Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Dubai mit Kreuzfahrtschiff gegenüber von Palm Jumeirah

Dubai mit Kreuzfahrtschiff gegenüber von Palm Jumeirah

VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE Seit 50 Jahren eine Oase des Friedens

Das Museum der Dubai Future Foundation

Das Museum der Dubai Future Foundation

Al salam alikom im Reich der Superlative von Dubai, Sharjah und Abu Dhabi

In den 1960er-Jahren wurde man sich am Persischen Golf bewusst, welch eminentes Kapital sich unter dem Wüstenboden verbarg. Es erwachte die Erinnerung an Ali Babas unerschöpfliche Schätze, wie sie in 1001 Nacht geschildert werden. In der Zwischenzeit hatte man mit Perlenfischerei, Handel mit Datteln oder bis zur Erklärung des „Ewigen Seefriedens“ 1853 mit Piraterie das Überleben bestritten. Es war seine Hoheit Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan von Abu Dhabi, der 1966 erkannte, dass die nahezu explodierenden Einnahmen aus der Erdölförderung nicht nur in goldene Wasserhähne des eigenen Palastes angelegt, sondern damit auch in eine gedeihliche Entwicklung des Emirates investiert werden konnten. Davon sollten auch die ärmeren Nachbarn profitieren und die allgemeine Lebensqualität des Volkes gehoben werden.

Textilladen im historischen Viertel Al Fahidi

Textilladen im historischen Viertel Al Fahidi

Schwärme von Abras auf dem Dubai Creek

Schwärme von Abras auf dem Dubai Creek

Die weit nach vorne schauende Selbstlosigkeit dieses Herrschers und die Bereitschaft der anderen Scheichs zum Mitmachen führte schließlich am 9. Dezember 1971 zur Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate, kurz VAE, oder auf Arabisch الإمارات العربية المتحدة, einer Föderation von sieben Fürstentümern: Abu Dhabi (mit der gleichnamigen Hauptstadt), Aǧmān, Dubai, Fujairah, Raʾs al-Ḫaima, Sharjah und Umm al-Qaiwain. Der Bodenschatz sprudelte und die Welt beugte sich in ihrem Bedarf nach Kraftstoff wenn auch zähneknirschend den Preisen, die von den in weißem Aba (Mantel) und Kufiya (Kopftuch) gewandeten Herren freundlich, aber knallhart diktiert wurden.

Abendstimmung beim Louvre Abu Dhabi

Fast schon selbst ein altmeisterliches Gemälde: Abendstimmung beim Louvre Abu Dhabi

Die Häuser in Dubai und Abu Dhabi begannen aus dem kargen Wüstenboden gen Himmel zu wachsen. Das Wasser, sofern es nicht artesische Brunnen liefern, wird durch Entsalzen aus dem Meer gewonnen. Ein guter Teil der Lebensmittel kommt mit den urtümlich wirkenden Dhaus, die am Khor Dubai (Creek), einem 14 Kilometer langen Meeresarm mitten in der Stadt, neben schicken Jachten der Superreichen anlegen. Die Menschen, die in die Region strömen, um gutes Geld zu verdienen, brauchen Wohnraum und die andrängenden internationalen Firmen Platz für ihre Büros. Die Einheimischen, die längst in der Minderheit sind, verstanden es von Anfang an geschickt mit diesem Zuzug umzugehen. Statt einer Willkommenskultur mit Integration setzt man auf Leistung der Immigranten, egal ob sie als hochqualifizierte Ingenieure beispielsweise aus Indien, Japan und Europa oder als billige Hilfskräfte derzeit zum guten Teil aus dem afrikanischen Raum kommen.

Brücke von der Al Noor Insel zur Stadt Sharjah

Brücke von der Al Noor Insel zur Stadt Sharjah

Die Rechung scheint aufgegangen zu sein. Als Kurzzeitgast hat man den Eindruck, dass sich alle in ihrer Haut ausnehmend wohlfühlen und je nach Job ihren Teil von der gewaltigen Wertschöpfung dieses Staates abholen dürfen. Dass das schwarze Gold in der Zwischenzeit nur mehr fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts ausmacht, tut dem Aufstieg keinen Abbruch, versichern die Vordenker der Emirate. Deren Motto: Die Zukunft gehört denjenigen, die Perspektiven haben, diese gestalten und letztlich auch ausführen können.

„Shaping the Future“ soll bis 2071, also zum Hunderter der VAE, mithilfe von innovativen und kreativen Kräften aus Technikern, Wissenschaftlern und Zukunftsforschern zum Wohle der Emirate und nicht zuletzt im Sinne einer globalen Kooperation verwirklicht sein. In selbstbewusster Zuversicht hat man dazu bereits ein Museum gebaut, ein architektonisches Wunderwerk als begehbares Logo der Dubai Future Foundation.

