Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Eingang zum Kostraum von Vignalta

Fattoria Eolia und Vignalta – Wein mit der Seele der Colli Euganei

Weißer und roter Kalk neben schwarzem Vuklangestein

Zwei junge Weingüter auf Vulkanerde und Meereskalk

Vor ca. 35 Millionen von Jahren haben Vulkane auf einer Fläche von nicht mehr als 15 Kilometern Länge und 12 Kilometern Breite den Meeresgrund aufgebrochen und die dafür typischen Kegelberge geschaffen. Nachdem sich das Wasser aus der Gegend zurückzogen hatte, erheben sich diese Vulkanhügel wie eine Insel aus der weiten Po-Ebene. Geblieben sind Böden aus vulkanischem Gestein, die sich mit dem Kalk aus dem verschwundenen Meer ablösen. Schwarzes und weißes bzw. rotes Gestein prägt das Bild zwischen den Weinstöcken, die vermutlich seit der Zeit der Euganeer, der ersten bekannten Bewohnern, also seit Tausenden von Jahren, auf diesen Hügeln gedeihen. Für den Weinbau bedeutet das bis heute zwei im Grunde völlig verschiedene Weintypen, die von den Winzern der Colli Euganei akribisch in ihrer jeweiligen Eigenart ausgebaut werden. Dazu machen spezielle Rebsorten diese Region westlich von Venedig und südwestlich von Padua zum beliebten Ziel für Weinfreunde, die auf der Suche nach Besonderem sind.

Dott. Giovanni Zini

2008 hat Dott. Giovanni Zini seinen damaligen Beruf zugunsten der Leidenschaft für den Weinbau aufgegeben. In Rovolon, einer kleinen Ortschaft im Nordwesten der Colli Euganei, erwarb er ein Weingut, das er mittlerweile auf ca. 13 Hektar, verstreut im gesamten Hügelgebiet, ausgeweitet hat. Benannt wurde es Fattoria Eolia, als poetischer Hinweis auf „la leggerezza del vento“, die Leichtigkeit des Windes, dem Motto seiner Weine, in denen die Frische und die Lebendigkeit dieser Landschaft eingefangen sind. Sie sollen der beredte Ausdruck dieses besonderen Terroirs sein.

Moderne Kunst mit Rotwein? auf dem Boden des Weinkellers

Hilfreich ist ihm dabei die biologische Bewirtschaftung, die ihm mittlerweile per Zertifikat bestätigt wurde. Sein Credo gilt dem Gleichgewicht der Weinstöcke und dem Ambiente rundum und einer großen Behutsamkeit gegenüber der Natur. Die Weinstöcke, so erzählt Giovanni Zini, sind noch nicht sehr alt, vielleicht 20, 25 Jahre, aber älter als sein Weingut. Sie liefern ihm das Material für korrekten, sauberen und typisch nach dieser Region schmeckenden Wein.

In seinen Weingärten befindet sich eine Vielzahl von zum Teil autochthonen Rebsorten. Neben dem Moscato giallo für den Fior d´Arancio DOCG, dem verführerisch süßen Star der Colli Euganei, sind es vor allem Merlot, der mit Cabernet Sauvignon nach einem Jahr Reifung im Barrique zu „Il Dragone“ in der örtlichen Tradition „bordolese“ verschnitten wird, ein Cabernet Sauvignon DOC, der ausschließlich im Stahltank ausgebaut wird, und Garganega, der bei ihm in seltener Weise reinsortig (in purezza) angeboten wird.

Vom Garganega reift ein kleiner Teil in Holz und der größere Teil neun Monate oder fallweise sogar etwas länger im Stahltank. Im Gegensatz dazu steht der traditionelle Serprino, ein Frizzante, gewonnen aus der Glera-Traube, der erfrischenden Weingenuss garantiert. Eine kleine begrenzte Menge von Barbera als Spumante rot und ein aromatischer Moscato bianco secco runden das beachtliche Angebot an windfrischen Weinen der Fattoria Eolia genussvoll ab.

Weingarten der Fattoria Eolia in Rovolon

Nicht viel älter ist die Società Agricola Vignalta. 1980 wurde sie von Lucio Gomiero, Mario Guzzo and Luciano Salvagnin, drei Herren mit einer bedingungslosen Leidenschaft für den Wein, gegründet. Das Weingut liegt etwas außerhalb von Arquà Petrarca im Herzen der Colli Euganei. Gegenüber erhebt sich der Monte Gèmola, erkennbar an der Villa Beatrice d´Este am höchsten Punkt. Die Hänge dieses Kegels sind vulkanisch und sehr porös, die Weinstöcke wurzeln tief und verleihen den Trauben große Mineralität, Säure und Konzentration. Diese Weingärten, so wird bei einer Führung durch den Betrieb versichert, sind für den Betrieb die wichtigsten. Direkt um das Gebäude herum besteht der Boden aus Kalk, aus weißen und roten Steinen.

Verkostung des Merlot im Fasskeller

Bei Vignalta hat man das Spiel mit den beiden Böden aufgenommen und betreibt es seit dem ersten Moment mit ausgesprochener Perfektion. Um in die weiten unterirdischen Gewölbe zu gelangen, durchquert man zuerst einen Hochwald von Stahltanks, um danach auf endlose, überaus ordentlich angelegte Stapel von 500 Liter Fässern zu treffen. Die Räume erinnern an eine romanische Kirche mit vielen Seitenschiffen. Hier an den Fässern ist der ideale Ort einer Verkostung von zweierlei Merlot. Auf dem kalkigen Grund reifen die Trauben wesentlich früher als auf Vulkangestein und verleihen schon dem jungen Rotwein überraschende Freundlichkeit, die sich in gebrauchten französischen Fässern über 24 Monate und sechs Monate in der Flasche mit Cabernet Sauvignon zum harmonischen ARQUÀ Colli Euganei Rosso DOC verbinden wird. Der Merlot vom schwarzen Boden zeigt hingegen ungestüm jugendliches Tannin, das später gemeinsam mit Cabernet Frank verschnitten als kräftiger GEMOLA Colli Euganei Rosso DOC auf den Markt kommen wird.

Für regelmäßige Auszeichnungen sorgt der ALPIANAE Fior d´Arancio Passito DOCG, wobei stolz auf zweimal Tre Bicchieri bei Gambero Rosso hingewiesen wird. Die Trauben des gelben Muskatellers werden drei Monate getrocknet, um schlussendlich aus 100 Kilo Trauben 24 Liter Most zu gewinnen.

18 Monate wird er in Gärung gehalten, um am Ende seines Reifungsprozesses ein Wein für die Meditation zu sein, für das Nachdenken über Grund und Boden, die sogar in einer so gesegneten Weingegend wie den Colli Euganei immer wieder den Impuls von außen brauchen, von Menschen mit bedingungsloser Leidenschaft für den Weinbau, um eine Tausende Jahre alte Tradition in hergebrachter Lebendigkeit weiterbestehen zu lassen.

In den Weiten der Kellergewölbe von Vignalta
Fattoria Eolia Logo 250
Vignalta Logo 300

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