Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Kunst im Keller des Weingutes Taubenschuss

Weingut Taubenschuss: Innovation aus Tradition

Ein kleiner Teil des Sortiments des Weingutes Taubenschuss

Wein, Kunst und tiefe Wurzeln in der Poysdorfer Geschichte

60 Jahre wird der älteste Weingarten heuer alt, ausgepflanzt wurde er 1957, im Geburtsjahr von Helmut Taubenschuss, dem Chef des bekannten Poysdorfer Weingutes. Ausgesprochen stolz darauf ist sein Sohn Thomas, der mit seinem Bruder Markus die zwölfte Generation stellt, die sich im Aspergerhaus in der Stadtmitte von Poysdorf dem Weinmachen verschrieben hat. Wie alt das Gebäude selbst ist, kann nur vermutet werden. Thomas ist überzeugt, dass es älter als die 1640 geweihte Pfarrkirche ist: „Das Gebäude war ein Lehenshaus der Fürsten von Liechtenstein, dem die Gstetten gehört hat. Das war eigentlich ein großer Ziegelofen. Heute ist es eine Kellergasse. Damals hat man dort den Lehm für die Ziegel der Kirche abgebaut und in erster Linie gar nicht an die Lagerung von Wein gedacht.“ Es gibt sogar die berechtigte Annahme, dass an dieser Stelle eine Ritterburg gestanden ist, was die Historie noch um etliche Jahrhunderte verlängern würde. Zu erahnen ist das Alter im ungemein stilvoll gestalteten neuen Kostraum, in dem ein Stück der ursprünglichen Mauer freigelassen wurde.

Weinsteintaube Rudolf Hauer

Sicher ist aber der Beginn des Weingutes Taubenschuss anno 1670. Großvater Anton war einer der ersten, die mit der Abfüllung des Weins in Bouteillen begonnen hat. Seine Ausbildung erhielt der damals noch junge Winzer in Valtice, zu Deutsch Feldsberg, wo auch dessen Vater, ebenfalls ein Anton, erfolgreich die Weinbauschule absolviert hatte. Dessen Zeugnis aus 1891/92 wird von seinen Nachfahren liebevoll aufbewahrt. Es war der Jahrgang 1941, der das erste Etikett mit dem Namen Taubenschuss erhielt.

Dessen Aussehen hat sich allerdings im Laufe der Jahre verändert. 1990 wurde die weiße Taube das Markenzeichen des Weingutes, die in leicht modifizierter Form bis heute große Weinviertler Weißweine garantiert. In einer Vitrine sind Flaschen von damals bis heute zu sehen. Die großen Lagen zieren Bilder von Malern wie Josef Bramer oder Karl Korab. Das jüngste Design stammt von Markus Taubenschuss für seinen ersten von ihm produzierten Gelben Muskateller.

Vinothek mit den ältesten Flaschenweinen des Weingutes

In einer Vinothek lagern, von dichtem Kellerlurch überzogen, ab dem ersten Jahrgang Flaschenweine des Hauses. Am Ende dieser schmalen Röhre wacht die Büste des Großvaters, die der Poysdorfer Steinbildhauer Martin Messinger geschaffen hat. Diese Figur ist nur eines von nahezu unzähligen Kunstwerken, die das Weingut bereichern. Thomas erinnert sich, dass seine Eltern vor 20 Jahren damit begonnen haben, in ihrem Haus Maler zu präsentieren. Mittlerweile ist ein Skulpturengarten daraus entstanden, der den Besucher in einer Welt aus Wein und Kunst empfängt.

Helmut Taubeschuss beim Versiegeln der Weinflaschen

Allgegenwärtig ist wieder die Taube. Jeder Künstler, der irgendwann hier ausgestellt hat, wurde eingeladen, eine solche zu gestalten. So kam es, dass neben einer Reihe origineller Kleingemälde auch eine Weinsteintaube (Rudolf Hauer) und eine Moortaube (Max Schmelcher) an den Wänden sitzen. Die in verschiedenen Farben gehaltenen Tauben an den Stahltanks sind die Antwort des Winzers, die besagen will, dass auch das Weinmachen eine ganz besondere Kunst ist, die sich hier wie kaum anderswo so innig mit den Schöpfungen von Malern und Bildhauern verbinden kann.