Dubai, die zum Himmel strebende Stadt

Burj Khalifa in nicht ganz so hoher Gesellschaft

Burj Khalifa in nicht ganz so hoher Gesellschaft

Das Trauma des babylonischen Turmbaus mit der damit einhergehenden Sprachenverwirrung (Englisch wird durchwegs verstanden) hat man längst überwunden. Der höchste Turm der Welt befindet sich derzeit in Dubai. Im Zentrum der Stadt streckt sich Burj Khalifa elegant schlank bis zu seiner Spitze mit 829,8 Metern. 163 Etagen beherbergen Büros und Hotelsuiten. Die Lifte sausen jedoch weit darüber hinaus, so zur höchsten bewohnten Etage auf 584 Metern. Besucher werden in 55 Sekunden zur Aussichtsplattform „At the Top, Burj Khalifa“ hoch geschossen, um sich einen Überblick über Meer und Wüste und die sich von oben wie Spielzeug ausnehmenden Wolkenkratzer der unglaublich weitläufigen Stadt zu verschaffen.

Frauen bei ihrem Handwerk im Viertel Al Fahidi

Frauen bei ihrem Handwerk im Viertel Al Fahidi

Twin Towers Shopping Mall

Twin Towers Shopping Mall

Um bei Superlativen zu bleiben, empfiehlt sich eine Fahrt nach Palm Jumeirah. Mit unglaublichem technischen Einsatz wurde eine künstliche Insel angelegt, die von oben als Palme zu erkennen und durch einen Tunnel erreichbar ist. Auf dem Stamm wurden Wohnblocks und Hotels gebaut. Auf den Blättern befinden sich Villen in diversen Stilrichtungen, die garantiert wohlfeil zu erwerben sind, sofern man über das nötige Kleingeld verfügt.

Ein ganz anderes Bild vermittelt das historische Viertel Al Fahidi oder Al Bastakiya. Das Heritage Village umschließt einen Rest der einstigen Stadtmauer. In diesem Gewirr enger Gassen bieten kleine Läden Souvenirs, Gewürze, Honig und mehr feil. Der Besucher wandelt durch eine Vergangenheit, in der in niedrigen Lehmbauten gewohnt wurde. In kleinen Museen, die durchwegs frei zugänglich sind, wird über diese Zeit oder aber auch über das in diesen Breiten noch junge Zeitungswesen berichtet. Ein Beduinenzelt mit Falkner und Schiffsmodelle, altes Handwerk und junge Street Art können von gemütlichen Bankerln auf beschaulichen Platzerln begutachtet werden. Angenehm kühl ist es hier trotz Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius. Man hat eben schon damals verstanden, den Wind einzufangen und sich nutzbar zu machen.

 

Ein kulinarischer Höhepunkt ist eine Schiffsfahrt auf dem Dubai Creek. Bei erlesenen Speisen wie Biryani (Lamm unter Reis), Hummus mit Khobiz (Fladenbrot), intensiv gewürzten Hühnerbrüstchen oder gebratenem Fisch und als Digestif einen arabischen Kaffe (gewürzt mit einem Absud aus Kardamom, begleitet von einer picksüßen Dattel) gleitet man an futuristischen Häuserfronten vorbei.

Alt und Neu am Jachthafen in Harmonie vereint

Alt und Neu am Jachthafen in Harmonie vereint

Dennoch begegnet man immer wieder den Gegensatz zwischen Hochtechnologie und dem Festhalten an Traditionen. Spiegelnde Glasfronten werden von Kuppeln und Minaretts der Moscheen unterbrochen, während auf dem Wasser dieses Meeresarms Schwärme von Abras, so heißen die kleinen Wassertaxis, Passagiere geradeso wie Frachtgut transportieren und mit der Reklame auf ihren Dächern ein buntes, lebendiges Bild schaffen.

Die niedrigen Bauten des Sharjah Heritage Museums

Die niedrigen Lehmbauten des Sharjah Heritage Museums

Sharjah, die Insel mit Herz

Mit einer kurzen Busfahrt ist die Insel Sharjah erreichbar, das Zentrum eines eigenen Emirats. Auf den ersten Blick unterscheidet sich diese Stadt kaum von Dubai. Man muss tief eintauchen in das kulturelle Angebot, um die feinen Unterschiede zu merken. So wurde auf der Al Noor Insel, wie ein Infoschild ankündigt, die perfekte Harmonie zwischen Natur und Technologie geschaffen. Ein Schmetterlingshaus mit über 20 exotischen Arten dieser hübschen Insekten leitet den Spaziergang durch eine angelegte Wildnis aus 70.000 Bäumen und anderen Pflanzen ein. Dazwischen gibt es Kunstobjekte zu bestaunen und am Abend eine beeindruckende Lichtshow.

