Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Alemen und Berge im Großarltal

Wandern im Großarltal: Almen erleben und Menschen begegnen

Karseggalm, bewacht von einer Kuh

Zwischen Himmel und Erde durch das Tal der Almen in den Nationalpark Hohe Tauern

Für einen Städter mag die Kuh vor der Hütte möglicherweise bedrohlich erscheinen. Aber keine Angst! Das gehörnte Vieh will nichts anderes als friedlich grasen. Für den neugierigen Fotografen, der sich vorsichtig mit der Kamera nähert, hebt sie nur kurz das Haupt, um umgehend ihr Maul wieder in den duftenden Kräutern zu versenken. Ihre Artgenossen haben offenbar das Futter bereits in sich aufgenommen und liegen träge wiederkäuend in der Wiese.

Stockhamwasserfall im Nationalpark Hohe Tauern

Sie sind die Wanderer gewohnt und mit etwas gutem Willen stört einer den anderen nicht beim jeweiligen Sommervergnügen.

 

Schon auf der nächsten Alm erfährt man, dass man einem Pongauer Rind gegenüber gestanden ist, einer Rasse, die sich aufgrund ihrer Größe und Konstitution besonders gut für das Leben auf den Bergwiesen eignet. Ihre Milch, die sie jeden Abend gerne dem Melker überlassen, ist der Grundstoff für wunderbaren Käse in jeder nur erdenklichen Form, vom Sauerkäse über den leicht geräucherten Knetkas bis zum würzigen „Siaßkäs´“. Spätestens jetzt weiß man, dass man in der Genussregion Großarltaler Bergbauernkäse angekommen ist.

Eine offeneFrau Anni Gruber an der offenen Feuerstelle in der Karseggalm

Wie derlei Köstlichkeiten hergestellt werden, ist das Geheimnis von Leuten wie Willi Gruber. Er bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Mutter die Karseggalm. In der dunklen Stube knistert unter zwei mächtigen Kesseln das Feuer. Sobald sich die Augen an den Rauch gewöhnt haben, wird man gewahr, dass hier die Zeit stehen geblieben ist – nicht nur ein paar Jahrzehnte, sondern über etliche Hundert Jahre lang. Uralte Holzbalken halten Wind und Wetter ab, gearbeitet wird an der offenen Feuerstelle und geschlafen auf einer einfachen Bettstatt unter dem Schindeldach.

Im Sommer sind auch meine Frau und die Kinder heroben“, erzählt Willi, „und die freuen sich schon auf die Ferien auf der Alm.“ Man möchte dieses paradiesische Dasein ohne Fernsehen und tägliche Dusche gerne einmal teilen, aber dafür wäre wohl zu wenig Platz auf der Karseggalm. Der Käse, den Willi herstellt, der kann jedoch genossen werden, während man auf einer Bank vor der Hütte in der Sonne den Ausblick über das Tal der Almen genießt.

Pferde lieben die feuchten sauren Wiesen des Großarltals

Im Großarltal wurden die Almen geschickt zu einem Wandernetz verbunden. An die 35 bewirtschaftete, in der Fachsprache „bestoßene“ Hütten bieten dem emsigen Geher lohnende Ziele auf den Bergen beiderseits des Tales. Auf manchen der Almen wird man sich wundern, wie das für die Jause im kalten Brunnen gekühlte Bier hierherkommt. Beinahe ungläubig hört man von der Almbäuerin, dass jede einzelne Getränkekiste und jeder Laib Brot mit einer eigenen Seilbahn herauf geschafft werden muss.

Wenn sie selbst etwas im Tal zu erledigen hat, darf sie ausnahmsweise mit der kleinen Gondel fahren.

 

Trotz dieser scheinbaren Entbehrungen wird man auf der Alm selten unzufriedene Menschen finden, was auch Martin Rohrmoser, Kustos im Talmuseum Hüttschlag, gerne bestätigt. Sein Museum liegt am Talschluss direkt am Eingang zum Nationalpark Hohe Tauern und bringt dem Besucher unter dem Motto „Zwischen Himmel und Erde“ Natur und Menschen des Großarltals nahe. In einem alten Pongauer Paarhof taucht man im wahrsten Sinn des Wortes in eine Almwiese ein.

In der Ausstellung im Stall wird man zum Zwerg, der einer riesigen Heuschrecke begegnet, während über ihm ein Falter mit gewaltig großen Flügeln flattert. In den Tautropfen auf den Halmen kehrt sich das Größenverhältnis um und bei genauem Hinschauen erkennt man in den Glasperlen seltene Tiere und Pflanzen der Gegend.

 

Die Menschen und ihr Tun sind das Thema im Wohnhaus, das über eine Brücke erreicht wird.

Ein derber Schuh, wie er enst auf der Altm getragen wurde

Gezeigt werden unter anderem Objekte wie die Schuhe, in denen die Leute früher gegangen sind, ihr Werkzeug, ein Liebesbrief, verfasst mit geheimnisvollen Zeichen, und ein toll gestalteter Film, der das heutige Dasein auf den Almen vorstellt.

Ötzlsee im Nationalpark Hohe Tauern

Ein imposantes „Logo“ vor dem Museum weist auf den Nationalpark Hohe Tauern hin. Vorbei am mächtig brausenden Stockhamwasserfall, dem Ötzlsee bis zum periodischen Schödersee bewegt man sich im Salzburger Land. Pferde grasen geruhsam in den feuchten Wiesen und am Ufer des wild dahinbrausenden Baches wachsen die Erlen, die dem Großarltal seinen Namen gegeben haben. Der Weg ist eben, fast zu sanft für eine so naturbelassene Gegend wie die Hohen Tauern.

Aber bereits der Aufstieg zum Keeskogel (2.886 m) und der Abstieg zum Kölnbreinspeicher im Kärntner Maltatal ist ein Aufgabe, die guten Bergsteigern vorbehalten ist. Der Almwanderer kehrt gerne um, denn auf ihn wartet noch ein reizvoller Rückweg.

Auf dem Kapellen-Wanderweg, der Hüttschlag und Großarl verbindet, trifft man auf eine Reihe gebauter Zeugen der Frömmigkeit. Er endet oder wie man will beginnt bei der Pfarrkirche Großarl und lädt die Gäste dieses freundlichen Tourismusortes zum Nachdenken ein. Gleichzeitig werden 10 gute Wünsche mit auf den Weg gegeben, die als vielleicht schönstes Souvenir von dieser Sommerwanderung durch das Großarltal mit nachhause genommen werden können.

Die Maurachkapelle am Kapellen-Wanderweg zwischen Großarl und Hüttschlag

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