Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Ausstellungsansicht Vino Versum 2016

Viel Neues neben Altbewährtem in der Poysdorfer WEIN+TRAUBEN Welt

Bernstein in seiner schönsten Form

Mit dem Oldtimer-Traktor entlang der Bernsteinstraße von Poysdorf bis St. Petersburg

Betty Bernstein führt die Kinder in einer neuen, kleinen Ausstellung in die Welt des Bernsteins ein. Die Weinstadt Poysdorf liegt schließlich an der Bernsteinstraße, der alten wichtigen Hauptverbindung zwischen der Ostsee und Rom. Auf ihr wurden einst die wertvollen Schmucksteine aus fossilem Harz nach Süden transportiert, während der geschätzte Poysdorfer Wein in die Gegenrichtung an den Zarenhof verfrachtet wurde. Den Zaren gibt es nicht mehr, aber den Wein, der in St. Petersburg nach wie vor hoch geschätzt wird. Ganz offensichtlich war dieser Wein auch schuld daran, dass Manfred Parisch (geb. 1949) vom Oldtimerclub & Museum Poysdorf und seine wackeren Freunde auf die mehr als verrückte Idee verfielen, mit einem Traktorveteranen (Bj. 1949) ein Weinfass entlang der Bernsteinstraße in die einstige Zarenresidenz zu schaffen. 2004 machten sich zwölf Abenteurer auf den Weg, am Anhänger das leere Fass und im Gepäck 300 Flaschen besten Poysdorfer.

Manfred Parisch und sein braver Traktor

Die Fahrt ging über unbefestigte Straßen, in denen das Gefährt zu versinken drohte, über Grenzen, die noch nie ein Traktor passiert hatte, und durch einsame weite Gegenden, die auch für ein noch so bescheidenes Fuhrwerk Gefahren boten. Aber in 26 Tagen war die Reise glücklich überstanden und der Wein wurde von niemandem Geringeren als Landeshauptmann Erwin Pröll der Stadt St. Petersburg übergeben. Nachzuerleben ist diese Fahrt in einem 45 minütigen Film von den Besuchern des Vino Versums im Poysdorfer Weinkino.

Wein aus Poysdorf auf dem Weg nach St. Petersburg

Wer nun Lust auf eine Traktorfahrt bekommen hat, kann auf einem nobel geschmückten Traktor-Anhänger entlang der „Coburg-Route“ oder entlang der „Kohary-Tour“ durch das Weinviertel tuckern. Vor einer solchen „Fürstlichen Traktorrundfahrt zu fürstlichen Schauplätzen“ ist allerdings ein Besuch der Sonderausstellung „Die Fürsten von Poysdorf“ im Vino Versum angeraten. Was sie dort alles an sensationellen historischen Entdeckungen erwartet, lesen Sie im Artikel „Poysdorf, die Weinstadt mit fürstlicher Geschichte“ (einfach hier klicken!).

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Kunsthandwerksmarkt in Poysbrunn, ins Vino Versum nach Poysdorf und „Stonehenge“ in Mistelbach am 08. u. 09.10.2016 (für weitere Informationen Logo Elite Tours anklicken!)

Ausstellungsansicht "Die Fürsten von Poysdorf"

Sensationelle historische Entdeckungen im Vino Versum

Paul Sixtus Trautson, hinter ihm die Burg Falkenstein © Vino Versum

Poysdorf, die Weinstadt mit fürstlicher Geschichte

An Selbstbewusstsein hat es den Poysdorfern ja nie gemangelt. Schließlich ist man von besten Weinrieden umgeben, aus denen ein traumhafter Grüner Veltliner gekeltert wird, und sich die übrigen Trauben in edlen Sekt verwandeln. Die Weinstadt im Nordosten des Weinviertels konnte bis dato auch auf eine stolze Geschichte verweisen, in der beispielsweise der russische Zar Alexander I. während des Wiener Kongresses ein Andenken an seine Trinkfestigkeit hinterlassen hat. Weniger bekannt war die Tatsache, dass gleich mehrere große Fürstenhäuser der k.u.k. Monarchie das Schicksal Poysdorfs mitbestimmt haben. Sensationelle Erkenntnisse und Objekte dazu bietet die Sonderausstellung „Die Fürsten von Poysdorf“, mit denen die Stadt auf ihre nunmehr nachgewiesenen Verbindungen zu gewesenen und noch existierenden Thronen dieser Welt verweisen kann. Schauplatz ist das Vino Versum, die WEIN+TRAUBENWELT, der insofern Rechnung getragen wird, als auch die unterirdischen Schlösser vorgestellt werden.

