Kultur und Wein

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Ein Weinstock im Blaufränkischland Mitte April

Bernhard Ernst, der Junge Wilde aus dem Blaufränkischland

Bernhard Ernst, der Junge Wilde aus dem Blaufränkischland

Muschelkalk unter dickem Lehm, das Nonplusultra für die Blaufränkischtraube

Goldberg und Hochberg zusammen ergeben den Tempelberg des Blaufränkischen, also hat Bernhard Ernst eine seiner beiden Cuvées kurzerhand Zion getauft. Der junge Winzer aus Deutschkreuz ist genauso wie viele Rotweinfreunde überzeugt von der Bedeutung dieser beiden Rieden. Auf beiden, sowohl auf dem Goldberg als auch auf dem Hochberg hat er Weingärten mit teils alten Stöcken, deren Wurzeln durch die dicke Lehmschicht hindurch aus dem tief darunter liegenden Muschelkalk eine faszinierende Mineralik heraufholen. Diesbezüglich ist er ein Fanatiker. Seine Weine, in der Hauptsache Blaufränkische, müssen in Farbe, Duft und Geschmack typischer Ausdruck ihrer Region und damit ihrer Herkunft sein. Holz spielt dabei, so ist er überzeugt, keine so große Rolle. Eingesetzt werden hauptsächlich gebrauchte Fässer. Konzentration des Mostes gibt es bei ihm ebenso wenig wie Zusätze, die den Wein gefälliger machen könnten. Eben „mehr Naturwein“, wie Bernhard Ernst es ausdrückt. Dazu kommt der äußerst sorgsame Umgang mit der Natur, den er zwar nicht an die große Glocke hängt, der aber letztlich ihm und seinen Mitarbeitern zugute kommt.

Ein paar Beispiele aus dem Sortiment von Bernhard Ernst

Dass er sich damit von einer gerne geübten Praxis bei großen Rotweinen entfernt, ist ihm bewusst. Schließlich ist Bernhard Ernst einer der Jungen Wilden, die mit ihren Weinen neue Wege gehen wollen. 2014 hat sich diese Gruppe aus jungen Winzern aus der Steiermark, dem Burgenland und Niederösterreich, zusammengeschlossen, um der Branche, wie er sagt, ein jugendliches Image zu verleihen. Langsam spricht es sich herum und es gibt bereits Verkoster, die speziell die Jungen Wilden Winzer besuchen und ins Rampenlicht der Weinbühne stellen.

Muschelkalk, der dem mittelburgenländischen Blaufränkischen seinen Charakter verleiht.

Ein großer Vorteil dieser Gemeinschaft, die überdies freundschaftlich verbunden ist, liegt auch in gemeinsamen Messeauftritten und in einem Marketing, das mittlerweile New York und Singapur als Absatzgebiet erreicht hat.

 

Bei einem Rundgang durch seinen Betrieb zeigt Bernhard Ernst gerne die alte Presse her. Sie steht im Herbst nach wie vor im Einsatz, da sie, wie er meint, die Trauben viel sanfter presst als die pneumatische Presse.

Die Ausbeute ist zwar nicht so hoch, aber es wirkt sich in der Qualität des Weines aus“, erklärt er das Festhalten an einer alten Tradition. Während die Rotweintrauben in großen Holzbottichen vergären, werden sie überpumpt und müssen per Hand mühsam nach unten gestoßen werden. „Die Praktikanten dürfen sich da verewigen“, lacht Bernhard Ernst, „weil sich die Trauben in der vollen Gärung oft zu einer festen Schicht zusammenbacken.“

 

Auch draußen im Weingarten ist Ernst ausgesprochen fröhlich. Es ist sein Naturell, das sich auch auf seinen Wein überträgt. Alles lässt sich mit Humor betrachten, sogar die Pheromone, mit denen die Männchen des Traubenwicklers verwirrt werden und sich deswegen nicht fortpflanzen können, oder der Birnbaum, den seine Großmutter einst in den Weingarten gesetzt hat, der zwar wunderschön blüht, auf dem aber noch keine Birne reif geworden ist.

Dabei hätte dieser Baum vom Klima her die gleichen optimalen Voraussetzungen wie die Weinstöcke. Von der Höhe des Goldbergs aus sieht man den Neusiedlersee, der von hier gerade acht Kilometer entfernt ist, und auf der anderen Seite das Ödenburger Gebirge, von dem das Blaufränkischland gegen raues Wetter geschützt wird. Mit dem Bewusstsein, am Rande einer großen Weinregion zu stehen, sinniert Bernhard Ernst mit einem stolzen Lächeln: „Das sind die letzen Berge, ab hier wird´s flach bis zum Schwarzen Meer.“

Die alte Weinpresse steht noch hoch in Ehren
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