Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Panorama von Castelcerino

FILIPPI, höchste Qualität auf dem Gipfel der Colli Scaligeri (Soave)

Ein Menatolo zum Spannen der Drähte

Wein genießen und Natur erleben mit dem Bio-Winzer Filippo Filippi

„Una bottiglia alla volta“, was auf gut Deutsch soviel heißt wie, eine Flasche auf einmal, diese „Gefahr“ besteht tatsächlich, wenn man einen gut gekühlten Castelcerino Soave „Doc Colli Scaligeri“ entkorkt. Jeder Schluck dieses erfrischenden Weißweins vermittelt den Geschmack und den Duft des Ortes, auf dem seine Trauben gereift sind – und verlangt nach einem weiteren und noch einem Glas. Bevor man sich aber zum Weine hinsetzt, sollte man sich vom Winzer Filippo Filippi durch seine Weingärten führen lassen.

Villa Visco, das Weingut von Filippo Filippi

Sie steigen sanft hinter der Villa Visco, einem uralten Anwesen in Castelcerino bei Soave, zum höchsten Punkt der Colli Scaligeri auf. Zum einen bringt diese Rundwanderung nützliches Wissen um die wahrhaftig besonderen Weine von Soave, zum anderen das Erlebnis vielfältiger Natur und berauschender Aussicht über diese reizvolle Hügelwelt, deren Panorama in Urzeiten der Erde von einer Reihe höchst aktiver Vulkane geschaffen wurde.

Filippo Filippi, Bio-Winzer aus Castelcerino

Vom Haus weg geht es vorerst entlang eines Weingartens, dessen Stöcke in Pergola Kultur erzogen sind. Auf ihnen wächst ausschließlich Garganega, die beherrschende Traube der Region. Aus ihr wird der typische Soave gekeltert, der in Castelcerino auch ein Classico sein darf. Der kleine hochgelegene Ort gehört zum Gemeindegebiet von Soave, dem neben Monteforte d´Alpone dieses Privileg vorbehalten ist. Pergola wird deswegen angewendet, da die Garganega überaus sensibel ist. Auf den Armen, die entweder einseitig oder aber auch doppelt vom Stock weggezogen werden, bilden die Blätter ein schützendes Dach gegen zu starke Sonnenbestrahlung über den heranreifenden Trauben.

 

Filippo macht sich rechts des Weges an einem Blechverschlag im Gebüsch zu schaffen. Dahinter verbirgt sich eine gluckernde Quelle. Seit 1200, also seit mehr als 800 Jahren, bezieht die Villa Visco von hier das Wasser. Filippo meint, dass es deswegen erst möglich war, dass sich seine Vorfahren hier ansiedeln konnten.

Man baute eine Art Festung mit Mauern zur Verteidigung, aber erst viel später den mit Zinnen bekrönten Turm, der dem Gebäude ein schlossartiges Aussehen verleiht. Die Steine dafür fanden sich auf eigenem Grund und Boden. An der Stelle, wo der Kalkstein aus dem Felsen gebrochen wurde, ist eine Grotte entstanden, wohl versteckt in den Tiefen des dichten Waldes, in dem, so Filippo, sogar Trüffel zu finden wären, falls man einen entsprechenden Hund besitzt, der diese wertvollen Pilze erschnüffeln kann. Das prachtvolle Tor der Villa Visco ist beispielsweise aus diesem Stein gebaut.

Zur linken Hand ist der Boden hell, eben Kalk, der von einem Urmeer an dieser Stelle abgelagert oder später von den Alpen her angeschwemmt wurde. Diese Lage hat den Namen Monteseroni und ist ebenfalls mit Garganega bepflanzt. Die hoch liegenden Drähte entlang der Stockreihen werden mit dem Menatolo gespannt, einem Kreuz aus Kastanienholz. Der Weg ist die Grenze, denn rechts davon ist der Untergrund dunkel, schwarz, Sand aus Vulkangestein, der ein Stück weiter oben, in der Lage Vigne della Brà sogar noch dicke Brocken Basalt enthält.

Peonia Selvatica, die Gemeine Pfingstrose, auf dem Gipfel der Colli Scaligeri

Spürbar ist hier der Wind, der wie durch einen Siphon den Weingarten zwischen den beiden Waldrändern belüftet und die absolut biodynamische Bearbeitung ermöglicht.

 

Natur ist Filippo ein großes Anliegen. Chemie und Pestizide sind längst aus seinen Weingärten verbannt. Er weiß nahezu jede Pflanze und jedes Getier, das seine Weingärten und seinen Wald belebt, zu benennen. So kann er beispielsweise Ende April seine Besucher zu einer absoluten botanischen Sensation führen. Die Felsen am Gipfel dieses Hügels sind von Trockenrasen umgeben, mit seltenen Orchideen und der wunderschön blühenden Peonia Selvatica, einer Blume, die jedem Ziergarten Ehre machen würde.

Villa Visco, das Weingut

An der Stelle, wo sich der Wald wieder zu einer Lichtung und damit zu einem Weingarten, dem Campo del Pastore, öffnet, gedeiht auf 400 Metern Seehöhe eine weitere für die Region typische Rebsorte. Trebbiano di Soave unterscheidet sich grundlegend vom Namensvetter in der Toskana. Der Winzer Filippo kann stolz darauf hinweisen, dass es sich hier um einen ganz speziellen Klon handelt, den seine Familie selbst aus alten Weinstöcken selektioniert hat, dem nach seinem Weingut benannten Trebbiano Filippi.

Wie dieser Wein, der auch als Turbiana bezeichnet wird, schmeckt, erfährt man umgehend bei der Verkostung im stimmungsvollen Weinkeller der Villa Visco. Auf der einen Seite stehen die Stahltanks, in denen die Weine teils bis zu sechs Monate auf der Hefe reifen dürfen, im Geschoss darüber trocknen Garganegatrauben für den Recioto, dem Süßwein von Soave, und auf der anderen Seite lagert in Holzfässern Amarone, der aus einem kleinen Pachtgrund im Valpolicella stammt.

Das Programm der Verkostung ist also umfangreich und wird von köstlicher Sopressa, einer Salami, und Monte Veronese, einem Käse, benannt nach dem nahen Verona, begleitet. Sich dem Weine vollends hingeben kann man sich schließlich in einem Apartment des Agriturismo in der Villa Visco oder auf dem Campingplatz neben dem Haus, auf dem man seinen Wohnwagen parken und vom höchsten Punkt der Colli Scaligeri aus per Rad oder in festen Wanderschuhen die malerischen Hügeln des Soavegebietes erkunden kann.

Radfahren als eine Möglichkiet, Soave zu entdecken

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