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Weingeschichten aus Friaul

 

Genussvolle Begegnungen mit Winzern zwischen Udine, Cividale und Triest

 

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Illustration aus Weingeschichten aus Friaul

Ausflug in den Karst bei Triest: Weingut und Ölmühle Parovel

Geschmack und Duft

von Fels und Meer

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Nicht weit außerhalb, oder genauer gesagt, oberhalb der geschäftigen Hafenstadt Triest, erreichbar über schmale, teils steile Straßen, liegt in einer karg erscheinenden Landschaft die Ortschaft San Dorligo della Valle. Die Häuser klammern sich an kaum mit Erde bedeckte Hänge. Um nutzbares Land zu gewinnen, haben die Menschen Steinmauern errichtet, Terrassen, auf denen Weinstöcke und Olivenbäume wachsen und gedeihen und haben so den Carso Triestino, den Triestiner Karst, in einer ganz eigenen Weise für sich fruchtbar gemacht.

 


 

Der älteste Weißwein des Hauses Parovel ist ein Malvasia Istriana, gefolgt vom Vitovska, einer Traube, die ausschließlich im Karst gedeiht. Matos Nonet ist eine Cuvée aus Malvasia Istriana, Sauvignon und Semillon. Die Stöcke, auf denen die Trauben für diese Weine gedeihen, sind zum Teil 60 Jahre alt, also tief in den Felsspalten verwurzelt. Nach der Lese bleiben die Trauben einige Tage auf der Schale, werden erst dann gepresst und in Slawonischen Fässern vergoren. Das Ergebnis ist eine kräftige Mineralik als duftendes Abbild des Carso Triestino. Für den Spomin, einem Süßwein aus Moscato Giallo, werden die an einem Südhang voll ausgereiften Trauben an die drei Wochen getrocknet, bevor sie gepresst und im Stahltank vergoren werden.

 


 

UL´KA Tergeste DOP ist Parovels Top-Klasse. Ul´ka nennen die Slowenen im Dialekt ihre Oliven. Verwendet wird dafür ausschließlich die Sorte Bianchera (slowenisch: Belica). Nicht zuletzt aufgrund ihrer Kälteverträglichkeit hat sie sich im Karst durchgesetzt und liefert einen Ertrag von über 16%. Bianchera bildet auch den Hauptanteil (80%) in der Selezione Parovel, einer Cuvée mit den Sorten Leccino und Maurino, die beide selbstverständlich auch in seinen Olivenhainen wachsen. Mit ihren silbrig grauen Blättern stehen sie speziell im Frühling mit dem frischen Grün der jungen Weinblätter in sanftem Kontrast und verleihen mit diesem aparten Farbenspiel dem Karst den Charme eines impressionistischen Gemäldes.

Aufbauend auf einer Familientradition, die bereits seit vier Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wird, haben die Geschwister Elena und Euro Parovel eben dort einen Leitbetrieb für Wein und Olivenöl geschaffen. Das Stammhaus sozusagen, ihr Elternhaus, steht in Caresana, einem Dörfchen hart an der Grenze zu Slowenien, wie ihre Weingärten und Olivenhaine mit durchwegs autochthonen Sorten, sowohl beim Wein als auch bei den Oliven. Dazugekommen sind im Laufe der Jahre eine Kellerei mit zeitgemäßer Technik und eine moderne Ölmühle, in der neben der eigenen Ernte auch Oliven aus dem übrigen Friaul zu garantiert reinem, extra nativem Öl verarbeitet werden.

 

Wenn man etwas Glück hat, ist die Kellerei gerade als Osmizze geöffnet. Osmizze kommt vom Slowenischen „osmica“ und bedeutet acht und ist nichts anderes als eine Buschenschank. Man bezieht sich dabei auf ein Privileg aus der Habsburgerzeit. 1784 erlaubte Kaiser Josef II. den Bauern den Verkauf von Eigenbauwein und Produkten aus eigener Fechsung für eine Zeitspanne von jeweils acht Tagen.

 

Für Parovel ist es Ehrensache, diese ererbte Tradition zu pflegen. Selbstverständlich sind seine Weine auch in der übrigen Zeit des Jahres zu verkosten. Das Sortiment ist außergewöhnlich. Allein die Namen der Weine machen jeden Neuling im Karst neugierig.

 


 

Der älteste Rotwein von Parovel ist der Refosco d´Istria. Der ursprünglichste Karstbewohner ist allerdings der Terrano, in seiner Art eigenwillig wie die Bewohner dieser Gegend. Jeder Versuch einer geschmacklichen Beschreibung würde hier scheitern; gerade dieser Wein unterscheidet sich grundlegend von unseren Roten. Es bedarf der persönlichen Erfahrung an Ort und Stelle und vor allem der Bereitschaft, sich mit dem Karst einzulassen, um einen Terrano entsprechend würdigen zu können.

 

Einfacher hat man es dabei mit dem Olivenöl. Man kann, sofern man zur Zeit der Olivenernte vor Ort ist, die Herstellung des „grünen Goldes“ Schritt für Schritt verfolgen, von der händischen Ernte bis zur Abfüllung in die Korbflaschen, in denen das appetitlich trübe (es wird bewusst nicht gefiltert) Öl in Mamas Küchen geht, deren Lieben jeden anderen Olio d´Oliva sofort am Geschmack erkennen und ablehnen würden.

 


 

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