 

Jetzt ist es jedoch höchst an der Zeit, dass die Rede auf die eigentliche Berufung der Familie Taubenschuss kommt, auf den Wein. Er wächst beispielsweise in so herrlichen Lagen wie der Ried Tenn und der Ried Hermannschachen mit einer satten Löss-Auflage bis zu 15 m und darunter Kalkgestein von den Ausläufern der Falkensteiner Klippen, stellenweise untermischt mit Terrassensedimenten aus Kies und Tonerde als Grundlage für eine faszinierende Mineralität.

Dem Spaziergänger, der aus den Kellergassen hinaus in die Weinberge gewandert ist, fallen bestimmt die Schafe auf, die zwischen den Stöcken grasen. Sie sind ein Anliegen von Markus Taubenschuss, der diese freundlichen Tiere als brave Pfleger des Weingartens einsetzt.Sie begnügen sich mit dem Abgrasen des Unterwuchses und halten ihn damit in den richtigen Grenzen.

Die Schafe sind Vertreter eher kleinerer Rassen, denen zu mühsam sein dürfte, die hoch liegenden Austriebe abzubeißen. Sie sind Teil einer die Natur schonenden Behandlung des Weingartens. Gedüngt wird mit hauseigenem Kompost, Klee wird ausgesät, um Stickstoff in den Boden einzubringen, und das Gras zwischen den Stockreihen wird niedergewalzt, um erstens eine sanfte Verteilung des Gewichts der Traktorreifen und zweitens einen Schutz gegen Austrocknung in heißen Sommern zu bewirken.

Markus Taubenschuss mit seinen tierischen Weingartenpflegern

Auf Spritzmittel kann durch diese Strategie zum guten Teil verzichtet werden, was wiederum den Bienen und anderen nützlichen Insekten sehr zugute kommt.

Fass - Bunte Kellergasse von Michaela Ferner

Letztlich profitiert davon auch der Weinfreund, der Taubenschuss längst zu den ganz Großen der österreichischen Weinlandschaft zählt. Angebaut werden wie schon vom Großvater fast ausschließlich Weißweine, in erster Linie der Grüne Veltliner und Burgundersorten. Das Weingut besitzt 20 Hektar, zugekauft werden Trauben von ca. 10 Hektar. Jede einzelne Traube ist von Hand gelesen und zwar von den Erntehelfern des Weingutes. „Selektionierte Handlese“ steht auf jeder Flasche.

Es ist die Garantie für eine Qualität, die sich Thomas Taubenschuss auch von anderen Winzern der Region wünschen würde. Es geht ihm darum, dass ein ausgezeichnetes Grundprodukt in den Keller kommt, um beispielsweise zu einem der mindestens drei Weinviertel DAC Classic oder einem der Weinviertel DAC Reserven verarbeitet zu werden. Vertrieben wird der Wein zum überwiegenden Teil im Inland und ab Hof. Thomas: „Ich hoffe, dass ich nie irgendwelche Parker-Punkte brauche, um den Wein verkaufen zu können.“ Er ist, wie auch sein Bruder und seine Eltern, zutiefst mit der Region verbunden. Seine Mutter Monika ist Stifterin des TourINNO, eines Preises, der für touristische Verdienste an Poysdorfer vergeben wird.

Gleichzeitig ist sie aber auch eine großartige Gastgeberin, die ihre Gäste bei Verkostungen mit Schmankerln aus der Umgebung versorgt. Vater Helmut ist sich nicht zu gut, um lächelnd an einem Topf mit heißem Wachs zu stehen und die Flaschen damit zu versiegeln. Markus und Thomas sind die Zukunft des Weingutes Taubenschuss, die eine Tradition, die tiefer wurzelt als der älteste Weinstock, nach dem schönen Motto: „Dass man nicht vergisst, wo man herkommt“ mit dem gleichen Schwung wie ihre Eltern weiterführen werden.

Der Skulpturengarten im Hof des Weingutes Taubenschuss
Thomas Taubenschuss
Monika Taubenschuss
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