Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Il tramonto in Cuppramontana

Colonnara, von der Cantina Sociale zum Top-Produzenten der Marken

Die nostalgisch gestaltete Kapsel des Spumante Metodo Classico

Sammelpunkt autochthoner Sorten – Verdiccio, Pecorino, Passerina, Bianchello und Lacrima

C´era una volta…, so fangen in Italien Märchen an; also, es war einmal eine kleine Cantina Sociale, eine Genossenschaft, zu der sich 19 Weinbauern im Jahr 1959 vereinigt hatten. Ihre Trauben wuchsen in den Weingärten rund um das malerische Cupramontana im Herzen der Marken. Wie sein Name schon sagt, krönt der Ort einen Hügel und ist damit vom Tal des Esino aus nicht zu übersehen und dank ausreichender Beschilderung auch nicht zu verfehlen. Nach Ancona, in die Hauptstadt der Provinz, und damit an Meer, ist es nur ein Katzensprung. Das will sagen, dass es umgekehrt auch vom Strand nicht weit ist, um eine wunderschöne mittelitalienische Stadt besuchen zu können und in nur einer einzigen Cantina fünf autochthone Weine aus den gesamten Marken verkosten zu können.

 

Die Genossenschaft entwickelte in den Folgejahren sich prächtig, erzählt Daniela Sorana, Sales Manager bei Colonnara.

Der Torre Vinaria, das Wahrzeichen der Colonnara

Einer besseren Positionierung auf dem Markt, vor allem dem amerikanischen, stand die Bezeichnung Cantina Sociale di Cupramontana etwas sperrig im Wege. Es wurde nach eine Marke gesucht und im Namen einer Weinriede gefunden: Collonara. Nach kurzer Überlegung wurde daraus am 24. Juni 1985 Colonnara, das seither in schwungvoll eleganter Schrift die Etiketten beherrscht. Es folgte eine Kooperation mit einer Genossenschaft im Süden der Marken (2007).

Fünf autochthone Sorten auf einem Fleck: Verdiccio, Bianchello, Lacrima, Passerina, Pecorino

Diese brachte als Mitgift Pecorino und Passerina, zwei uralte Rebsorten, die nur in ihrer unmittelbaren Heimat das begehrte D.O.C. führen dürfen. Seit 1. April 2014 sind auch der Norden und damit Bianchello mit von der Partie. Diese glückliche Versammlung heimischer Rebsorten führte bei Colonnara zur LINEA AUTOCTONI mit fünf Weinen aus drei verschiedenen Regionen, hergestellt von einer Hand, und zwar der des Kellermeisters Agostino Pisani.

In all den Jahren des Aufstiegs ereignete sich noch eine weitere wundersame Geschichte. 1970 beschloss Sig. Luigi Ghislieri, Präsident der Cantina Sociale, die Herstellung von Schaumwein aus Verdiccio. Ihm zu Seite stand der junge, aber kompetente Önologe Carlo Pigini Campanari.

Als Erinnerung an die beiden Pioniere gibt es einen Spumante, erkennbar am Etikett, das aussieht und beschriftet ist wie dasjenige auf der ersten Flasche vor nunmehr mehr als vierzig Jahren, mit dem kleinen Unterschied, dass deutlich Colonnara zu sehen ist und extra Platz geschaffen wurde, um die jeweilige Flasche handschriftlich verdienten Personen widmen zu können.

 

Mittlerweile spielt Spumante eine wichtige Rolle im Hause Colonnara. Ein guter Teil wird mit der Methode Charmat, nach ihrem Erfinder auch Metodo Martinotti benannt, hergestellt. Der Wein erfährt die Nachgärung im Autoclave, einem speziell ausgerüsteten Stahltank, bevor er abgefüllt und mit Kronenkorken verschlossen wird. Die wahren Großen sind aber die Sekte, die auf klassische Weise hergestellt werden. Eine endlose Reihe von Rüttelpulten verrät einiges über die Menge des Spumantes, der sich im Keller der Colonnara aus dem weißen Verdiccio zu einem absoluten Spitzenprodukt verwandelt.

Vergangenheit wird auf Colonnara hochgehalten: ehem. Handproduktion der Drahtkörbe für den Spumante

Nach der Abfüllung muss es noch etliche Jahre an diesem Ort in der Flasche reifen. Zwei Namen leben im Spumante Metodo Classico weiter. Einer der beiden ist der Intitiator Luigi Ghislieri und die Cuvée del Presidente, der andere die Riserva Verdiccio D.O.C. Ubaldo Rosi, ein Vorreiter, der in dieser Gegend bereits 1843 Sekt in der Metodo Classico herstellte.

Rüttelpult im weiten keller de Colonnara

Die Kapsel auf den Korken wurde mittlerweile zum Sammelobjekt. In einer Miniaturdarstellung verweist sie auf die Anfänge der Catnina Sociale, heute Colonnara, in den 1950er-Jahren mit Lampretta und Traktor in einem Weingarten.

 

Unübersehbar ist der mächtige Turm gleich bei der Einfahrt der Cantina. Der Architekt, so erzählt Daniela Sorana, der diesen Torre Vinaria geplant hat, war auch Önologe und hatte Verständnis für die Bedürfnisse einer Weinproduktion

Als Lagerraum hat der Bau ausgedient, nicht aber als Aussichtsplattform, die bei einer Verkostung der Sekte und Weine von Colonnara einen traumhaften Rundumblick von den schneebedeckten Gipfeln des Apennin im Westen bis zum blauen Streifen der Adria im Osten bietet.

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