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Das Zauberkasten Museum von Manfred Klaghofer

Die größte Zauberkastensammlung der Welt steht in Wien

Dieser teure Zauberkasten inst dem Andenken seiner Mutter Christine Klaghofer gewidmet.

Zaubern ist keine Hexerei – das Geheimnis liegt im Zauberkasten

„Die Welt will betrogen werden, drum wird sie auch betrogen“ lautet die Übersetzung des lateinischen Spruches „Mundus vult decebi ergo decibiatur“, der an einen Verlag erinnert, der um 1900 einen Zauberkasten für Kinder auf den Markt gebracht hatte. Diese Satz bringt das Wesen der Zauberei auf den Punkt. Es ist wohl der reizvollste Schwindel der Welt, für den die Betroffenen sogar gerne bezahlen. Immerhin hat man nach einem Abend bei einem guten Zauberer genügend Stoff zum Grübeln, wie es denn hergehen konnte, dass eine einfache Kugel sich verdoppelt und sogar verdreifacht und am Ende wieder brav und allein in ihrem ursprünglichen Behälter liegt. Manfred Klaghofer lächelt milde über das Staunen der Zuschauer: „Dieser Trick ist ein sehr bekanntes Kunststück, ist ganz leicht durchzuführen, auch von Kindern, und findet sich nahezu in jedem Zauberkasten.“ Man muss ihn einfach nur beherrschen, wie die vielen anderen Tricks in den mehr als 3000 Zauberkästen in der Sammlung von Manfred Klaghofer, die durch ihren Umfang bereits mehrmals im Guinness Buch der Rekorde weltspitze war.

Manfred Klaghofer, Sammler von Zauberkästen und zaubernder Museumsbetreiber

Dass Zaubern nicht so einfach ist, das weiß Klaghofer selbst am besten: „Dazu gehören üben, üben, üben, die entsprechende Persönlichkeit, ein gute Show und anregende Unterhaltung. Der Trick selbst ist dann gar nicht mehr so wichtig.“ Begonnen hat er mit dem Zaubern schon als Kind. Auslöser seiner Leidenschaft war ein Buch, das altersgerechte Anleitungen zum Selbststudium der Magie gab. Klaghofer erinnert sich, dass er die Requisiten selbst gebastelt hat, zum Beispiel auch das Brettchen, das mit der Laubsäge ausgeschnitten wurde und auf der einen Seite mit einem Häschen beklebt ist.

Der kleine Zauberer, Verlag Mundus vult decebi ergo deciiatur Deutschland um 1900

Mit diesem Andenken eröffnet er die Führung durch das Reich der Zauberei, die ihn schon als 15jährigen im erlauchten Magier-Zirkel des „Zauberkistl Zauberkunstvereins“ Auftritte verschafft hat. Andere Interessen haben ihn später der aktiven Zauberei entfremdet, bis vor etwa 20 Jahren ein Buch des bekannten deutschen TV-Zauberers Wittus Witt in seine Hände fiel. Beschrieben waren dort Zauberkästen ab ihrem ersten Auftauchen Ende des 19. Jahrhunderts und gleichzeitig wurde die Geschichte der darin enthaltenen Kunst erzählt.

Die alte Leidenschaft flammte in Form intensiven Sammelns wieder auf. Mittlerweile kann Manfred Klaghofer in seinem Zauberkasten Museum die gesamte Historie der Magie ab dem Ende des 18. Jahrhunderts anhand von Exponaten anschaulich machen. „In der damals herrschenden Aufklärung galt Zaubern als Bildungssache. Die Zauberer haben sich alle Professor genannt. Der erste, der mit Frack und Zylinder aufgetreten ist, war Jean Eugène Robert-Houdin, der sagte, ‚ich bin ein Schauspieler, der einen Zauberer spielt´“, trifft die Überzeugung des zaubernden Sammlers, der auf ein Buch von 1584 hinweist: The Discoverie of Witchcraft von Reginald Scot. Es handelt sich dabei um eine Streitschrift gegen Hexenverbrennungen und den nicht selten verhängnisvollen Humbug, der mit schwarzer Magie betrieben wurde.

Keine Zaubershow ohne Hase im Hut, Niedeerlande um 1960

Zauberkästen gibt es in jeder erdenklichen Form und Ausführung, immer wieder tauchen auf den Deckeln große Namen auf, wie Siegfried & Roy, Alfred Gilbert, Houdini, Hanky Panky oder Mark Setteducati. Ältere Exemplare stammen aus der Spielzeugmetropole Nürnberg. Vater Caspar und Sohn Carl Baudenbacher sind nur zwei Namen aus einer Reihe bekannter Hersteller. Wien ist selbstverständlich auch vertreten, mit dem Ersten Österreichischen Zauberkasten von A. Pichlers Witwe & Sohn in Margareten.

Aus jüngster Zeit stammt Magic Christians Zauberkasten aus der Wiener Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik & Söhne.

 

Eine Sonderausstellung präsentiert derzeit den Zauberer Hardy, der, so Klaghofer, gestottert hat. Hardy merkte bald, dass der Sprachfehler weggezaubert war, wenn er Kunststücke vorführte und dazu kleine Reime aufsagte.

Als ausgebildeter Profizauberkünstler wurde er auch zum Chefzauberer in Yps, einem Kindermagazin. Sein Stottern hat er nicht versteckt, sondern damit vor allem seinen jungen Bewunderern Mut gemacht, mit Behinderungen umgehen zu können. Sein rührendes Engagement als „Zauberpädagoge“ bewahrte ihn jedoch nicht vor Kritik. Die Berufskollegen warfen ihm Trickverrat vor, was aber nicht verhindern konnte, dass er für eine ganze Generation zum „Kinderzauberer“ schlechthin geworden ist.

Einer der vielen Zauberkästen des Kindermagiers Hardy

Am Ende der Führung, bei der Manfred Klaghofer zünftig behütet mit Chapeau Claque Kostproben seines Könnens gibt, fällt unvermeidlich die Frage, ob es nicht möglich wäre, wenigstens einen Trick zu verraten. In diesem Punkt bleibt Klaghofer unerbittlich. Nix wird ausgeplaudert! Sollte jemand aufgrund seines Besuches im Zauberkasten Museum die Kunst der Magie für sich entdeckt haben, kann er sich nach wie einen Zauberkasten kaufen, der es auch dem Neuling ermöglicht, mit etwas Geschick seine Freunde zu verzaubern, denn eins steht fest: Zaubern ist keine Hexerei!

Das erste Zauberbuch, erschienen 1634 in London
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