„Jubiläumseingang“ in den Souq Al Arsah

„Jubiläumseingang“ in den Souq Al Arsah

Ein Drachenbaum auf der Al Noor Insel

Ein Drachenbaum auf der Al Noor Insel

Historie findet sich im Qalb Al Sharja, dem Herzen dieser Insel. Das mühsame und gefährliche Leben der Perlenfischer und die Bedeutung ihrer Beute bis hin zur Zierde der Kronen von Herrscherhäusern in Europa und Indien sind in einem eigenen Museum im Bait Al Naboodah, einem original erhaltenen Gebäude, bilderreich aufgearbeitet. Ende des 19. Jahrhunderts war Sharjah der größte Perlenexporteur der Welt. 40 bis 50 Millionen dieser schimmernden Kügelchen wurden pro Jahr ausgeliefert. Tauchen war reine Männerarbeit. Das Kommando auf den Schiffen hatte der Nawkhatha, der Kapitän. Der Seeb unterstützte von Bord aus die hoch geachteten Ghawas, die bis zu 50 Mal täglich in die Tiefen abtauchten, während der Nahaam durch rhythmisches Singen die Ruderer im Takt hielt. Der Dallal war ein Broker, zuständig für den Kontakt zum Zwischenhändler (Tawash), der die Perlen direkt von den Schiffen ankaufte und gegen satten Gewinn weitergab. 

Siebe zum Sortieren der Perlen

Siebe zum Sortieren der Perlen

Über all dem stand der Tajir, der Geldverleiher, der die Geschäfte durch Vergabe von Krediten am Laufen hielt. Erst mit der Zucht von Perlen durch die Japaner brach in den 1930er-Jahren der Markt ein. Bei all dem war strenge Disziplin vorausgesetzt. Vor dem Fort Al Hisn mit Kanone und dem originalen Einganstor aus Teak-, Mangroven- und Palmenholz steht die Replik des verbrannten Masts eines Perlenschiffs, der Hatabat Al Tawba. Er diente bei Übertretungen als Pranger und Erziehungsmaßnahme.

Nicht versäumen sollte man den Besuch des Sharjah Heritage Museums. Im Al Bait Hotel, dem ehemaligen Palast des Scheichs, kann diniert werden, um gut gestärkt durch den Souq Al Arsah einen Einkaufsbummel mit historischem Flair (erste Nennung 1580 beim Venezianischen Reisenden und Juwelier Gasparo Balbi) zu unternehmen. Die kleinen Läden mit ihren lächelnd zum Feilschen einladenden Händlern bieten Seide und andere bunte Textilien, glänzende Messingware, Kaffe, Tee und eine zum gesunden Naschen animierende Fülle an exotischen Früchten wie frische Datteln, Granatäpfel und Mangos.

Abu Dhabi, Hauptstadt und Falke der VAE

Abenteuerliche Architektur in Abu Dhabi

Abenteuerliche Architektur in Abu Dhabi

Wieder ist es eine Insel, wo das Geld aus dem Erdöl unter anderem unübersehbar in faszinierende Architektur angelegt wurde, denn eine Hauptstadt muss freilich den anderen einiges voraushaben. Manche der Bauten scheinen der Schwerkraft zu trotzen, wenn sie sich nach oben drehen und wenden. Jeder für sich ist ein Kunstwerk. Gepunktet wird hier aber auch mit unübertroffenem Goldeinsatz wie am Hotel Emirates Palace oder mit der Scheich Zayed-Moschee, (arabisch مسجد الشيخ زايد Masǧid aš-Šaiḫ Zāyid), nach Mekka die zweitgrößte der islamischen Welt. So darf auch der Ungläubige dieses strahlende Wunder an demonstrierter Religiosität besuchen, nicht ohne auf dem Weg dorthin über den Pfad der Toleranz (مسار التسامح) zu schreiten.

