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Weingeschichten aus Friaul

 

Genussvolle Begegnungen mit Winzern zwischen Udine, Cividale und Triest

 

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Illustration aus Weingeschichten aus Friaul

Villa Rubini: Weingut an den Wurzeln des DOC Colli Orientali del Friuli

Familienwappen © Villa Rubini

Das Weinschloss

mit den offenen Toren

Am Rosso Pompejano, einem gedeckten dunklen Rot, ist das Weingut Villa Rubini schon von weitem leicht zu erkennen. Es steht in einem sanften Tal in den Colli Orientali del Friuli bei Spessa di Cividale. Man betritt das altehrwürdige Anwesen durch den Wirtschaftshof und wird in einem gemütlichen Kostraum herzlich empfangen. Wenn Dimitri Pintar, Winzer und Ehemann von Diletta Riubini, zufällig geschäftlich außer Haus weilt, wird er fachkundig von Micaela, einer engagierten Angestellten vertreten. Die junge Frau fühlt sich längst als Teil der Familie, die hier seit 1814 dieses Gut betreibt. Sie weiß über die Weine bestens Bescheid, vor allem aber über die große Geschichte, die Familie Rubini mit diesem Flecken Friual verbindet.

 

 

Selbstverständlich werden neben internationalen Sorten autochthone Weine gekeltert, so der Tocai Friulano. Man ist bei Rubini überzeugt, dass der nunmehr durch einen Disput mit Ungarn und dem Tokajer auf Friulano verkürzte Name dieser Rebsorte in seiner vollen Länge zusteht, da sie „seit jeher im Friaul –Julisch Venetien vertreten ist und zu den wertvollsten Sorten unserer Region gehört.“ (© Villa Rubini) Und weiter heißt es hier: „Die Trauben des Tocai Friulano kommen ... zu 40% aus einem historischen, mehr als 70 Jahre alten Weinberg der Villa Rubini, in dem drei Biotypen des Tocai Friulano angebaut werden, die zur Tradition unseres Hauses gehören.“

Gastfreundschaft ist an sich ein Merkmal der Familie Rubini. Diletta und Dimitri sind Pferdenarren, mit innigem Bezug zu Norikern. Mit ihrer Zucht wollen sie dieser Rasse das Aussterben im Friaul ersparen. Neben diesen ruhigen und verlässlichen Reitpferden haben sich eine Menge anderer streichelbedürftiger Tiere angesammelt, wie Ziegen, Kaninchen, Gänse und Hunde, die im Rahmen einer „Fattoria Didattica“ für viele Kinder aus den umliegenden Städten den ersten lebendigen Kontakt mit dem Leben auf einem Bauernhof darstellen.

 

 

Die Idee dazu stammt von Diletta Rubini. Sie ist selber mehrfache Mutter und weiß genau, wie man ein Sommercamp für die Kleinen zum unvergesslichen Abenteuer gestaltet; zum Beispiel mit Feen und Trollen im weitläufigen romantischen Schlosspark, der dafür rundweg zum magischen Ort erklärt wird. Schattige Teiche, riesige alte Zedern, wild wuchernde Palmenhaine, dazu archaisch anmutende Skulpturen des Künstler Giorgio Giliberti tragen das ihre zu diesem Zauber bei, der nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene in seinen Bann schlägt.

Dazu hat Rosa Rubini viel zu erzählen, angefangen von den ersten Berichten über das Gut im 15. Jahrhundert, über die Seidenraupenzucht, die von Domenico Rubini Anfang des 19. Jahrhunderts in Spessa neben dem Weinbau betrieben wurde, bis zu Domenico II., der 1885 das damals eher verachtete Studium der Agrarwissenschaft an der Universität Portici absolviert und es dort später zu einem Lehrstuhl gebracht hat. Er war der führende Kopf in der Bekämpfung der in diesen Jahren verheerend auftretenden Reblaus. Domenico legte eine „Rebstockschule“ an, mit dem hauptsächlichen Ziel, autochthone Rebsorten, die durch den Reblausbefall besonders in ihrem Bestand gefährdet waren, fortzupflanzen.