Taschenuhr mit königlichem Monogramm Ferdinands von Bulgarien 1910

Gemeint sind die herrschaftlichen Weinkeller, die in dieser Gegend mehr Bedeutung als so mancher oberirdischer Prachtbau genossen haben dürften. An einer digitalen Station werden sie mit einfachem Antippen digital erlebbar, wie die monumentalen Keller derer von Liechtenstein, in denen ohne weiteres ein Fuhrwerk umdrehen konnte. Im anderen Teil der Ausstellung ist den Fürsten von und zu Liechtenstein allerdings der kürzeste Abschnitt gewidmet. Der Grund dafür ist ganz einfach die ausführliche Darstellung der Familiengeschichte dieses Hauses im nahen Schloss Wilfersdorf.

Taler aus der Falkensteiner Münzpräge von Paul Sixtus Trautson

Konkurrenzlos ist in Poysdorf die Familie Trautson, ein aus Tirol stammenden Geschlecht, das im Zuge der Gegenreformation in den Besitz der Burg Falkenstein gekommen ist. Die in den Reichsgrafenstand erhobene Dynastie Trautson hat das Weinviertel, wenn man so sagen kann, wieder katholisch gemacht. Im Zuge der Recherchen für die Ausstellung wurde ein als verschollen geglaubtes Bild wieder entdeckt. Es zeigt Paul Sixtus Trautson und hinter ihm die Burg Falkenstein 40 Jahre vor ihrer Zerstörung im 30jährigen Krieg. Neben einer Reproduktion dieses Gemäldes sind auch Taler aus der Prägestatt der Grafen Trautson zu sehen. So diese Münzen aus Silber waren, wurden sie in ganz Europa als Zahlungsmittel anerkannt.

Zum Fürsten erhoben wurde der Staatsmann und Hofbeamte Johann Leopold Donat Graf von Trautson 1711. Ausgestorben ist die Linie bereits in der nächsten Generation mit dessen Sohn Fürst Johann Wilhelm (+1775). In der Erblinie folgen prominente Namen wie Auersperg oder Bartenstein, die Falkenstein bzw. Poysdorf mit der hohen Politik des Reiches zumindest in lockerer Verbindung gehalten haben.

 

Das dritte Fürstengeschlecht, das vorgestellt wird, gibt bis heute ein Rätsel auf. Die ungarische Komtesse Maria Antonia Kohàry, eine unermesslich reiche Erbin, ehelichte mit dem Coburg-Prinzen Ferdinand Georg den schönsten Prinzen ihrer Zeit. Deren Nachkommen stellten die Könige von Portugal, die Zaren von Bulgarien und die Kaiser von Brasilien. Bedenkt man die weiteren verwandtschaftlichen Verhältnisse, gibt es heute kaum eine Monarchie, in der nicht zumindest ein Schuss des dunkelblauen Blutes derer von Sachsen-Coburg und Gotha fließt.

Poysdorf hat damit insofern zu tun, als aus nicht nachvollziehbaren Gründen der Friedhof von Kleinhadersdorf, heute ein Ortsteil von Poysdorf, als Begräbnisstätte für Familienmitglieder derer von Koháry, so auch der Stammmutter des Hauses Sachsen-Coburg-Koháry, gewählt wurde. Das wahre Motiv dafür wird wohl ewig im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben, tut aber der Tatsache keinen Abbruch, dass sich Poysdorf ohne Übertreibung als Weinstadt mit wahrhaft fürstlicher Geschichte bezeichnen darf.

Kurator Wolfgang Galler an der digitalen Station "Herrschaftskeller im Weinviertel"

Weintrauben im Poysdorfer Himmel

Wein- und Ortsgeschichte glücklich vereint in der WEIN+TRAUBEN Welt

Die Weinstadt Poysdorf ist ins Zentrum des Vinoversums gerückt

Die biblischen Traubenträger als Wappen und Siegel der Weinstadt Poysdorf
Ein Parlament aus lauter Flaschen

Als sie zum Tale Eschkol gelangten, schnitten sie dort eine Rebe mit einer Weintraube ab, die sie zu zweien auf einer Stange trugen...(Numeri 13/23)“ und schleppten sie ins Weinviertel nach Poysdorf. So ähnlich darf man sich die Geschichte für diese Stadt denken, die seit 1667 in Wappen und Siegel die berühmten Traubenträger führen darf. Nicht unwichtig ist auch der Doppeladler, der über Josua und Kaleb, das sind die beiden Träger, schwebt.

