Weingut Frauwallner: Qualitäts-„Eruption“ im steirischen Vulkanland
Faszinierende Vielfalt auf höchstem Niveau
„Unser Gebiet bietet die unglaubliche Möglichkeit, bei sechs tollen Rebsorten zu punkten“, schwärmt Walter Frauwallner. Bei der Zahl der von ihm hervorragend ausgebauten Weine gibt sich der junge Winzer damit durchaus bescheiden. In seinem Weingut gibt es bestimmt mehr als sechs Sorten. Besonders am Herzen liegen ihm neben dem Sauvignon Blanc der Weißburgunder und der Morillon (die steirische Bezeichnung für den Chardonnay). Der Welschriesling ist eine Selbstverständlichkeit.
Zuhause fühlen sich bei ihm auch Gelber Muskateller und Sämling (Scheurebe). Dazu kommen etwas Grauburgunder und Traminer, den Frauwallner besonders spannend findet: „Mit dem kann man wirklich alles machen, vom fruchtbetont bis zum Eichenfass und in der Schale vergoren.“ An die 15 Prozent sind rote Trauben. In der Cuvée ERUPTION ROT finden sich Zweigelt und Merlot, und in guten Jahren, in denen der Blaue Wildbacher entsprechend reift, wird dieser zu einem ausdrucksstarken Rotwein ausgebaut. Wenn die Natur einmal nicht so will, dann entsteht aus den drei Rotweinsorten die prickelnde Lilly Rosé, hergestellt in Flaschengärung.
In den letzten Jahren ist der junge Winzer bei verschiedensten Wettbewerben zum Seriensieger geworden. Der erste Blick des Gastes fällt auf eine kunstvolle Metallplastik mit der Widmung „Weingut des Jahres 2014“ der Steiermark, bevor er die beeindruckenden Reihen von Trophäen (u.a. Landes-, Bundes und SALON Österreich Sieger) entlang gleitet, mit denen die Wände des Kostraumes geziert sind – für ein Weingut von rund 20 Hektar Betriebsgröße eine stolze Ausbeute. Walter Frauwallner sind Auszeichnungen freilich enorm wichtig, sie sind die objektive Bestätigung seines konsequenten Weges nach oben. Aber mehr noch liegt ihm am Urteil seiner Kunden: „Wenn sie sagen, dass ihnen mein Wein schmeckt, ist das besser als jeder Preis.“
Hinter diesen Erfolgen steckt eine bemerkenswerte Philosophie und kluge Bescheidenheit. Das derzeitige Ausmaß seiner Rebflächen macht es ihm gerade noch möglich, sich wohlzufühlen und seinem Wein eine persönliche Handschrift zu verleihen.
So kommt die Rede auf die verschiedenen Jahrgänge, unweigerlich auch auf den unter Weinfreunden verrufenen 2014er. Sein Resümee: „Wir haben kämpfen müssen, was aber auch gut war, denn sonst wäre es ja zu leicht. Gerade in schwierigen Jahren merkt man den Winzer ganz stark im Wein, wie viel er schaffen kann. Zwei, drei Lesegänge waren notwendig, beim Sauvignon sogar vier.“ Dazu kommt eine freiwillige Beschränkung und das Eingehen auf die Natur: „Die Frage ist, was man aus den zur Verfügung stehenden Trauben am besten machen kann. Ich glaube, man darf nicht mit aller Gewalt versuchen, Wein zu machen, den man im Verkauf braucht, sondern den, der in diesem Jahr am besten entsteht.“
Das Weingut Frauwallner liegt in der Gemeinde Straden in der Südoststeiermark, die Weingärten gegenüber am Stradner Kogel. Da es sich bei dieser Anhöhe um einen der zahlreichen Vulkane dieser Gegend handelt, hat sich nicht zuletzt auf Betreiben der Winzer nach und nach die Bezeichnung „Vulkanland“ durchgesetzt. Demnächst soll sie auch im Österreichischen Weingesetz als solche verankert werden. Beschrieben wäre damit die Region von Radkersburg bis Hartberg.
