina, die den Grafen Johann Ernst von Purgstall ehelichte. Die letzte Ruhestätte der zeitlebens umtriebigen Gallerin ist unbekannt, da sie sich ein Grabmal in der Burgkapelle verbat.

Ihr Schwiegersohn hat die zweifelhafte Ehre, als Hexenrichter in die steirische Landesgeschichte einzugehen. Allen diesen Gestalten aus grauer Vorzeit begegnet man in den Räumlichkeiten der Burg und kann ihnen sogar beim Schmausen zusehen. Erstaunlich was damals bei einem einzigen Mahl verdrückt wurde. Wer dabei Appetit bekommt, hat in der Burgtaverne die Möglichkeit, eine kräftige Stärkung zu sich zu nehmen, während er alle die Eindrücke aus dieser Zeitreise zu verdauen versucht.

Die Riegersbrug von Süden her gesehen
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