LAURENZ 4 Bier brauen auf der Wieden und Glas für Glas genießen
Süffiger Gerstensaft zu herzhaftem Essen, angerichtet von einem jungen Team
Dass Bier trinken durchaus den Geist beflügeln kann, widerspricht zwar der gängigen Meinung von Weinfreunden, die derlei inspirierende Wirkung auf den Traubensaft beschränkt sehen wollen. Seit letztem März gibt es Wien jedoch einen Ort, an dem der Beweis für diese kühne These angetreten werden kann. Es ist das Laurenz, ein Brauerei-Restaurant in der Wiedner Hauptstraße, das gepaart mit seiner Jugend die große Tradition des Wiener Bieres mutig aufgenommen hat. Man braucht dazu nur ein kleines „Gaudenz Dorfer“ (Hausbier hell) oder „Die fesche Margarete“ (Lager) zu ordern, am hübschen Schaum zu schnuppern, um die feinen Malzaromen in die Nase steigen zu lassen, bevor man das Glas an den Mund setzt und nicht aufhören kann, von dieser Köstlichkeit zu trinken. Die Kohlensäure ist mild, die Temperatur moderat und damit ein selten erlebter Trinkfluss die erfreuliche Folge des nun gelöschten Durstes. Der Rest ist Biergenuss eines Neugierigen, der natürlich auch das hopfige Pils, benamst mit „Florians Durst“, oder das Red Ale „Der siebente Brunnen“ verkosten will.
Schließlich geht es um einen Überblick über das beachtliche Angebot an Sorten, die an der langen Reihe von Hähnen sorgsam gezapft werden. „BBQ Bier Spareribs“ oder ein „Ausgelöstes Steirisches Backhendel“ sind die solide Grundlage für weitere Expeditionen auf der Bierkarte, die immer wieder Neues bietet. Es wird an Ort und Stelle gebraut und das jeweilige Ergebnis den experimentierfreudigen Gästen zum Gustieren angeboten, während diese in angeregten Gesprächen den Höhenflügen ihrer Gedanken freien Lauf lassen können. Es wird möglicherweise auch darüber debattiert, was die Ziffer 4 und die Jahreszahl 1850 im Logo verloren haben könnten. Die Antwort ist: Wieden ist der 4. Wiener Gemeindebezirk und wurde in diesem Jahr eingemeindet.
Die Idee zu dieser Kombination aus Brauerei und Gastronomie stammt von Igor Nesterenko, der ursprünglich nur Bier herstellen wollte, am derzeit herrschenden Boom von Craft Beer aber keine so rechte Freude hatte. Das über Jahrzehnte äußerst erfolgreich betriebene, aber vor ein paar Jahren geschlossene Lokal „Steirer Stuben“ in der Wiedner Hauptstraße 111 bot die Räumlichkeiten, die sowohl die Einrichutung eine Brauerei als auch eine entsprechend große Gaststube mit Bier affiner Küche erlaubten.
Der Gast sitzt also direkt am Ort der Biergenese, kann zuschauen, wenn die beiden Braumeister Oleg Strelnikov und der auch für die technische Leitung zuständige Bernhard Buttinger am Werken sind. Man kann sie fragen, was gerade passiert, wenn einer von ihnen an den malerischen Kupferkesseln steht, mit einem Schälchen hantiert und dessen Inhalt eingehend betrachtet. Oleg erklärt gerne, dass es sich um einen Test handelt, ob sich die im Malz enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt hat. Die gelbe Farbe des Tropfens Flüssigkeit lässt ihn zufrieden lächeln: „Wäre sie blau, dann hätte ich einen Fehler gemacht, der einem Profi nicht unterlaufen darf.“ An der Seite des einen Kessels lässt ein Glaszylinder die sprudelnde Mischung beobachten, die nach penibel abgestufter Erhitzung die dafür vorgesehenen 700 Liter Wasser, vermischt mit der idealen Menge Malz zur Würze, wie die Brauer diese Mischung bezeichnen, werden lassen. Hinter Glaswänden wird in Stahltanks aus dem fruchtig nach Getreide schmeckenden Saft schließlich das Bier, wie es der Genießer schätzt. Nach entsprechender Reifung kommt es in Kegs zu 20 oder 50 Liter an die Schank, an der unter der Leitung von Sven ein im Bierzapfen bestens geschultes Team die Gläser füllt.
Brauereileiter Boris Strelinkov freut sich mit seinem Chef Igor an der tollen Stimmung in seiner Mannschaft. Die fürs Marketing zuständige Julie bringt es auf den Punkt, wenn sie lachend feststellt: „Wien braucht uns genau so, jung und dynamisch. Wir sind die neue Generation“, und ganz wichtig, „dass die Freude an der Arbeit auch die Gäste des Laurenz spüren“, wenn sie ihre Freizeit inmitten dieser jungen Brauerei auf der Wieden verbringen, um Glas für Glas das hier gebraute Bier zu genießen.