Er ist ebenso wie das biblische Symbol das Zeichen einer selbstbewussten Bürgerschaft, die stets vom und mit dem Wein das beste Aus- und Einkommen fand – und bis heute findet. Einer der untrüglichen Beweise ist die neue WEIN+TRAUBEN Welt, gestaltet von den beiden fantasievollen Kuratoren Günter Fuhrmann und Wolfgang Galler, die auf kurzweilige und dennoch informative Weise dem Besucher das Vinoversum von Poysdorf eröffnen.

Der Himmel hängt voller Trauben, zumindest am Eingang der Weinwelt. Damit wäre spätestens klar gestellt, worum´s geht, wäre man nicht bereits vorher durch die Weinweiten dieses Viertels von Niederösterreich gefahren. Der Appetit auf ein frisches Glas Grüner Veltliner ist treuer Begleiter, muss sich aber noch gedulden. Dazwischen liegt die Wanderung, die an den besagten Weinträgern ihren Ausgang nimmt und über eine stolze Vergangenheit herauf bis zu den gastfreundlichen und durchaus weinfröhlichen Festen dieser Stadt im Heute führt.

 

Die Wände des ersten Teiles sind ebenfalls mit Trauben, also mit Zeichnungen von Weintrauben tapeziert. An interaktiven Stationen lassen sich Infos per Doppelklick mit dem Zeigefinger aufrufen und in einem Weinparlament tatsächlich ein Plenarsaal voller Flaschen bewundern. Kinder toben sich einstweilen auf Weinbeer-Hüpfbällen aus oder machen Selfies als Traubenträger, so sie nicht von umsichtigen Eltern einem der bereitgestellten Programme für Kids anvertraut werden.

In der WEIN+TRAUBEN Welt darf sich jeder Besucher, auch der Bürgermeister, wie Bacchus fühlen

Durch eine Kellerröhre geht es unter der Bundesstraße durch zum ehemaligen Bürgerspital (erbaut 1657), das bereits bisher brav als Stadtmuseum (Poysdorf erfreut sich seit 1924 des Stadtrechts) gedient hat. Nunmehr empfängt es die Besucher mit einer Zeitreise, deren Tempo mit einigem Geschick gesteuert werden kann. Immerhin sind 30 Millionen Jahre zu durchmessen.

Piller Monstranzen (1840 u. 1865) in der Barbarakapelle

Archäologen haben bewiesen, dass diese Gegend schon in der Jungsteinzeit und in der Bronzezeit ein beliebter Siedlungsplatz war. Interessant wird die Geschichte wieder in der Renaissance. Durch glückliche politische Umstände wurde Poysdorf 1582 zum Markt erhoben und mit satten Rechten ausgestattet. Direkt an einer der wenigen Straßenverbindungen in den Norden Europas gelegen, konnte ordentlich Maut eingehoben und damit der Grundstein zu andauerndem Wohlstand gelegt werden.

Als besonderer Gag erzählt Reichskanzler Otto von Bismark von seinem Besuch in Poysdorf. Der jeweiligen Zeit nachempfundene Zeitungen lassen Anekdoten nachlesen und in der Barbarakapelle (1663) sind zwei besonders prächtige Monstranzen zu bewundern. Schatzfunde, wie sie sonst nur im Märchen vorkommen, sind fast schon an der Tagesordnung und werden im Zuge dieser Ausstellung auch gebührend präsentiert.

 

Allmählich wird es Zeit, sich wieder an den Appetit auf das Glas Wein zu besinnen. Zur Einstimmung darf man sich als Bacchus fühlen.

Im Außenbereich schaut man dem Wein beim Gedeihen zu und macht sich über Sorten und Herstellung g´scheit. Der genüssliche Rest findet sich eben dort in der Gstetten, dem Dorf ohne Rauchfänge, aber mit umso mehr einladenden Kellern, einer Sektwelt und Heurigen, die ihren Ehrgeiz darein legen, den nunmehr weingebildeten Gast nicht nur mit Grünem Veltliner zu erfrischen, sondern auch mit Wildschweinwurscht, Bergkäse mit Veltlinerrinde und ähnlichen Köstlichkeiten aus der Poysdorfer Küche zu ernähren.

Kellergasse in Poysdorf

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