Kultur und Wein

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Einfahrt zum Weingut Josetta Saffirio mit Blick auf Castiglione Falletto

JOSETTA SAFFIRIO Gegründet und geführt von Frauenhand

Zwerge spielen bei Josettta Saffirio eine große Rolle

Barolo mit dem Zwerg auf dem Etikett

„Millenovecento48“ bezeichnet den Barolo Riserva aus dem ältesten Weingarten von Josetta Saffirio. Sara, die Winzerin, die nach ihrer Mutter Josetta nun das Weingut in der Località Castelletto bei Monforte d´Alba führt, gerät ins Schwärmen, wenn sie die Ausdruckskraft dieses Weins beschreibt. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr1948 wurde dieser Weingarten angelegt, dessen Stöcke mittlerweile tief in den Boden vorgedrungen sind und dem Wein damit einen guten Teil der bemerkenswerten Erdgeschichte dieses Teils der Barolo-Zone verleihen. Die Geschichte des Weingutes selbst freilich ist jünger. Josetta Saffirio begann 1975 mit der Abfüllung ihres Weins in Flaschen und schuf mit ihrem Namen eine der wenigen Marken, hinter denen eine Frau steht. Die Begeisterung für Grund und Boden spiegelt sich in ihrem Credo: „Un’avventura meravigliosa, nella terra di Langa (Es ist ein wunderbares Abenteuer, in der Erde der Langhe).“ Mittlerweile sind aus den kleinen Rebflächen der Familie 5,5 Hektar geworden, auf denen neben Nebbiolo auch die Rossese-Traube gedeiht.

Sara Vezza Saffirio, Winzerin

Sara erzählt, dass es sich bei Rossese um eine sehr seltene Variation einer weißen Traube mit langer Geschichte handelt. Sie stammt aus Cinque Terre und dürfte über einen alten Handelsweg von Ligurien in den Piemont gekommen sein. „Wir haben eine sehr starke Verbindung mit der Küste, auch unsere Gerichte basieren vielfach auf dem Fisch“, erklärt sie sich die Anwesenheit dieser Einwanderin, die in einem alten Weingarten gefunden und von Josetta Saffirio ausgepflanzt wurde.

Weinkeller mit Stahltanks und Zementfässeren

Zwerge spielen im Hause Josetta Saffirio eine ganz besondere Rolle. Ernesto, der Vater von Josetta, hat seiner Tochter die Achtung vor den kleinen Wichten auf ihren Lebensweg als Winzerin mitgegeben. „Gli gnomi sono la coscienza degli uomini buoni (Zwerge sind das Gewissen der guten Menschen)“, war seine Überzeugung und er glaubte auch daran, dass die Gnome jede Nacht aus den Wäldern kämen, um auf das Vieh und auf den Wein aufzupassen. Die Dankbarkeit hat sich in der Familie erhalten.

Ernesto selbst hatte sich nie zum Weinmachen hingezogen gefühlt und hatte in Cuneo Arbeit gefunden. Aber er erzählte seiner Tochter vom kleinen Bauernhof der Familie. Sie kehrte hierher zurück und begann mit dem Weinmachen am kleinen elterlichen Betrieb, um später in Sichtweite die jetzige moderne Cantina aufzubauen.

Die Großeltern von Sara mit Josetta auf einem Familienfoto im Weingut

Man schwört hier auf den Zement. Der Tank aus Beton bringt dem Wein Homogenität und bewahrt ihn vor drastischen Temperaturbewegungen, außerdem erlauben die winzigen Poren ein gezieltes Atmen. Man muss allerdings, so erfährt man bei der Führung durch das Weingut, stets penibel darauf achten, dass die Gefäße, egal ob Fass oder Tank, aus den bereitsgestellten Damigianas immer sorgfältig nachgefüllt werden, denn das Weinreifen ist ein ständiger Kampf gegen die Oxydation.

Sara, die junge Winzerin, ist stolz darauf, in der fünften Generation Bauer in der Langhe zu sein. Sie hat an der Universität Latein und Griechisch studiert, die alten Sprachen aber gern mit der Kunst des Weinmachens getauscht.

Zu Hand geht ihr der Vater, der bis zu seiner Pensionierung als Winemaker bei Marchesi di Barolo gearbeitet hat. Sie teilt die Leidenschaft ihrer Mutter und weiß auch um die Verantwortung für kommende Generationen. Deswegen wird ausschließlich biologisch gearbeitet. 2009 wurde der Bio Park entworfen und verwirklicht. Seit 2012 ist das Weingut Teil eines Pilotprjekts von Tergeo und Ecoprowine. Man ist auf dem Weg, biodynamisch zu werden.  In einem Teil der Weingärten wird diesbezüglich experimentiert und beobachtet, ob man es auf die gesamten Rebflächen ausdehnen kann. An Erfolgen gibt es im Weingut Josetta Saffirio keinen Mangel. Großartige Bewertungen bei Robert Parker (Barolo Persiera in der Magnum 2009 90 Punkte) oder eine Prämierung des Barolo 1990 und 1989 durch Gambero Rosso sind nur einige Beweise für die Qualität, die auch die junge Winzerin mit Zuversicht in Zukunft blicken lassen.

Auch Kinder beschäftigen sich bei Josetta Saffirio bereits mit dem Wein
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