Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Die Weingärten, in denen das neue Weingut von Silvano Bolmida entstehen wird

SILVANO BOLMIDA Barolo Bussia und Vigne dei Fantini

Silvano Bolmida als „Verwalter seiner Weinstöcke“.

Der Winzer ist nur der Verwalter des Nebbiolo

Heute brauchen wir nicht mehr den Weinstock zu schützen, sondern die Pflanzen dazwischen“, ist ein wesentlicher Teil der Philosophie von Silvano Bolmida, „nicht umbringen, sondern das Leben erhöhen!“ So einfach der Gedanke klingt, so wenig hat man sich über Jahrzehnte darum gekümmert, wenn Herbizide und andere Gifte im Weingarten ausgesprüht wurden. Die Azienda Agricola Silvano Bolmida ist aufgrund von nachhaltigem Ausbau und natürlicher Vinifikation als Biobetrieb zertifiziert. Der Winzer selbst sieht darin zwei feine, aber grundlegende Unterschiede: „Zertifikation auf Bio ist ein Nachweis für den entsprechenden Prozess der Arbeit, das Zertifikat für Nachhaltigkeit ist eine Bestätigung für das Resultat.“ Der resolute Mann mit einer erstaunlichen Rednergabe zeigt dem Besucher ein Flasche mit einer hellen Flüssigkeit und lässt ihn daran riechen. Orangenduft steigt auf. Mit dieser Essenz aus Früchten und Getreide bekämpft er Peronospora, da diese, so Silvano Bolmida, die Produktion von Abwehrkräften in der Pflanze stimuliert und gleichzeitig die Infektion durch Pilzbefall blockiert.

Barolo vor den prüfenden Blicken des Winzers

Er weiß auch um die organisch chemischen Abläufe Bescheid und legt sie mit umwerfender Schlüssigkeit dar. Außerdem erspart sie ihm den Einsatz von Schwefel, was dazu führt, dass die Sulfitwerte seines Barolo nicht nur unter den erlaubten 170 Milligramm pro Liter , sondern auch die Werte für Biowein mit einem Höchstanteil von 90 mg/l unterschreiten. „Mein Barolo 2012 hat 62 Milligramm und der Bussia 55 Milligramm per Liter“, verweist der Winzer auf den Erfolg seiner Methode. Den Hinweis auf den Biobetrieb wird man auf dem Etikett aber vergeblich suchen. Silvano: „Ich verkaufe kein Zertifikat. Ich verkaufe Barolo Bussia!

Fossilien aus den Weingärten Bolmidas als Andenken an das Meer, das einst hier flutete

Auf die Frage, was die Besonderheit des Barolo ausmacht, hat er ebenfalls sofort eine ausführliche Erklärung zur Hand. „Barolo ist etwas Besonderes aufgrund seiner Geologie“, ist der Einleitungssatz zu einer Zeitreise in die Erdgeschichte des Piemont. Es begann damit, dass dieses Land einst 1000 Meter unter dem Wasser lag, bis die afrikanische Platte andrückte und einen großen See schuf. Die Hügel der Langhe sind, so Silvano Bolmida, jedoch auf verschiedene Weise entstanden.

Der Erhebungen um Monforte d´Alba und Castiglione Falletto lagen damals unter dem Meer. Die Hügel von La Morra und Verduno bestehen hingegen aus Sedimenten. Die einen sind fest zusammengepackter Sand, die anderen Lehm oder Kalk. Damit haben sie auch, so der diesbezüglich bestens bewanderte Winzer, verschiedene Typen von Mikroorganismen im Boden entstehen lassen. Deswegen sind die Weine von derselben Pflanze entweder ein Barbaresco, ein Roero oder ein Barolo und damit grundlegend verschieden. Die Unterschiede ziehen sich sogar bis in Detail. Silvano zeigt auf eine Landkarte der Barolo-Region. „Innerhalb einer Zone haben wir drei verschiedene Barolo“, stellt er mit Verweis auf drei Farben in der Karte fest: „Da ist Bussia und da Cannubi. Grün ist Castelletto und gelb Ginestra.

Eine Barolo-Verkostung bei Silvano Bolmida

Nach einer eingehenden Verkostung seiner durchwegs großartigen Weine und einer kurzen Führung durch den Betrieb mit in erster Linie Barriquefässern und hohen Tinos geht´s per Traktor hinaus in seine Weingärten bis zu einem Platz, der den Blick bis zu den Alpen freigibt. Hier gedeihen seine Weinstöcke, anhand derer Silvano Bolmida das Wesen des Nebbiolo erklärt: „Nebbiolo ist im Frühling der erste, der austreibt, er blüht als erster und setzt als erster Trauben an. Geerntet wird er als letzter.

Dieser lange Zyklus lässt die Pflanze die Charakteristik des Terroirs aufnehmen, also des Bodens, der Höhe des Hügels und des Mikroklimas. Nebbiolo ist der Wein, der seinen Charakter vom jeweiligen Standort bekommt.“ Der Mensch kann dabei nur helfen. Er kann die Menge der Trauben und Blätter bestimmen, auf die Konzentration der Trauben achten und den Lesezeitpunkt festsetzen.

Sein Fazit: „Der Winzer ist mit einem Wort nur ein Verwalter des Nebbiolo.“ Zu dieser Administration zählt auch der Boden zwischen den Stöcken. Auch in diesem Punkt lässt die Meinung von Silvano Bolmida aufhorchen, der Pflanzen aussät, die Stickstoff in den Boden einbringen und damit keine Konkurrenz für den Weinstock, sondern eine Hilfe darstellen. Damit schließt sich der Kreis, der alles umfasst, vom Schutz des Bodens bis zum Nebbiolo, der ihm die Trauben für seine Top-Weine wachsen lässt.

eine malerische Weingartenhütte im Wingarten von Silvano Bolmida

Auf seinem Smartphone hat Silvano Bolmida eine Fotomontage, die er an dieser Stelle unbedingt noch zeigen will. Zu sehen ist ein modernes Weingut genau an der Stelle dieser Arena, wo im antiken Amphitheater das Proskenion gewesen wäre. Die „Zuschauerränge“ selbst sind bewachsen mit Weinstöcken. Silvano: „Unsere Geschichte ist lang und kurz zur selben Zeit.

Kurz ist sie deswegen, weil ich 1999 mit meiner Frau Paola beschlossen habe, den alten Betrieb unserer Familie den neuen Anforderungen anzupassen und selber Wein zu machen. Lang wird sie mit meinen Kindern Alessandra und Francesco.“ Beide haben ihre Ausbildung auf den Wein hin ausgerichtet und sind, wenn das Projekt mit der neuen Cantina verwirklicht ist, die Zukunft dieses Weingutes, das mit Barolo Bussia und Barolo Vigne dei Fantini zu den besten Produzenten dieses Landstrichs zählt.

Barolo Fassproben im Keller von Silvano Bolmida
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