Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Die Schank am neuen Platz

Die alte Schank am neuen Platz

MAYER AM PFARRPLATZ Heurigen-Tradition in neuem Glanz

Der Mayer am Pfarrplatz, wie man ihn kennt

Der Mayer am Pfarrplatz, wie man ihn kennt

1683, 2022: zwei Eckdaten für gemütliche Weinseligkeit

Es hat einen Architekten gebraucht, der in Jahrhunderten denkt und es daher schafft, Altes und Neues so zu verquicken, dass aus der Vergangenheit nichts verloren geht und trotzdem die Gegenwart spürbar wird. Erich Bernard, der diese besondere Gabe bereits bei der Neugestaltung des Pfarrwirtes in Heiligenstadt, dem ältesten Wirthaus Wiens, unter Beweis gestellt hat, war beauftragt worden, während des laufenden Betriebes einen Umbau zu bewerkstelligen. Der Unternehmer Hans Schmid hatte 2007 den Heurigen auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Inhabers, des legendären Franz Mayer, übernommen, quasi als Erbe, das von ihm nun mit aller Demut dieser Aufgabe gegenüber fortgeführt wird. Nun war es an der Zeit, den von seinem Vorgänger begonnenen Aufbau zu einem (vorläufig) krönenden Abschluss zu führen. Am 21. April 2022 konnte das Finale dieser Renovierungsarbeiten präsentiert werden.

Neu ist diese künstlerische Installation

Neu ist diese künstlerische Installation

Die alten Weinstöcke wurden sorgsam bewahrt

Die alten Weinstöcke wurden sorgsam bewahrt

Den zahlreichen Stammgästen mag auf den ersten Blick auffallen, dass Schank und Buffet verlegt wurden. Geblieben ist jedoch die Stimmung, die beispielsweise die beiden Fassböden hinter der Budel ausstrahlen. Die modernen Elemente fügen sich bescheiden in das gewohnt gemütliche Ambiente, das der Gast bei einem Heurigen erwartet. Vielleicht hätte sie Ludwig van Beethoven bemerkt, der schließlich in diesem Haus gewohnt und komponiert hat. Wer jedoch das erste Mal durch den Torbogen tritt, wird wie ehedem von Weinranken über dem Hof empfangen und darf sich seinen Platz in deren Schatten oder im großen Gastgarten hinter dem Haus unter dem Laubdach stattlicher Bäume aussuchen; sofern es nicht regnet, dann befinden sich im Inneren in neu adaptierten Räumen genügend Sitzplätze, um einem Abend bei einem Viertel Gemischter Satz zu genießen. Clemens Keller, Geschäftsführer vom Mayer am Pfarrplatz, strahlt, wenn er die Philosophie dieser Neuerungen auf den Punkt bringt: „Wir sind eng mit der Geschichte unseres Hauses verwurzelt. Diese wollten wir trotz Modernisierung nicht wegradieren, sondern unterstreichen. Ein Heuriger bleibt ein Heuriger. Ich denke, dass uns diese Fusion sehr gut gelungen ist.

Die Wand der Legenden, die hier zu Gast waren

Die Wand der Legenden, die hier zu Gast waren

Rechtzeitig zum Fest sind ein opulentes Buch und eine CD erschienen. Die Lektüre sollte in keinem Wiener Bücherregal fehlen, denn PFARRPLATZ WIRT WEIN (erschienen in der EDITION A La Carte) ist mehr als die Denkschrift für einen Heurigen. Neben einer unglaublichen Fülle an prominenten Eintragungen im Gästebuch erzählt es Geschichte, angefangen vom trinkfreudigen Kaiser Probus über Beethovens Heiligenstädter Testament bis zum Staatsvertrag 1955, der angeblich mit Wein ersoffen wurde. Der Tonträger wiederum schafft mit seinen Wiener Liedern sogar zuhause eine Spur von Heurigenstimmung, die allerdings einen Besuch des Mayers am Pfarrplatz nicht ersetzen kann.

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