Scheich Zayed-Moschee in Abu Dhabi

Scheich Zayed-Moschee in Abu Dhabi in ihrer ganze Pracht

Aufwändige Pietra dura-Arbeiten an den unzähligen Säulen sind zu bestaunen, Marmor in allen Farben aus allen Teilen der Erde, wohl kiloweise Blattgold und der größte Teppich, der je in einem Stück per Hand geknüpft wurde. Wie mit Baiserblasen sind die Dächer des Gebäudes mit weißen Kuppeln gekrönt, um darunter einen Gebetsraum für 40.000 Gläubige zu bergen. Sieben Kronleuchter, allesamt Qualitätsprodukte aus Deutschland, hängen von der Decke. Besetzt sind sie übrigens mit Swarovski-Kristallen, die von unzähligen LED-Leuchten zum Glitzern gebracht werden. Wenn sich bei einer derartigen Prachtdemonstration des Himmels keine Andacht einstellt, wann dann?!

Pietra dura-Arbeiten an den Säulen mit Blattgold überzogenen Kapitellen

Pietra dura an den Säulen mit Blattgold überzogenen Kapitellen

Gebetsraum für 40.000 Gläubige

Gebetsraum für 40.000 Gläubige

Erstaunlicherweise legt man hier auch großen Wert auf bildnerische Kunst. Der Louvre in Paris bestückte den Louvre Abu Dhabi großzügig mit bedeutenden Werken alter Meister aus seinen Depots. Auf der Insel Saadiyat errichtete der französische Architekt Jean Nouvel das passende Gebäude, bedeckt von einer sicheren Stahlkonstruktion aus dem Hause Waagner Biro, um das Erlebnis großer Kunst gerade so wie an der Seine auch am Persischen Golf zu ermöglichen.

Pavillon der Fluglinie Emirates

Pavillon der Fluglinie Emirates

EXPO 2020 Dubai UAE als bemühte Ausstellung der Welt

192 Nationen sind bis 31. März 2022 in Dubai vertreten. Jedes Land erhielt seinen eigenen Pavillon, um sich von seiner besten, das heißt, fortschrittlichsten Seite zeigen zu können. Das Motto lautet: „Visit the world in one place“ und man findet tatsächlich angefangen von der UNO mit einer Darstellung der 15 Sustainable Development Goals über die protzenden Riesen China und die USA bis zu Zwergstaaten wie Malta oder uns unbekannten Exoten wie Kiribati und Kap Verde ist alles vertreten, was irgendwie Besonderheiten zu zeigen hat. Ob die Araber davon beeindruckt sind, ist eine andere Frage; am ehesten sind sie es noch von der Story des Königs Mansa Musa, die am Stand von Mali erzählt wird. Er war so unendlich reich, dass er sogar in Europa und im mittleren Osten dafür bekannt war. Seine Wallfahrt nach Mekka unternahm er mit einer gewaltigen Schar von Begleitern und 100 Kamelen, von denen jedes 300 Pfund Gold trug. Auf dem Weg verteilte Mansa das Gold an die Armen – und zerstörte mit diesem inflationären Input die örtlichen Wirtschaften. Selbst Ägypten hat angeblich zwölf Jahre gebraucht, bis Arm und Reich wieder säuberlich voneinander getrennt waren.

38 Kegeltürme als Österreichs Beitrag zur EXPO 2020

38 Kegeltürme als Österreichs Beitrag zur EXPO 2020

Palmen als durchgehende Architektur

Palmen als durchgehende Architektur

Auch der Beitrag Österreichs kann sich sehen lassen. Es sollte Sinn machen, sich an einem Großereignis wie diesem zu beteiligen. Also wurden neben gigantischen Anlagen wie die der Schweiz oder Saudi Arabiens schlichte Windtürme ins Gelände gestellt. 38 ineinander verschnittene Kegeltürme aus Betonfertigteilen sind das Angebot für ein intelligentes Klimakonzept. Innen wurden sie mit Lehm verputzt und sorgen damit ohne Energieaufwand für ein schadstofffreies, ausgeglichenes Raumklima. Gleichzeitig sind die Wände Projektionsflächen heimischer Klischees wie Mozart, Wein (in den Emiraten nicht erlaubt) und Lipizzaner, die in einer Art von Höhlenzeichnungen durch Aufleuchten die Aufmerksamkeit potenzieller Touristen auf sich ziehen. Pavillon Director Philipp Schramel ist überzeugt, damit die Kompetenz Österreichs in den Bereichen Architektur und Wissenschaft über innovative Umwelttechnologien bis hin zu Design der Marke Made in Austria in zukunftsorientierten Lösungen für wirtschaftliche, soziale und klimabedingte Veränderungen deutlich machen zu können.

Happy Birthday, dear VAE!

Dubai von oben - überwältigende Aussicht vom Burj Khalifa

Dubai von oben - überwältigende Aussicht vom Burj Khalifa

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