Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Blick über die Ried Hochstrass

DANIEL JUNGMAYR Ein „kostbarer“ Besuch beim Winzertalent des Jahres

Der Innenhof des Weingutes Jungmayr durchs Glas gesehen

Eine klare Linie und Kontinuität sind das Erfolgsgeheimnis des Weinviertler Jungwinzers

Die Aussicht bei der liebvoll erhaltenen Hiata-Hütte ist überwältigend. Wie von einer Warte aus überblickt man das südliche Weinviertel über das Donautal hinweg bis weit ins Alpenvorland hinein. „Dort ist der Gipfel des Ötschers zu erkennen und weiter östlich mit den zwei Buckeln der Schneeberg“, gibt Daniel Jungmayr seinem Besucher Hilfestellung, damit der sich im gebotenen Panorama auch zurechtfindet. Dabei sind es gerade 360 Höhenmeter, von denen die Riede Hochstrass sanft nach Süden hin abfällt. „Was natürlich ein Vorteil ist. Die Lage ist kühl, aber mit ihrer Neigung bewahrt sie uns vor dem Spätfrost“, freut sich der Winzer, der hier die Trauben für einen der beiden Siegerweine bei der Schlossquadrat-Trophy 2020 geerntet hat, einen Roten Veltliner Reserve (2018), der im (gebrauchten) Akazienfass sechs Monate gereift ist. Ein Kostschluck lässt keine Zweifel offen, dass es sich bei diesem Wein um eine Rarität handelt, die wahrhaftig preiswürdig ist. Trotz trockenen Ausbaus bereichern zarte Honignoten, ein Anklang von Zuckermelonen und reifer Renette das Geschmacksbild.

Daniel Jungmayr zeigt seinen Besuchern den Ötscher

Kaum hat der Jungwinzer die Stockreihen betreten, beginnt er ganz nebenbei mit der Laubarbeit. Ende Juni ist die Blüte vorbei und die Trauben setzen bereits kleine Perlen an, die gierig nach Sonne sind und Daniel Poesie entlocken: „Man kann ihnen fast beim Wachsen zuschauen. Tag für Tag nehmen sie enorm zu. Das macht dem Winzer wahre innerliche Freude.“ Schließlich ist auch er überzeugt, das guter Wein ausschließlich im Weingarten entsteht. Im Keller kann die Qualität nur gehalten werden, was im Weingut Jungmayr jedoch offenbar das geringste Problem darstellt.

Die alte Hiata-Hütte in der Ried Hochstrass

Vor sechs Jahren ist Daniel voll in den Betrieb seiner Eltern Robert und Erna eingestiegen; nach profunder Ausbildung mit Matura an der HBLA Klosterneuburg, einem Önologie-Studium an der BOKU Wien und einigen Praktika, so bei Schlumberger und auf einem der riesigen Weingüter Südafrikas. Gutes Zusammenspiel mit den Eltern ist ihm wichtig, „was ja nicht selbstverständlich ist“, wie er betont, „so ist mein Vater – er ist für Weingartenarbeit zuständig – immer offen für das Probieren.

Die 20 Hektar im südwestlichen Weinviertel in Ebersbrunn (Gemeinde Hohenwarth), eingebettet zwischen den zwei Weinbaugebieten Wagram mit Großriedenthal und Kamptal mit dem Nachbarort Strass, lassen dazu genügend Platz, zum Beispiel für Experimente mit der PIWI-Rebsorte Blütenmuskateller. Diese pilzwiderstandsfähige Kreuzung aus Sauvignon Blanc und Gelbem Muskateller hat 2019 eine ansprechende Mischung aus Holunder-, Minze- und Zirtustönen in die Flasche gebracht und könnte durchaus in der Lage sein, die unter Weinfreunden hartnäckig gehegte Skepsis gegenüber neuen Aromabildern zu erschüttern.

Freude am Gedeihen der Trauben nach der Blüte

Die wichtigste Sorte ist jedoch nach wie vor der Grüne Veltliner. Schließlich eignet sich der Löss in der Ried Spiegel wie kein anderer Boden so optimal für diesen typischen Weinviertler. Der zweite Siegerwein war daher auch ein Weinviertel DAC Reserve 2018, der mit fruchtiger Nase, enormer Komplexität am Gaumen und einem mächtigen, endlos lang anhaltenden Abgang besticht. „Ich mag diese Sorte“, lächelt Daniel, als er das Aufblitzen in den Augen seines Gegenübers bemerkt:

Mir gefällt die Vielzahl an Möglichkeiten, die vom leichten Wein bis zur kräftigen Reserve reichen.“ Wie alle anderen seiner Weine beweist auch dieser Grüne Veltliner die Philosophie von Daniel Jungmayr. Wichtig ist ihm eine klare Linie und Kontinuität, die er für sich bereits gefunden hat. „Verwendet werden zwei bis drei neutrale Hefen. Damit erhalte ich im klassischen Bereich schöne Frucht, Würzigkeit und Saftigkeit, die am Gaumen Druck macht; natürlich auch das Pfefferl“, verrät der Winzer die Details, die seinen DAC in den letzten drei Jahren mit vier Weinen in den SALON von Österreich Wein gebracht haben.

Eine Kellerkarte von Günter Stockinger

Omnipräsent ist die Kellerkatze. Es sind durchwegs Werke des Weinviertler Künstlers Günter Stockinger, die im stimmungsvollen Kostraum, dem ehemaligen Schweinestall, ihren schwarzen Buckel hochbiegen und im blitzsauberen Innenhof eventuell verirrte Mäuse verjagen. Früher saßen sie auf dem besten, weil wärmsten Fass des Weinbauern und, so berichtet der Künstler, schreckten sogar Napoleons Soldaten vom Plündern des Weins ab. Die alten Fässer gibt es bei Jungmayr noch.

Sie ruhen in einer Kellerröhre und werden, so weit es noch möglich ist, auch verwendet, vor allem für den Rotwein, der mit Zweigelt und Cabernet Sauvignon vertreten ist. Dick mit Kellerlurch überzogene Flaschen lassen die vielen Generationen erahnen, die neben der (längst aufgelassenen) Landwirtschaft mit Vieh und Feld in dieser traulichen Tiefe ihren Wein gemacht haben. Tradition ist groß geschrieben im Hause Jungmayr, aber ohne auf das Neue zu verzichten.

Nur eine Glastür trennt die gewölbten Keller von den Stahltanks auf dem jüngsten Stand der Technik. In ihnen reifen die Weißen wie der Grüne, der Rote und der Frührote Veltliner neben einem kleinen Teil Riesling. Verkauft wird der Großteil des Weins, und darauf ist Daniel stolz, im Inland, und da hauptsächlich an Vinotheken, Restaurants und Supermärkte; natürlich auch ab Hof, denn nur so ist die herzliche Gastfreundschaft dieses Jungwinzers und seiner Familie unmittelbar zu erleben.

Uralte Kellerröhre im Hof des Weinguts Jungmayr
Flaschen mit Kellerllruch überzogen
Rosenpracht im Innenhof des Weingutes Jungmayr
Weingut Jungmayr Logo 300

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