Für Walter Frauwallner birgt diese Bezeichnung vor allem für den Weinbau Freisetzung von neuen Energien: „Optimal ist der Name Vulkanland, weil der Boden schon fast beschrieben ist.“
Eine der beiden Lagen des Weingutes Frauwallner hat den dunklen, vom Basaltgestein geprägten schweren Boden. „Ried Buch ist in den heißen Jahren unglaublich gut und damit für die Zukunft eine ideale Lage“, beurteilt der Winzer diesen Teil seiner Weingärten, „Vulkan heißt beim Wein mineralischer, wärmer, reifer. Wenn man kostet, merkt man Charakter und Geschmack, und die Mineralik gibt dem Wein noch einmal Spannung.“
Um diesen Boden auf einen Blick begreifbar zu machen und auch den Eidechsen und anderen Nützlingen ein Refugium zu verschaffen, hat er mitten in der Buch eine Mauer aus zyklopisch mächtigen Basaltfelsen errichten lassen.
Die zweite Lage ist der Rosenberg mit einem eher hellen Boden, der von den Kalkablagerungen eines Urmeeres herrührt. „Sie sind nur ein paar Hundert Meter voneinander entfernt und liegen am gleichen Berg, aber sie sind unglaublich unterschiedlich“, wundert sich sogar der Winzer, der dort oben, auf gut 480 Meter Seehöhe Sauvignon Blanc und Traminer erntet.
Trotz bester natürlicher Voraussetzungen hängt hohe Qualität auch vom Geschick des Winzers ab. Im Falle von Frauwallner ist es die Pflege der Traube, die ihm Garant für besten Wein ist. Dazu gehören maßvolles Ausdünnen, nicht zu wenig, vor allem aber auch nicht zuviel. Wenn auch die erlaubten Richtlinien deutlich unterschritten werden, so sollten doch genug Trauben am Stock bleiben, um zu verhindern, dass der Stock seine Kraft ins Laub steckt. Sein Credo: „Immer das perfekte Gleichgewicht.
Gute und gesunde Laubmasse, darunter genügend Trauben, dass der Stock zu arbeiten hat.“ Wesentlich ist also das Laubmanagement, das „in Kombination mit dem Boden sehr viel in der End-Aromatik ausmacht.“ Immer genügend Schatten, damit die Traube in Ruhe ausreifen kann und trotzdem die Säure behält, bei nassem Wetter eher offen, das ist die Gratwanderung, bei der je nach Bedarf Blätter weggegeben werden. Spätes Entlauben lehnt er ab und zieht dazu einen sehr menschlichen Vergleich: „Es schmerzt den Stock wie unsereins ein abgeschnittener Finger.“
In seinen Weingärten, die eine herrliche Aussicht über das Vulkanland und auf die markante Skyline von Straden bieten, spürt man noch die alte Zeit, die sich in gepflegten Kellerstöckeln erhalten hat. Der Betrieb von Frauwallner unterscheidet sich markant von den romantischen Häuschen. Er hat dort einen modernen Bau errichtet, wo in einer geschickt eingerichteten Anlage seine Trauben verarbeitet werden. Alles das ist entstanden, seit der junge Mann den Betrieb übernommen und sich mit seiner Ausbildung zum Weinbaumeister in den 1990er-Jahren für die Spezialisierung auf den Weinbau entschieden hat. Die einstmals gemischte Landwirtschaft wurde in seinem Sinne umgestellt – was nicht heißt, dass man bei Frauwallner nicht Kürbiskernöl und Käferbohnen bekäme. Dass die stets willkommenen Besucher neben Wein auch diese köstlichen Produkte des Vulkanlandes erwerben können, dafür sorgt Emmi Frauwallner, die Mutter des Winzers, während Vater Willi dem Sohn im Weingut zur Hand geht.
Ehefrau Petra, Mutter zweier Buben, ist ausgebildet als Sommelier, schupft Verkostungen, Verkaufsgespräche und die Buchhaltung, womit die ganze Familie ihren gemeinsamen Beitrag zu dieser bemerkenswerten Qualitäts-Eruption im steirischen Vulkanland beiträgt.