Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Smaragdeidechse beim Wetterkreuz in der Ried Bruck

Graben Gritsch: Spitzenwein von den Terrassen des Spitzer Grabens

Frucht und Finesse aus dem kühlen Winkel der Vinea Wachau

Wo Weinbau gerade noch möglich ist und wo man spät ernten kann, fühlen sich Grüner Veltliner und Riesling am wohlsten“, stellt Josef Gritsch fest. Als Experte für diese beiden Sorten weiß er auch den Grund dafür und kann ihn durchaus auch für den Wein-Laien nachvollziehbar erklären: „Früher waren diese hoch gelegenen Rieden ein Nachteil. Mittlerweile wird die kühle Lage zum Vorteil, da wir die Trauben länger hängen lassen können, die physiologische Reife wegen der späten Ernte besser ausgeprägt ist, die Weine noch Frucht haben und dennoch knalltrocken sind.“ Eleganz und Finesse sind dem Winzer aus dem Spitzergraben das größte Anliegen, dem er mit seiner Familie viele, viele Stunden Handarbeit auf den Terrassen widmet.

Josef Gritsch, der Graben Gritsch, Spezialist für frische, finessenreiche Weißweine

Der ideale Punkt des Kapierens liegt an einem traumhaften Aussichtplatz ein paar Schritte außerhalb von Vießling (Gemeinde Spitz). Blickt man den Spitzergraben hinaus, entdeckt man in einiger Entfernung man die Donau und hat vor sich unübersehbar den berühmten Tausendeimerberg.

Blick in den Abgrund von der Ried Bruck

Auf der rechten Seite des Tals steigt der Wald zum höchsten Berg der Wachau, zum Jauerling, hin auf. Gegenüber durchziehen unzählige Steinmauern den Hang. Die Weinlage Setzberg ist nicht sichtbar, dafür aber das Trockenrasengebiet auf ihrer Rückseite. „S´Riadl“ wird dieses Refugium für eine Reihe gefährdeter Tier- und Pflanzenarten hier genannt. Im Westen, direkt am Fuß des Jauerlings, liegt die Trenning, als „absolut letzte Lage der Wachau“, so Gritsch.

Der größte Teil seines Weines wächst aber gegenüber in den mittlerweile, nicht zuletzt durch seine Erfolge, sehr bekannten zwischen 300 und 450 Höhenmetern liegenden Rieden Bruck und Schön.

 

Das Weingut Graben Gritsch, das ist der unverwechselbare Hausname, weil es in der Wachau recht viele Gritsch gibt, liegt mitten im Ort Vießling, und zwar schon seit langer Zeit. Auf der Presse im gemütlichen Gewölbe des Heurigen finden sich die Jahreszahl 1752, ein Metzen (einst amtliches Normmaß) und die Abbildung einer Axt.

Der Name Gritsch selbst ist seit 1776 nachgewiesen. Wein gemacht wird dort aber sicher schon viel länger, da hier der Zehentwein für die Grundherrschaft im nahen Schloss Oberranna gesammelt und gekeltert wurde. Der neue, wahrhaft kunstvoll eingerichtete Kostraum wird ebenfalls für den Heurigen genutzt, aber auch für gastronomische Highlights im Rahmen des Wachau Gourmetfestivals. Spitzenköche sind am Werk, während Josef Gritsch das Mahl der illustren Gästeschar mit seinen Weinen begleitet.

Die Weinpresse aus 1752 im urigen Heurigengewölbe

Die gesamte Familie ist auf den Betrieb und vor allem auf den Wein eingeschworen. Gattin Margit ist Köchin, die das erlernte Können im Heurigen einbringt. Die sechzehnjährige Tochter besucht die Weinbauschule Krems und hat bereits einen Wein kreiert, den nach ihr benannten Riesling Christina.

Christina Gritsch mit dem von ihr kreierten Riesling

Der vierzehnjährige Andreas wird nach der Pflichtschule ebenfalls nach Krems gehen. Er folgt damit Schwester und Vater, der ebenfalls in Krems das Weinmachen gelernt hat. Josef Gritsch ist geprüfter Weinverkoster und mittlerweile auch „Weinhiata“, also Wachauführer, der seinen Gästen gerne die traumschöne Gegend an der Donau vorstellt.

 

Bei einer solchen Gelegenheit darf man den Graben Gritsch auch nach der Vinea Wachau fragen. Sein Betrieb zählt immerhin zu den Gründungsmitgliedern. Unter weiser Voraussicht wurde 1983 beschlossen, dem Weinbau in der Wachau ein strenges Regelement aufzuerlegen. Es dürfen ausschließlich nur Trauben verwendet werden, die aus der Wachau stammen. Zugrunde liegt ein kompromissloses Bekenntnis zu Qualität, Ursprung und Reinheit. Damit für den Konsumenten auch Sicherheit besteht, wurde ein striktes Kontrollsystem eingeführt. Der weltweit anhaltende Erfolg von Steinfeder, Federspiel und Smaragd geben den Gründervätern der Vinea Wachau Nobilis Districtus bis heute Recht.

 „Die Wachau das einzige Gebiet, das mit Fug und Recht behaupten kann, dass die Trauben hier gewachsen sind“, sagt Josef Gritsch stolz.

Ein ähnliches System würde er sich auch für die Wachauer Marille wünschen, um sie in ihrer bekannten und begehrten Qualität erhalten zu können. Die eigenen alten Bäume werden von ihm liebevoll gehegt und gepflegt; sie liefern schließlich die süßen reifen Früchte für seinen ausnehmend schmackhaften Marillennektar.

 

Bei einer Wanderung mit dem „Weinhiata“ wird man auch zu den Steinmauern geführt, die das karge Erdreich über dem Urgestein zur Terrasse abstützen.

Junges Laub auf alten Marillenbäumen

Was sich von der Ferne wie eine freundliche Treppe ausnimmt, ist von der Nähe betrachtet eine sportliche Herausforderung. Über schmale Steige gelangt man zu den Weinstöcken. Maschinen sind nicht anwendbar, abgesehen von einem kleinen Traktor, der aber längst nicht überall hinfahren kann.

Gewölbter Unterstand im Weingarten

Jeder Arbeitsschritt verlangt viele Schritte der Beine des Winzers, der auch nicht davor zurückscheuen darf, immer wieder alte Mauern aus den reichlich vorhandenen Steinen dieses Bodens neu aufzurichten. Die Terrassen, insgesamt sind es an die 750 Kilometer, machen die Wachau einzigartig. Aber ohne den Einsatz von Winzern wie dem Graben Gritsch wäre dieser Schatz unseres Weltkulturerbes kaum für die Zukunft zu erhalten.

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