Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Motivzuckerl in luftdichten Gläsern

ZUCKERLWERKSTATT Mit Überzeugung 100% Österreich

Ein wahrhaft prächtiger Zuckerschlecker

Ein süßes Handwerk aus Leidenschaft wieder zum Leben erweckt

Seit Oktober 2013 hemmt eine besondere Auslage in der Herrengasse in der Innenstadt von Wien den eiligen Schritt. Prächtige Zuckerschlecker und Gläser mit bunten Zuckerln verführen zu einem süßen Moment und damit umgehend zum Eintreten. Rund um die Mittagszeit gibt es sogar Gelegenheit, dabei zuzuschauen, wie diese kleinen Wunderwerke entstehen. Zwei Zuckerlmacherinnen sind an der (schweren) Arbeit. Jeder Griff sitzt, vom Durchrühren der aufgekochten Zuckermasse, über das Einfärben und das mühsame Walken bis zum kunstvollen Zusammenstellen der einzelnen Striezel, die am Schluss – man kommt aus dem Staunen nicht heraus – einen stattlichen Sack zierlicher Zuckerl ergeben. Man darf kosten, aber vorher bitte das Motiv bewundern! Umschlossen von einem roten Rand zeichnet sich auf weißem Untergrund eine winzige Himbeere ab, exakt mit den kleinen roten Perlen und obenauf ein paar grünen Blättern. In der Zuckerlwerkstatt gibt es also Handwerkskunst vom Feinsten zu erleben. Die Werkzeuge sind erstaunlich einfach:

Die Zuckerlmacher Maria Scholz und Christan Mayer

Schere, Spachtel, Löffel, Pinsel und ein Haken, über den die Zuckermasse zwecks Durchlüftung geschlagen wird. Bis zu den Etiketten auf den hübschen luftdichten Glaserln, alles ist handgemacht und, das Schönste daran, alles stammt aus Österreich. Aus dem Kärntner Kräuterdorf Irschen und vom Mandlberggut in Radstadt kommen die absolut natürlichen Aromen und Farben und wenn es um die Schokofüllung geht, liefert die steirische Manufaktur Zotter das wohl beste Grundmaterial. Die Rübe für den Zucker wächst selbstverständlich in Niederösterreich, um in Wien oder in der Salzburger Zuckerlwerkstatt zur Gaumen und Seele schmeichelnden Köstlichkeit verarbeitet zu werden.

die zwei Zuckermacherinnnen bei ihrer schweren Arbeit

Diese gezielte Auswahl der Grundprodukte ist vielleicht der wichtigste Teil der Geschäftsidee von Christian Mayer und Maria Scholz. Die Berufung dazu traf sie bei einem Urlaub in Schweden, genauer gesagt, beim Besuch einer kleinen Zuckerlmanufaktur. Christian erinnert sich noch, dass sie etliche Stunden begeistert zugeschaut haben und am Schluss von der Zuckerlmacherin einfach aufgefordert wurden, es doch selbst zu machen, wenn sie dieses Handwerk dermaßen fasziniert.

Maria ist gelernte Juristin, er hat 10 Jahre lang sein Geld als Pop- und Rocksänger verdient. Aber es dauerte nur eineinhalb Monate, bis der Entschluss zum Neuanfang gefasst und sogar das richtige Geschäftslokal gefunden war.

 

Allein, es gab 2013 in Wien einfach keinen aktiven Zuckerlmacher mehr. Friedrich Heller, der 1971 die Produktion der berühmten Wiener Zuckerl aufgegeben und Firma und Marke verkauft hatte, ging den jungen Bonbonmachern, wie dieser Beruf korrekt genannt wird, gerne zur Hand. Er verriet ihnen das Geheimnis, wie man eben Himbeeren, Kirschen oder die Liebeserklärung „I ♥ YOU" in ein Zuckerl fabriziert.

Die Zuckermasse wird mit der Schere zurecht geschnitten

Den Weg zum Konditorengewerbe erleichterte Christian die Matura einer Hotelfachschule. Die notwendige Prüfung wurde absolviert und der Lehrbrief von Herrn Heller persönlich überbracht. „Man hat einfach eine Freude gehabt, dass sich nach so vielen Jahrzehnten wieder jemand für dieses Gewerbe annimmt“, erzählt der Zuckerlmacher. Der Erfolg lässt sich mittlerweile sehen. Die Produkte werden europaweit ausgeliefert und sicher auch nach dem Brexit von den Briten genossen.

Christian: „Von der BBC war ein Filmteam bei uns. Auf den TV-Beitrag hin ist eine Einkäuferin von Harrods zu uns nach Salzburg gekommen.

 

Es geht ihm aber, wie er versichert, erst zuletzt um die Kalkulation. „Wir müssten bei diesem Aufwand viel teuerer sein, mindestens um 30%. Aber wir wollen davon einfach leben, auch ohne großen Porsche oder einer Villa“,

umreißt Christian auch im Namen seiner Partnerin Maria ihre gemeinsame Philosophie. Dazu zählt auch das perfekte Zusammenspiel der beiden „Jungunternehmer“: „Wir machen das, was uns beiden gleichermaßen Spaß macht. Maria ist die pragmatische und bleibt am Boden. Ich bin mit meinen Ideen für die Höhenflüge zuständig. Das gleicht sich gut aus bei uns zwei. Das ist doch das Schönste, wenn du eine Leidenschaft hast“, und man spürt bei diesem Satz den Stolz des Handwerkers, der für seine Arbeit brennt.

An die 50 natürlicher Aromen sorgen für den frischen Geschmack der Zuckerl
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