Bezerics Borház, das innovative Weingut am Balaton
Cserszegi Füszeres, Patria und Szexi – der junge Geschmack von Ungarwein
Auf nicht ganz 20 Hektar produzieren Vater Csaba und Sohn Dániel Bezerics international längst beachtete Weine. Ein guter Teil der Weingärten liegt ca. 30 Km von Keszthely entfernt ganz oben auf dem Pogányvár. Csaba Bezerics erzählt in gutem Deutsch, dass es sich dabei um einen Weinort mit tiefen historischen Wurzeln handelt, so tief wie seine ältesten Weinstöcke in den Boden hinabreichen. Schon in keltischer Zeit gab es dort Weinbau, der von den Römern fortgesetzt und von einem Castrum aus überwacht wurde. „In der Völkerwanderung hatte unser Brudervolk, die Awaren, dort ebenfalls eine Burg. Sie wurde von Archäologen aus der Luft entdeckt“, ist für ihn ein weiteres Indiz auf die Bedeutung dieses Hügels in der Nähe des Kis-Balaton, des kleinen Plattensees, der wie sein großer Bruder Balaton für das entsprechend ideale Klima sorgt. Wunderbar in dieses Bild passt übrigens sein Vorname Csaba, er stammt vom jüngsten Sohn des Hunnenkönigs Attila, einer der zentralen Gestalten in der frühen Geschichte Ungarns.
Im Weingut selbst ist aber längst die Gegenwart eingezogen, nicht nur von der Technik her, sondern auch von den Sorten. Auf einer der Flaschen, die für die Verkostung vorbereitet sind, ist groß „Patria“ zu lesen. Es handelt sich um den aktuellen Stadtwein von Keszthely. Er schmeckt frisch, mit feiner Frucht, und vereinigt in seinem Bouquet die Vorteile von Welschriesling und rotem Traminer. Es handelt sich dabei um eine sehr junge Kreuzung, „die von unserem Professor Karoly Bakonyi“, wie Csaba betont, „speziell für unser Weingut hergestellt wurde.“ Eine zweite Schöpfung des Professors ist der Cserszegi Füszeres. Wieder ist ein Teil der rote Traminer, dem Csaba nicht mit dem Gewürztraminer verwechselt haben will. „Der rote Traminer ist die echte, alte Traminersorte.
Seit 2000 Jahren dasselbe; nicht so groß im Duft wie der Gewürztraminer, aber sehr elegant und stabil.“ Der andere Elternteil dieser Sorte ist der Irsai Oliviér, die selber bereits eine Kreuzung aus zwei ungarischen Weißweinsorten ist.
Cserszegi Füszeres hat sich in Ungarn bereits aufgrund seiner Eigenschaften durchgesetzt. Er ist frostbeständig, was in der weiten Ebene am Südufer des Plattensees wesentlich ist, und ist angeblich wenig anfällig für Botrytis. Sinngemäß übersetzt heißt diese Sorte „Der Würzige aus Cserszeg“, einer kleinen Ortschaft am Balaton. Bei Bezerics wird diese Sorte drei Mal gelesen. Im ersten Durchgang Ende August, Anfang September duftet der Wein nach Holunder, Honig und Blüten. Zwei Wochen später bringen die nunmehr vollreifen Trauben um einiges mehr an Frucht und einen schönen Rosenduft. Die dritte Lese erfolgt schließlich erst um Weihnachten herum und ergibt einen Süßwein, auf den man zu Recht stolz sein darf. Es ist, so Csaba, „ein Extrawein, ganz fein, der bei internationalen Bewerben regelmäßig gut abschneidet."
Szexi dagegen ist das Werk seines Sohnes Daniel, ein leichter prickelnder Rosé mit dem klar definierten Auftrag auf dem (übrigens preisgekrönten) Etikett, wofür der Inhalt der Flasche dient. Secco ist in Ungarn groß in Mode, bestätigen übereinstimmend Junior und Senior Bezerics.
Damit die Verkostung aller dieser Weine auch Spaß macht, kombiniert sie Dániel mit ambitionierten Kreationen aus der Küche seines Restaurants. Alles zusammen vertieft die Gespräche und inspiriert zum Philosophieren, beispielsweise über die Vor- und Nachteile der längst abgekommenen Stockkultur oder die Behandlung einer jungen Sorte, die Csaba mit einem Kind vergleicht: „Gekreuzt ist eine Sorte in kurzer Zeit, aber sie braucht mindestens zwanzig Jahre intensive Pflege und Betreuung, bevor sie wie ein junger Mensch in die große Welt des Weins entlassen werden kann.“