Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Aussichtsplatz über das Vulkanland am Kirchenplatz in Straden

Freundliche Vulkane und der „Himmelsberg“ von Straden

Der Himmelsberg im Abendlicht

Wege zur Kunst, zum Wein und zur eigenen Mitte

Straden ist von weitem zu sehen. Die Skyline dieses Marktes ist markant. Drei Kirchtürme und genaugenommen vier Kirchen scheinen für den kleinen, auf einem Felsen thronenden Ort eine doch recht üppige Ausstattung mit sakralen Gebäuden. Gerade dadurch wurde Straden jedoch neben der übermächtigen Riegersburg zu einem der Wahrzeichen für die Südoststeiermark. Immer öfter hört und liest man in diesem Zusammenhang auch Vulkanland, eine Bezeichnung, die mehr und mehr zur Marke dieser Gegend wird, die in ihrer Freundlichkeit so gar nichts von feindselig feuerspeienden Bergen an sich hat. Vulkanland steht vielmehr für Genuss in vielerlei Weise: für den auf dunklem Basaltboden gewachsenen Wein, für Kernöl, Käferbohnen und Schinken. Alles das findet man in und rund um Straden. Man muss sich dazu nur ein paar Tage Zeit nehmen und sich vorbehaltlos mit den Vulkaniern und deren Gastfreundschaft einlassen.

 

Sportliche Varianten, um das Land um Straden intensiv zu erleben, sind Ausflüge.

Origineller Wegweiser am Weg der Kunst

Wanderungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad führen in angenehmer Abwechslung durch Wäldchen, Felder, Obst- und Weingärten. In Stainz bei Straden beginnt beispielsweise der „Weg der Kunst“, um entlang von etlichen Stationen wie der Klangallee oder an geomantischen Punkten den Wanderer zum Fühlen, Hören und Nachdenken anzuregen. „Auf den Spuren der Vulkane“ ist die größere Route und eine Einladung, in dieses Land einzutauchen und Menschen zu begegnen.

Herbst im Vulkanland: Saftige Äpfel und dahinter Weingärten mit reifen Trauben

Aber ganz egal wo man ankommt, verlässlich wartet eine Buschenschank. Einem gelernten Ostösterreicher ist diese unkomplizierte Form des Weinausschanks durchaus geläufig. Der Weinbauer steckt einen Buschen aus und macht damit bekannt, dass es bei ihm einen kühlen G´spritzten gibt, mit dem der erwanderte Durst auf erfrischende Weise weggespült werden kann, und dazu eine wohlfeile Jause mit Verhackertem, Speck oder Geselchtem. Wer zu Fuß unterwegs ist, darf ruhig sitzen bleiben.

Er kann sich am Schatten eines Nussbaumes erfreuen und dabei eine zumeist beachtliche Weinkarte durchkosten. Nur ein paar Empfehlungen: Welschriesling ist in diesen gastlichen Häusern der Klassiker schlechthin, gefolgt vom Sauvignon Blanc, dem Weißburgunder, dem Gelben Muskateller und den steirischen Spezialitäten Morillon und Sämling.

Da jedoch bereits in der Bibel streng vermerkt ist, dass der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt, sollte der Weg auch auf den Stradener „Himmelsberg“ führen. Vorbei an Festungsmauern strebt man himmelwärts und beritt wahrhaftig eine andere Welt. Hektik scheint hier ein Fremdwort zu sein. Die Kirchentüren sind offen und laden ein zu stillem Besuch. In der Pfarrkirche sollte man die Gelegenheit nutzen, um der „Himmelsbergerin“ ein persönliches Anliegen anzuvertrauen. Gemeint ist die Gnadenstatue auf dem Hochaltar, eine Madonna mit Kind aus der Zeit um 1520, die seither immer wieder Ziel von Wallfahrten war.

 

Ein kleiner Kirchenführer gibt Aufschluss über Geschichte und Einrichtung der Kirchen. So erfährt man in der Doppelkirche unmittelbar neben der Pfarrkirche, dass St. Sebastian als Patron für das Obergeschoss verantwortlich ist und die Kirche einen Stock tiefer der Schmerzhaften Mutter Maria geweiht ist. Das vierte Gotteshaus ist die Kirche „St. Florian“.

Die Pfarrkirche Straden

Sie liegt am höchsten Punkt des Stradener „Himmelsberges“. 1644 wurde der ältere Teil auf einer, wie man annimmt, mittelalterlichen Burgruine errichtet. Deren Funktion hatte nun die „Kirchenburg“ übernommen. Straden hatte wehrhaft zu sein. Im Laufe der Geschichte mussten sich dessen Bewohner immer wieder verteidigen. Schuld daran war die Lage an der einstmals ungarischen Grenze, die unter anderem von Kuruzzen und Hajducken in räuberischer Absicht übersetzt wurde. Es gab türkische Streifscharen und noch am Ende des Zweiten Weltkrieges führte eine erstarrte Frontlinie ausgerechnet durch Straden, das dadurch wieder einmal erheblichen Schaden erlitten hat.

Einladung zum Innehalten: Kapelle am Wegrand

Seither genießt der Ort friedliche Jahre und eine Ruhe, die auf den Besucher ansteckend wirkt. Nach der Kirchenrunde setzt sich dieser gern ins De Merin, eine Greißlerei, benannt nach der ursprünglichen Bezeichnung des Ortes „Merin“. Bei einem Glas Traubensaft auf dem Platz mit dem Blick zur Pfarrkirche fällt es nicht schwer, mit den Stradenern ins Tratschen zu kommen. Im Grunde drücken sie die gleichen Sorgen wie alle anderen auch, aber man spürt ihr Selbstbewusstsein, das sich in hart durchkämpften Jahrhunderten allmählich aufgebaut hat. Sie haben erkannt, dass man sich auf niemanden verlassen darf, außer auf sich selbst. Man merkt es bei den Winzern, die um die Qualität ihrer Weine wissen und diese lieber persönlich vermarkten, und bei den Bauern, die im eigenen Betrieb Schweinfleisch, Obst und Gemüse zu Spezialitäten des Vulkanlandes veredeln. Eine Auswahl dieser Köstlichkeiten wird hier im De Merin angeboten, alles andere findet sich mit Garantie auf einem der entspannten Wege zur Kunst, zum Wein oder zur eigenen Mitte.

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