Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Die Cantina Petrelli in Carminani (LE) © Petrelli

CANTINA PETRELLI Ein Weingut Apuliens zwischen Tradition und Innovation

Chiara und Giovanni Petrelli in ihrem Weingarrten © Petrelli

Faszinierende Entdeckungen in einer Welt bemerkenswerter Traubensorten

Am Absatz des Stiefels, dem High Heel Italiens, zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten ein wundersamer Aufschwung in der Anerkennung des dort gekelterten Weines ab. Apulien wurde lange dazu missbraucht, um für renommierte Betriebe des Nordens Weine zu liefern, um manchem dort zu dünn geratenen Tropfen entsprechende Intensität und damit Italianità zu geben. Primitivo oder Negromaro reifen unter der südlichen Sonne und über das Jahr angenehmen Temperaturen zu gehaltvollen Roten heran, die aber selten als solche in den Cuveés ausgezeichnet waren. Bis Winzer wie Paolo Petrelli in den 1970er-Jahren die Chance ergriffen, mit eigenen Produkten in der Weinwelt zu reüssieren. In seinem Fall waren es Tabakfelder in der Gemeinde Carmiano (Provinz Lecce), die in „una belissima distesa di viti“ (eine wunderschöne Rebfläche) verwandelt wurden. Mit Geschäftstüchtigkeit und Leidenschaft für Grund und Boden legte er 1984 die Basis für die heutige Cantina Petrelli, die nunmehr in der dritten Generation auch international erfolgreich unterwegs ist.

Eine Traube vom Negromaro wird gelesen © Petrelli

Es darf also bereits von Tradition gesprochen werden, die der Önologe und Winzer Giovanni Petrelli respektvoll fortsetzt, nicht ohne auf notwendige Innovationen zu verzichten. Dass Schneiden und Ernten noch immer mit der Hand durchgeführt werden, ist allein den Trauben geschuldet, die nur so, wie Giovanni überzeugt ist, höchste Qualität erbringen können.

Die Weingärten der Cantina Petrelli in der Gemeinde Carmiano © Petrelli

In der Via Villa Convento ist das Weingut nicht zu übersehen. Das prächtige Gebäude ist von seiner Architektur her eine Verbeugung vor den ersten Weinbauern der Gegend, den Griechen der Antike, die hier schon vor vielen Tausend Jahren ihre Rebstöcke pflanzten. Als es 1850 erbaut wurde, war die Tenuta Fondo della Chiusa der Landsitz und Sommerresidenz eines Adeligen. 1920 wurde das Anwesen von Familie Petrelli erworben und ist heute die wahrlich repräsentative Produktionsstätte des Weingutes.

Wo einst die Kühe eingestellt waren, werden heute in noblem Rahmen die diversen Weine der Cantina Petrelli verkostet. Das Angebot will einer stets anspruchsvolleren Klientel absolut gerecht werden, wenngleich dieser ein gute Portion Neugier nicht schadet. Denn in Österreich und Deutschland, beides selbst Weinländer, kennt man kaum die Traubensorten, die man bei Petrelli vorgestellt bekommt. Derlei Ignoranz könnte einen jedoch um den Genuss beispielsweise eines Rosso Negromaro, auf Deutsch schwarz-bitter, bringen, dessen tiefdunkles Rot, das kräftige Aroma und die abgestimmten Tannine ein wundersamer Spiegel dieser bukolischen Landschaft in einer fruchtbaren Ebene sind.

Messen des beachtlichen Zuckergehalts apulischer Trauben © Petrelli

Mit drei Klassifizierungen wird Ordnung in das Angebot von Petrelli gebracht. Es gibt „I Classici“, „I Vini della Tradizione“ und als Hinweis auf die große Geschichte des Hauses „I Vini della Chiusa“. Für die Klassischen stehen „Don Pepè“ als Roter und die weiße Cuveé „Petricore“. Zu den Traditionsweinen zählen neben dem frischfruchtigen Weißen „Luna Saracena“ aus der autochthonen Traube Fiano der für alle Gelegenheiten passende „Cavarletta“, ein Rosato vom Salento Negromaro.

In der selben Reihe stehen der ebenso vielseitige „Primitivo“, ein I.G.P. Salento, und der „Centopietre“ D.O.P. Salice Salentino, ein Verschnitt aus Negromaro und der Traubenrarität Malvasia Nera di Lecce. Die drei markanten Bögen der Fassade prangen stolz am Etikett des „Tre Archi“ D.O.P., einem Negromaro aus der Lage „agro di Carmiano“ mit einem überwältigenden Duft nach reifen dunklen Früchten mit einem Hauch von Vanille und Lakritze.

Die „Hausweine“, weil benannt nach „della Chiusa“, sind zuerst einmal der Bianco Verdeca, gewonnen aus einer Traube, die vorwiegend in Apulien gedeiht und einen Wein mit strohgelben Reflexen zeitigt. Ein Rosato Negromaro und ein Rosso Negromaro runden das Programm der Cantina Petrelli ab, bevor es ins Land hinausgeht, um sich als Tourist in Apulien umzuschauen und das Pflichtfoto von einem der Trulli, den weißen kegelförmigen Häusern, an die Daheimgebliebenen zu senden.

Urkunde der Èccellenze Italiane für die Weine von Petrelli © Petrelli
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