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Weingeschichten aus Friaul

 

Genussvolle Begegnungen mit Winzern zwischen Udine, Cividale und Triest

 

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Illustration aus Weingeschichten aus Friaul

La Tunella: Alte Familie mit junger Geschichte

Abheben in die Zukunft des Weines

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In Ipplis di Premariacco, nur wenige Kilometer südlich von Cividale verbergen hohe Zypressen ein in sanfter Modernität erbautes Weingut. Ein großes, elegant geschwungenes T ziert die Front im breiten Giebel, das Zeichen von La Tunella; dahinter sanft aufsteigend an den Abhängen von Rocca Bernarda die Weingärten mit ca. 70 Hektar, in denen neben einer Reihe internationaler Sorten die großen autochthonen Reben des Friaul gedeihen.

 

 

1986 hatte Livio das Weingut gegründet. Er war einer der drei Fratelli Zorzettig gewesen, die sich damals getrennt hatten, um jeder für sich eigene, neue Wege mit altem Erfolg zu gehen. Die beiden Söhne Marco und Massimo waren noch Kinder, als er nach wenigen Jahren überraschend starb. Mit ihrer Mutter Gabriella führten sie jedoch den Betrieb weiter, noch in jungen Jahren unterstützt vom beinahe gleichaltrigen Önologen Luigino Zamparo.

Bei den Süßweinen voran steht der Verduzzo Friulano, dessen Trauben am Rebstock trocknen. Ihm folgt die Cuvée Noans, ein weißer süßer Passito (Dessertwein), bestehend aus Riesling Renano, Traminer Aromatico und Sauvignon. Den Adelstitel DOCG trägt der Picolit, ebenfalls ein Passito, für den man seitens des Weingutes vom Kunden und späteren Genießer nichts weniger als „konzentrierte, beinahe religiöse Andacht“ erwartet.

 

 

Bei einigen der süßen Trauben wird bei La Tunella eine für die Region revolutionäre Technik angewendet. Mit Hilfe modernster computergesteuerter Technik wird den zur Trocknung aufgelegten Trauben für 60 bis 80 Tage gezielt eine mit Botrytis versetzte Atmosphäre geschaffen. Das noch neue Gebäude bietet für solche Experimente genügend Raum, so für eine Anlage, die wie ein Zentralkühlschrank im gesamten Keller die Temperatur reguliert und kontrolliert, jenachdem welche Traube gerade verarbeitet wird.

 

 

Bei den Gebinden, abgesehen von den Stahltanks mit raffinierter Hightech, hält man sich an friulanische Tradition. Im Keller von La Tunella gibt es noch die slawonischen Eichenfässer. Sie sind nicht getoastet und ermöglichen bei den Weißweinen angenehme Frische und waren im Friaul vor der Einführung des Edelstahltanks in Verwendung.

Giovanna ist die Ehefrau von Luigino, kümmert sich um das Marketing und komplettiert das junge Team von La Tunella. Als wichtigstes Jahr in der Geschichte des Gutes bezeichnet sie 2002. Damals wurde von dem in den Colli Orientali del Friuli häufigen Namen Zorzettig zu La Tunella gewechselt. Gefunden haben sie den Namen in einer alten Landkarte aus der Zeit Napoleons. Stammen dürfte er, vermutet Giovanna, vom Vornamen Antonella, Friulanisch verkürzt zu Tunella; eine Bezeichnung als innige Verbindung der eigenen Identität mit dem Land Friaul.

Zu dieser Unverwechselbarkeit gehören unter anderem zwei zum originalen Sortennamen leicht abgeänderte Bezeichnungen von Weißweinen. Valmasia ist Malvasia Istriana und Rjgialla wird aus den Trauben des Ribolla Gialla hergestellt. Biancosesto ist eine Cuvée aus Friulano und Ribolla Gialla, Lalinda aus Malvasia Istriana und Ribolla Gialla. Auf dem Rotweinsektor werden sortenrein Refosco dal Peduncolo Rosso, Schioppettino und Pignolo abgefüllt. Eine Auswahl der besten autochthonen Trauben, halb Pignolo, halb Schioppettino, ergibt den duftenden, ungemein komplexen L´Arcione.

Der Präsentationsraum ähnelt einer Raumkapsel, die im Begriff steht, ins Weltall abzuheben. Aber wenn man genau hinschaut, bemerkt man unter den Glasplatten den Naturboden, die Ponca. Hinter diesem friulanischen Wort steckt der wahre Grund für die Unverwechselbarkeit der Weine in den Colli Orientail del Friuli. Ponca ist ein Gestein, bestehend aus Sandstein und Mergel. Es wurde seit dem Eozän zu Platten gepresst, die nun zu Tage treten und im Laufe der Zeit zu winzigen Plättchen verwittern. Vom Wetter selbst, dem idealen Klima zwischen Mittelmeer und Alpen, mit dem die Crew des Weingutes äußerst glücklich ist, kann man sich mit einem Blick durch das Glasdach überzeugen, bevor man sich mit den großen Weinen von La Tunella zur Verkostung einlässt.


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