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Die Lotusblume als wunderschönes Symbol von Héviz

Im Zeichen der Seerose: Hévíz, die heiße Quelle des Lebens

Heilbad Héviz © Tourinfo Héviz

Das heilende Wasser aus vulkanischen Tiefen

Er gilt mit seinen 4,4 ha als der größte natürliche Thermal-Badesee der Welt. In einer 38 Meter tiefen Höhle vereinigen sich mehrere Quellen, deren Wasser eine sieben Meter starke Torfschicht durchströmt, um sich angereichert mit Schwefel und Mineralien zum natürlichen Heilbad zu vermischen. Saison ist das ganze Jahr, denn im Winter wird die Wassertemperatur nie unter 22° C betragen, um im Sommer auf 35 bis 38° anzusteigen. Patienten mit verschiedensten Erkrankungen dürfen sich vom Wasser, vor allem aber auch vom Schlamm mit guten Aussichten Heilung erhoffen. Defekte im Bewegungsapparat, angefangen von der Wirbelsäule über die Gelenke bis zu rheumatischen Beschwerden, aber auch chronische gynäkologische Probleme können bei im Zuge einer Kur in Hévíz gelindert oder sogar behoben werden. Das warme Wasser des Sees und der dichte Grüngürtel aus Sumpfzypressen schaffen ein wunderbares Kleinklima, das sich auf das Nervensystem beruhigend auswirkt und als psychischer Faktor zur Genesung beiträgt.

Heilungssuchende im Badesee von Héviz

Das Zeichen für das Heilbad von Hévíz ist die Lotusblume. Aufgrund der stetig hohen Wassertemperatur gedeihen sie das ganze Jahr über und öffnen bei jedem Sonnenstrahl ihre wunderschönen Blüten. In einer solchen Gesellschaft wird auch das gesündeste Bad zum romantischen Erlebnis, das sich, sofern man der Legende glaubt, befruchtend auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirkt. Vor dem Eingang zum Badehaus hocken bedrohlich zwei Cherubine, die angeblich zu singen beginnen, sobald ein Kurgast das Seebad ohne Liebesgeschichte verlässt. Bis jetzt haben sie noch nie gesungen, versichern die Betreiber des Bades mit einem stolzen Lächeln.

Die zwei Cherubine, die noch nie gesungen haben

Den Aufenthalt im Wasser sollte man aufgrund seiner Kraft nicht übertreiben. Vorgesehen sind maximal 30 Minuten, in denen man am besten in einem Schwimmreifen im See treibt, um anschließend eine Ruhezeit einzulegen. Eine der Anlagen erinnert an eine Folterkammer. Die Badenden werden am Hals aufgehängt, nur der Kopf ragt aus dem Wasser. Der Körper selbst wird mit Gewichten nach unten gezogen. Erfunden wurde diese Methode der Streckung von Dr. Károly Moll und nennt sich Gewichtsbad, das in diesem Heilwasser besondere Wirkung entfalten soll. Daneben gibt es Anwendungen mit 40° heißem Schlamm, Massagen und Hydrotherapie, die teilweise mit, teilweise aber auch ohne ärztliche Begleitung durchgeführt werden.

 

Nach außen hin hat die Badeanlage ihr Aussehen seit den letzten 221 Jahren kaum verändert. Die typischen Türmchen und die Stege zeigen noch den Stil der Gründerfamilie Festetics. Als Gründungsdatum gilt das Jahr 1785.

Aber schon lange zuvor haben die Menschen hier die Kraft dieses Thermalwassers genützt. Bereits am Ende der Steinzeit war die Gegend bewohnt. Von einer Badekultur ist aber erstmals im 2. Jahrhundert n. Chr. die Rede.

Archäologen haben nachgewiesen, dass die Römer in der freigelegten Villa Rustica in Warm- und Kaltwasserbecken gebadet haben. Die Grundmauern eines solchen römischen Gebäudes sind übrigens in einem neuen Museum in Egregy, einem Stadtteil von Hévíz, zu sehen. Das Museum selbst bietet mit seiner anschaulichen Gestaltung einen Überblick über die frühe Geschichte dieser Gegend und damit eine Einführung in eine kurze, aber ansprechende Wanderung unter dem Motto „Verschiedene Zeiten – verschiedene Weine“.

Verzierter Totenkopf im neuen archäologischen Museum von Héviz

Egregy ist der Weinberg von Hévíz und bietet Gelegenheit, nach einem von Kur- und Heilbehandlungen erfüllten Tag entlang etlicher gut ausgeschilderter Stationen bei entspanntem Schlendern Vergangenheit zu erfahren.

 Der Weg führt entlang von Weingärten bis zu einer kleinen, aber in ihrer Ausstrahlung bemerkenswerten Kirche aus der Arpadenzeit, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Spätestens auf dem Rückweg sollte man der Versuchung erliegen, eine der kleinen Weinschenken am Wegrand zu besuchen. Eine bodenständige Jause, dazu einige Gläser von diesem so herrlich unkomplizierten Wein üben auf das Gemüt mit Sicherheit eine ähnlich heilsame Wirkung aus wie auf den Körper das warme Wasser des Thermalsees in Hévíz.

Weinschneke in Egregy

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