Eine Entdeckung in der Thermenregion: Weingut Schagl in Hölles
Wennst was sein willst, musst´ einen Harterberg trinken!
Es sind sanfte Hänge, es gibt keinen spektakulären Gipfel und schon gar keine Aussichtswarte. Trotzdem lohnt sich ein Spaziergang auf den Harterberg südöstlich von Baden. Auf einem leicht ansteigenden Weg schlendert man durch Weingärten nach oben und staunt über das Panorama, das sich mit jedem Schritt weiter öffnet. Im Rücken liegt die Kurstadt Baden und hinter ihr an den Hängen des Wienerwaldes ist deutlich die Kirche von Gumpoldskirchen zu erkennen. Im Osten zeigen Pappelreihen den Verlauf des historischen Wiener Neustädter Kanals, hinter denen sich im Blau des Dunstes jenseits des Wiener Beckens das Leithagebirge dahinzieht. Der Blick in den Süden erfordert einen klaren Tag, um die Hohe Wand und sogar noch die Bucklige Welt erkennen zu können. Selbst der Winzer Gerhard Schagl ist von der Aussicht von seinem Arbeitsplatz aus begeistert. Und mehr noch von der Lage für seine Weinstöcke. Der Harterberg, auf dem der größte Teil seiner Rebflächen gedeiht, ist eine Toplage der Thermenregion.
Er erlaubt bei einer Vielzahl von Sorten höchste Qualitäten, u. a. bei St. Laurent, Rotgipfler und im Hause Schagl vor allem beim Welschriesling. Nur die besten Trauben sind gut genug für den W Harterberg, der bereits zum Inbegriff für ein feines Glas Wein zum besonderen Anlass geworden ist, oder wie es Gerhard Schagl Junior ausdrückt: „Ich freue mich besonders, wenn mir zu Ohren kommt, dass die Leute immer wieder sagen, ,wenn´st was sein willst, musst´ einen Harterberg trinken!´“
Der Betrieb der Familie Schagl liegt zwar auch noch in der Thermenregion, aber etliche Kilometer weiter südlich nahe Leobersdorf. Bei Matzendorf zweigt man vom Badener Strassl Richtung Hölles ab und findet dort an gut 80 Tagen im Jahr vis-à-vis der Kirche beim Weingut Schagl den Buschen ausg´steckt. Aus der einst gemischten Landwirtschaft ist ein Weinbaubetrieb geworden, der die Tradition des Selbermachens jedoch hoch hält. Sen. Schagl hat nicht nur beim Wein, sondern auch beim Essen einen ausgeprägten Qualitätssinn.
Das Rindfleisch stammt vom Weiderind aus der Gegend von Kirchschlag und ein Ziegenhof bei Lichtenegg liefert die Käsebällchen. Schweine werden im Ganzen gekauft und höchstpersönlich zu Heurigenköstlichkeiten verarbeitet. Gerhard Schagl macht Presswurst und Blunzen, die, wie er betont, von seiner Frau Maria in der Küche noch veredelt werden. Im Herbst sind es selbstverständlich Gansln, die zum jungen Wein verzehrt werden, und falls der örtliche Jäger erfolgreich war, ein Hirschragout. Für die entsprechende Weinbegleitung ist gesorgt. Zum Beispiel mit dem anderswo längst verachteten Blauen Portugieser, der von Schagl Junior liebevoll gepflegt wird und sich in der Gunst der Gäste durchaus neben Zweigelt und St. Laurent behauptet.
In der warmen Jahreszeit genießt man den Heurigen im Freien zwischen üppigem Blumenschmuck, gepflegt und gehegt von Maria Schagl. Wenn´s kalt ist, sorgt drinnen ein Kachelofen für gemütliche Wärme. Da wie dort spürt man als Gast die angenehmen Schwingungen eines harmonischen Familienbetriebs, den Stolz der Eltern auf den Sohn, der nach seiner fünfjährigen Ausbildung in der HBLA Klosterneuburg und Praxis bei großen Winzern der Thermenregion selbst bereits ambitionierter Weinmacher ist. Man sollte sich Zeit nehmen, um der Auswahl an Sorten gerecht zu werden. Die weiße Palette reicht von „Der Grüne“ über den klassischen Welschriesling mit dem steirisch frischen Touch bis zum halbtrockenen Rotgipfler, dem als einzigem Weißwein die Ehre eines zart getoasteten Barriquefasses zuteil wird. Für Rotweinfreunde kann ein Glas Rosé oder Sparkling Pink als Auftakt eines ausgiebigen Heurigenabends empfohlen werden, um diesen nach ein paar genussreichen Stunden mit Zweigelt Magnifique oder der Cuvée GS ausklingen zu lassen.