Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Gehört auch zum Weingut: Ried Losling

Gehört auch zum Weingut: Ried Losling

WEINGUT JOSEF BAUER Roter Saphir, ein „Edelstein“ vom Wagram

Josef Bauer im Kostraum seines Weingutes

Josef Bauer im Kostraum seines Weingutes

„Roter Veltliner? Im Weingarten ist er ein richtiges Mimoserl.“

Es ist freilich ein Scherz, den der Winzer zu seinem Namen auf Lager hat: „Wer nicht Bauer heißt, muss ein Zugezogener sein.“ Aber in Feuersbrunn und Umgebung gibt es tatsächlich eine ganze Reihe von Winzern mit dem Familiennamen Bauer. Sein Weingut heißt deswegen ausdrücklich „Josef Bauer“. Es kann auf das Gründungsjahr 1896 zurückblicken und ist mit seinen Weißweinen bekannt geworden. Bis in die späten 1980er-Jahre gehörte auch das benachbarte „Gasthaus zum goldenen Kreuz“ dazu. Es wird seither von Bruder Gerhard betrieben. Josef, der in jungen Jahren als Joe am Zeugl einer Big Band den richtigen Drive gegeben hat, hat sich dem Weinmachen verschrieben. Seine Liebe zur Musik beschränkt sich auf die Mitwirkung in der örtlichen Blaskapelle. Die Musen, und dazu zählt auch die Kunst in vielerlei Formen, sind dennoch wichtige Begleiter seines Lebens geblieben. Besucher der Kunsthalle Wien kennen ihn längst, wenn bei Eröffnungen Josef Bauer seit vielen Jahren mit Grünem Veltliner und Riesling zur Stelle ist, um mit großzügigem Ausschank Gespräche zu den gezeigten Werken und über die vertretenen Künstler anzuregen. Aber nicht nur die Versorgung der Kunstfreunde, auch die Kunst selbst und die Literatur sind ihm ein Anliegen. Er kann, wie er sagt, ausnehmend gut mit Alternativ-Denkern. Sein Motto hat er sich von der Secession mit in den Wagram genommen: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“.

Das Geburtstagsfass (60er) in der Kellerröhre

Das Geburtstagsfass (60er) in der Kellerröhre

Josef Bauer auf der neuen Aussichtsplattform

Josef Bauer auf der neuen Aussichtsplattform

Die 13 Hektar Weingärten liegen zum größten Teil am Hengstberg im Norden der Gemeinde Feuersbrunn. Der Boden lässt sich mit 80% Löss und einem Rest aus Tertiärschotter oder einem Gemenge aus beidem beschreiben. Darauf wachsen in den Lagen Spiegel, Rosenberg oder Losling 85% weiße Trauben. Der Rest ist rot und davon ist wieder die Hälfte für Joe´s Rosé reserviert. Zwei Drittel von den Weißen sind Grüner Veltliner, 20% Riesling. Seit 2015 gedeiht dort auch der Rote Veltliner, eine Sorte, ohne die ein Weingut auf dem Wagram heutzutage nicht mehr auskommt. 2017 gab es die erste Jungfernlese. Josef Bauer weiß um die Probleme, die der „Rote“ einem Winzer bereitet: „Er ist sehr spezifisch, weil extrem autochthon, damit meine ich, dass es kaum noch Selektionen gibt.“ Die Trauben sind höchst unterschiedlich. Die einen sind rundum hell rot, die anderen bräunlich, einige sind wieder vorne rot und hinten weiß, „und die Sorte ist ein richtiges Mimoserl. Beim Stecken hängen die Triebe sofort wieder heraußen. Außerdem sind die großen, dichtbeerigen Trauben extrem anfällig für Fäulnis. Spaß macht er erst im Keller“, lacht Josef Bauer, der den Roten Veltliner klassisch als leicht trinkbaren Wein, aber auch im Premiumbereich ausbaut.

Impression aus der Feuersbrunner Kellergasse

Impression 1 aus der Feuersbrunner Kellergasse

Drei Clayver (Keramikgefäße) im Presshaus

Drei Clayver (Keramikgefäße) im Presshaus

Sohn Florian hat mittlerweile das Kommando als Kellermeister übernommen. Eines seiner ersten großen Werke sind „Edelsteine“, entweder aus Weißem Burgunder als „Weißer Saphir“ oder aus dem Roten Veltliner als „Roter Saphir“, hergestellt in Spontangärung und Ausbau in Holz oder Keramik, also im Clayver, einem Tongefäß mit winzigen Poren, um dem Wein die richtige Portion Sauerstoff zu ermöglichen. Noch werden diese Spezialitäten im alten Keller produziert, neben der Rotweincuvée „Viktoria“ (benannt nach einer Tochter) und dem Orange-Versuch mit Sauvignon Blanc namens Leandertaler (Lea ist die Schwiegertochter in spe). Das Kellerhaus, das um 1800 herum entstanden ist, hat übrigens eine interessante Geschichte. Josef Bauer erzählt: „Als Joseph II. mit seinem Buschenschank – Patent 1774 den freien Verkauf von selbst gekeltertem Wein erlaubt hat, durften die Weinbauern die Trauben auch selbst verarbeiten. Bis dahin mussten sie das Lesegut an die Zehenthöfe abliefern.“ Damals sind die pittoresken Kellergassen entstanden, mit ihren Röhren im Löss, von denen die des Weingutes Josef Bauer immerhin 50 Meter misst. Wenn es auch romantisch aussieht, es macht allerdings viel Mühe, die eine neu geplante Anlage ersparen soll.

Impression 2 aus der Feuersbrunner Kellergasse

Impression 2 aus der Feuersbrunner Kellergasse

Blick über die Kellergasse nach Feuersbrunn

Blick über die Kellergasse nach Feuersbrunn

Draußen im Weingarten darf sich die Seele erholen. Die Aussicht ist grandios. Von bestimmten Punkten aus reicht der Blick zu den fünf Weinregionen Wagram, Traisental, Kamptal, Kremstal, Wachau, „und Richtung Süden sogar bis zum Schneeberg“, klärt der Winzer seine Begleiter auf, um lächelnd hinzuzufügen, „dazwischen stehen drei Symbole für Glaubensbekenntnisse. Links steht der Kirchturm von Feuersbrunn, rechts die buddhistische Friedens-Stupa bei Grafenwörth und in der Mitte, nicht zu übersehen, der Raiffeisen-Turm.“ Vom Ort her verirren sich an diesem sonnigen Feiertag in die Ried herauf einzelne Töne der Blasmusik. Josef sollte selbst dabei sein, wird aber würdig vertreten: Am Schlagzeug von Sohn Florian, an der Flöte wirkt Viktoria und an der Klarinette die andere Tochter Katharina. Gattin Christine macht als Sängerin im Kirchenchor das familiäre Quintett komplett. Musik und Wein sind im Weingut Josef Bauer also zu einer sympathischen Einheit verschmolzen, die bei etwas Aufmerksamkeit in jedem Achterl, das freundlich den Besuchern kredenzt wird, zu schmecken ist.

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