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Schloss Wilfersdorf

Schloss Wilfersdorf: Die Wiege des Hauses Liechtenstein steht im Weinviertel

Hans Huysza am Touchscreen vor der von ihm erarbeiteten Stammtafel der Liechtensteiner

Fürstenkrone, Stammbaum und der Papagei von Papa Haydn

Ohne die Fürsten Liechtenstein ist die Habsburger Monarchie kaum vorstellbar. Im Unterschied zu den Habsburgern besitzen die Liechtensteiner bis heute ihr kleines, feines eigenes Reich. Es gibt den regierenden Fürsten Hans Adam und den Erbprinzen Alois, der bereits die Regierungsgeschäfte in Vaduz führt. Geblieben ist ihnen auch der Grundbesitz im nördlichen Weinviertel, im Gegensatz zu den Ländereien und Schlössern jenseits der heutigen tschechischen Grenze. Das bekannteste verloren gegangene Schloss ist Eisgrub/Lednice, das mittlerweile Teil des Weltkulturerbes ist.

 

Nur wenige Kilometer davon südlich liegt in der nordöstlichen Ecke von Niederösterreich die Ortschaft Wilfersdorf. In dessen Zentrum steht ein Liechtenstein Schloss, das einst in der Familiengeschichte dieses Fürstenhauses eine ganz besondere Rolle gespielt hat. Später wurde es beinahe vergessen. Jahrzehnte lang war es lediglich Sitz der Hofkellerei und deren Verwaltung. Der Rest war eine der angehenden Schlossruinen, wie man sie vermehrt im Weinviertel findet

Nachbau der Fürstenkrone der Liechtensteiner

Erweckt wurde das Schloss aus seinem Dornröschenschlaf erst von einem Gemeindebürger. Der Wilfersdorfer Hans Huysza hatte in den 1990er Jahren in einem Nebentrakt damit begonnen, ein Heimat- und Regionalmuseum aufzubauen. Das zentrale Ausstellungsstück war die lückenlose Stammtafel des fürstlichen Hauses Liechtenstein.

Damit konnte Huysza beweisen, dass alle derzeit noch lebenden Mitglieder des Hauses Liechtenstein Nachkommen derjenigen Ahnen sind, die seinerzeit hier residiert haben und in Wilfersdorf bestattet sind.

 

Die Stammtafel ist selbstverständlich auch in das neue Museum mitgewandert. Sie wurde lediglich durch einen Touchscreen ergänzt, auf dem der Besucher über eine Nummer Informationen und eventuell sogar ein Porträt zu jeden der dort verzeichneten Liechtensteiner abrufen kann.

Kutschen, mit denen die Liechtensteiner einst zu ihren Ländereien unterwegs waren.

Eingerichtet ist die Ausstellung in den Räumen des Schlosses im ersten Stock, über einem Festsaal, der in vielfältiger Weise genutzt wird, so auch für Vernissagen regionaler Künstler.

Wolle, Bier und Teich machen die böhmischen Herren reich.

Dass das Schloss solche Aktivitäten beherbergen kann und dabei in altem Glanz erstrahlt, verdankt es Hans Huysza. Im Jahr 2000 wurde auf seine Initiative hin mit der Renovierung des Gebäudes begonnen. Er erinnert sich: „Die Entwicklung war so, dass sie damals gut in die Regionalentwicklung allgemein hineingefallen ist. Es gab eine Studie der Technischen Universität. Ich war eingeladen zur Mitarbeit. Es ging in diesem Projekt um die Kleinregion Weinviertel-Dreiländereck.

In jedem Ort gibt es Liechtenstein in der Ortgeschichte. Die Gemeinden haben gesehen, dass sie die gleiche Geschichte haben. Wein und Liechtenstein, das sind die Themen, auf die sich diese Kleinregion konzentrieren soll.“ Verhandlungen diesseits und jenseits der Grenze, Zusammenarbeit mit den Tourismusstellen und Gemeinden von Feldsberg und Eisgrub und geschicktes Ausschöpfen von Fördermitteln ließen das Projekt so prächtig gedeihen, dass das Liechtenstein Museum von Hans Huysza bereits 2005 zu den 44 Top-Ausflugszielen in Niederösterreich zählte.

Für die Saison 2014 wurde die bestehende Schau in Zusammenarbeit mit dem Kurator Dr. Hannes Etzlstorfer neu gestaltet. Sie wurde zum erlebnisreichen Gang durch die Geschichte des Hauses Liechtenstein. Bereits die Fürstenkrone mitten im Eingang fordert den Eintretenden Ehrfurcht ab. Dass sie ein Werk des handwerklich talentierten Hans Huysza ist, weiß man erst, wenn er es selbst bei der Führung erzählt. Vor der Stammtafel könnte man stundenlang verweilen.

Koch- und Arzneybuch der Prinzessin Eleonora Maria Rosalia von Liechtenstein

Zu jedem einzelnen der hier angeführten Liechtensteiner gäbe es eine Menge zu erzählen. Auffällig sind beispielsweise die 24 Kinder des Wilfersdorfer Stammvaters Hartmann, von denen allerdings die wenigsten überlebt haben.

Dazwischen hört man seltsames Pfeifen, das wie die Kaiserhymne klingt. Die Töne kommen von einem ausgestopften Papagei. Der Komponisten Joseph Haydn soll einen solchen Graupapagei besessen haben und ihm diese Melodie und die Worte Papa Haydn beigebracht haben. Nach seinem Tod wurde der Vogel von einem Liechtensteiner erworben, um eine Summe, die höher gewesen sein soll als der Kaufpreis von Haydns Haus im Gumpendorf.

Mit dem Gemälde Schlacht bei Austerlitz ist eine besonders rührende Geschichte verbunden

An einer in einer Kutsche der Liechtensteiner eingerichteten Videostation reist man mit einem der Fürsten von der Burg Liechtenstein bei Wien zu seinen Besitzungen im Norden und hört das erleichterte Schnauben der Pferde bei der Ankunft.

Wappen des Hauses Liechtenstein

Während man noch grübelt, wie diese Familie zu einem solchen Vermögen und zu so großem Einfluss gekommen ist, steht man unvermittelt vor einer Truhe, die das Geheimnis verrät: Wolle, Bier und Teich machen die böhmischen Herren reich. Die Ausstellung macht aber am Ende der Führung anhand eines Modells von Wilfersdorf um 1800 deutlich, dass die Grundherrschaft nicht nur für sich arbeitete, sondern einer stattlichen Anzahl von Menschen den Lebensunterhalt garantierte.

 

Der Wein trug seinen Teil zur Wohlhabenheit bei und ist bis heute ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor des Fürstenhauses und er beherrscht auch das Untergeschoss des Schlosses.

An den Wochenenden von März bis November hat dort eine Buschenschank geöffnet. Betrieben wird sie jeweils von einem der „Schlosswinzer“, einer Gemeinschaft, die sich aus 13 Weinbauern der Gemeinde und der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein zusammensetzt.

Sphinx am Eingang des Schlosses

Jeder von ihnen bestückt die dort befindliche Vinothek mit jeweils vier Sorten seines Weines. Als besonderer Tipp muss der Gemeindewein erwähnt werden. Ein Weinviertler DAC und ein Rotwein sind das Ergebnis einer strengen Kür, die nur dem besten erlaubt, ein Jahr lang diesen Titel zu führen. Ein weiteres Weinerlebnis bietet ein Besuch der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein selbst, in deren weitläufigen Gewölben die Spitzenweine aus dem Hause Liechtenstein verkostet werden können.

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