Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Wilhelm Holzmeister-Bau als Reifekeller von Eichenwald

EICHENWALD Ein Best-of Blaufränkischland vereint in einer Hand

Johannes Forauer und Andreas Altmann vom Team Eichenwald

Alte Geschichten als Basis für eine ambitionierte Zukunft

Diese Flaschen haben was zu erzählen. „Guter Geschmack lässt sich stehlen“ liest man auf der Blaufränkisch Klassik, um weiter zu erfahren: „Das wusste man schon um 1700, als in den Eichenwäldern um Horitschon Weintraubendiebe umhergingen.“ Klickt man nun auf die Webseite von www.eichenwald.at liest man, was es *wein & traubendieb für eine Bewandtnis hat. Es bezieht sich auf eine Gerichtsverhandlung anno 1747. Drei Nuss- und Weintraubendiebe waren angeklagt, die im Weingebirge Deutschkreutz vom Hiata Michael Haydenreich beim Stehlen erwischt und mittels dessen „Hiatahackl“ durch Schläge über den Buckel verjagt worden waren. Wie das Urteil ausgefallen ist, wird nicht verraten, aber es könnte bis zum Abschneiden der Ohren gegangen sein, was wohl eine nachhaltige Abschreckung für andere Langfinger zur Folge gehabt hätte. Johannes Forauer, selbst Weinbauer in Horitschon, ist seit 2019 Geschäftsführer und erzählt, wie sie in der Ortschronik geblättert und dort entdeckt haben, dass der Ortsname im Altslawischen soviel wie „Die Leute bei den Eichen“ bedeutet.

Alte Sagen wie der *gugafanger  auf der Flasche

Das hat sie dazu ermuntert, die seit 1962 bestehende Genossenschaft auf „Eichenwald“ umzubenennen. „Eichen spielen bis heute eine große Rolle in Horitschon und sind für mich ein Symbol für Ruhe, Kraft, Langlebigkeit und Beständigkeit“, erklärt er die Wahl des für ein Weingut auf den ersten Blick doch eher ungewöhnlichen Namens. „The Oak“ ist daher auch die Topcuvée, die 40(!) Monate im Barrique zu ungewöhnlicher Rundung und Größe reifen darf.

Vorfrühling im Eichenwald bei Horitschon

Die Mittelburgenland DAC Ried Gfanger zeigt einen Kuckuck und erinnert mit einem Schmunzeln, wie die Horitschoner einst zu ihrem Spitznamen gekommen sind. *gugafanger erinnert an den vergeblichen Versuch, den Kuckuck mittels Umsägen der Eichen zu fangen. Der listige Vogel zog sich von einem Baum zum nächsten zurück, bis alle Eichen gefällt waren und er in die Nachbarschaft Raiding ausweichen musste, dessen Bewohner über die patscherten Gugafanger herzlich lachten. Heute ist man glücklich darüber, dass es in Horitschon erstens noch Eichen, zweitens aber auch die Genossenschaft gibt, dank derer viele Kleinbetriebe mit einem halben bis einem Hektar Weingärten noch die Mühe auf sich nehmen, diese nicht aufzugeben. „Sie hegen ihren Weingarten wie ihr Gemüsegartl und bringen uns damit beste Traubenqualität“, strahlt Forauer, „mit der wir im Spitzensegment mitspielen können. Unser Einzugsgebiet erstreckt sich über das gesamte Mittelburgenland, über Unterpetersdorf, Neckenmarkt, Deutschkreutz bis Lutzmannsburg.

100 Mitglieder liefern die Trauben, die in Horitschon verarbeitet werden. Kellermeister ist Gregor Wolf, ein junger Mann, der seit 2008 für die einheitliche und stabile Qualität der Weine zuständig ist. Wenn es wie bei Ried Gfanger, einem DAC, oder der Blaufränkisch Reserve Ried Dürau um Lagenweine geht, wird von ihm zwei Mal im Jahr kontrolliert und der exakte Lesezeitpunkt bestimmt. Dann wir separat geerntet und der Wein in eigene Fässer gefüllt, um nach entsprechender Reifung abgefüllt und auf den Markt gebracht zu werden.

 

An die 1000 Stück Barriquefässer lagern im 2004 eröffneten neuen Gebäude von Eichenwald. Geplant hat diesen Tempel des Weines Prof. Wilhelm Holzbauer. Der Reifekeller erinnert tatsächlich an sakrale Bauten oder an ein Festspielhaus, mit denen dieser österreichische Architekt bekannt geworden ist. Man darf in Horitschon darauf stolz sein, dass in diesem modernen Umfeld, ausgestattet mit Technik auf dem neuesten Stand, große Weine entstehen und ganz nebenbei das alte, hartnäckige Vorurteil vom minderwertigen Genossenschaftswein klar widerlegt wird.

Dafür sorgt auch ein junges Team, das gemeinsam und mit viel Engagement auf ein großes Ziel hinarbeitet. Johannes Forauer: „Vorgesehen ist die Vermarktung des gesamten Sortiments in Flaschen. Es ist unumgänglich, um die Mitglieder zu halten und ihnen jedes Jahr auch entsprechende Preise für ihre Trauben bezahlen zu können.“ Wenn auch die Verwirklichung noch in der Zukunft steht, der Anfang ist gemacht, denn auf einen richigen „Eichenwald“ ist stets Verlass.

Impression: Basaltbomben am Eingang zum Reifekeller
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