 

 

Im Zweiten Weltkrieg war Villa Rubini ein markanter Punkt auf allen Militärkarten, zuerst Quartier für italienische Truppen. Fotos aus diesen Tagen erzählen vom Besuch des Prinzen Umberto von Savoyen und zeigen einen noch heute bestehenden Weingarten mit Tocai Friulani vor dem Eingang der Kellerei. Es folgten das deutsche Heer, die Partisanen und die Truppen der Alliierten. Die Liste der Beschädigungen, die durch solcherart wenig willkommene Gäste entstanden sind, wird noch immer aufbewahrt. Familienoberhaupt war in diesen Tagen Ing. Pietro Rubini. Er hat nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft das Weingut zu altem Glanz zurückgeführt und gleichzeitig dem Weinbau in der Region neue Perspektiven eröffnet, indem er ihm eine bis dahin kaum bestehende Identität geschaffen hat.

Ein wahres Herzstück des Weingutes ist der Pignolo. Dieser ebenfalls autochthonen Rebsorte hatte, so erfährt man, bereits das Aussterben gedroht. Die kleinbeerigen Trauben reifen sehr spät und werden erst Ende Oktober geerntet – bei Rubini ein würdiger Anlass zu einem Erntedankfest. Gäste und Freunde werden eingeladen, selber Trauben zu pflücken, auf die Trocknungsgitter zu legen und am Abend die süßen Beeren mit Schokolade zu verkosten. Wenn die Erntemenge auch gering ist, bleiben dennoch genügend Trauben, die vor dem Pressen sorgsam getrocknet werden und deren Wein 24 Monate im Barrique Zeit zur großen Reife verbleiben.

Bilder anklicken zum Vergrößern

o.qu.: Villa Rubini

l.g.o.: Familienwappen

r.o., r.u,.g.u.qu.: Abenteuerpark

u.r.: Museo Rosa Rubini

o.u.o.r.: Arbeiten von G. Giliberti

o.l.: Rosso Pompejano

r.l.: Diletta Rubini

r.r.: Dotssa Rosa Rubini

r.u.: Il Principe

r.g.u.: Orto Dittatica

r.u.: Fattoria Ditattaca

Signora Dottssa Rosa Serafini Rubini, die Mutter von Diletta, arbeitet gerade an der Renovierung der Orangerie. Sie soll in der originalen Form wiederhergestellt werden, um die Zitronenbäumchen sicher durch den Winter zu bringen. Rosa Rubini hat vor nicht allzu langer Zeit ein spätes Studium der Kunstgeschichte abgeschlossen und lässt die neugewonnene Fachkenntnis nun dem eigenen Hause, oder besser, Schloss zukommen. Ihr Forschungs- und Arbeitsgebiet reicht aus für ein Lebenswerk; angefangen vom bereits erwähnten historischen Park, der Schlosskapelle mit dem Wappen der Familie De Rubeis, die 1720 die derzeitige venezianische Villa errichtet haben, dem Schloss selber mit ausladender Fassade zum Garten hin, dem von ihr eingerichteten landwirtschaftlichen Museum und dem Archiv der eigenen Familie.

Er war Gründer und erster Vorsitzender des Schutzkonsortiums der DOC-Weine der „Colli Orientali del Friuli“. Rubini war auch eine der ersten friulanischen Marken, die weit über die italienischen Grenzen hinaus gingen und sich auf dem nordamerikanischen und japanischen Markt etablieren konnten.

 

 

Diese Energie zur ständigen positiven Erneuerung hat sich von den Vorfahren ins Heute vererbt, bestätigt auch Micaela, und zeigt den jüngst angelegten „Orto Didattica“, einen Schaugarten, der den Besuchern die Vielfalt der Würzkräuter im Friaul nahebringen soll. Er war eine der vielen verwirklichten Ideen von Diletta, die stolz ihren Jüngsten bei sich trägt, den „Principe“, wie sie ihn mit einem Lächeln nennt – schließlich ist auch er wie alle seine tüchtigen Vorfahren ein Spross der uralten venezianischen Patrizierfamilie Rubini.

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