Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Aeijst Flaschen Foto © Stefan Lind

Aeijst, gewürzt mit Wacholderbeeren aus der Steiermark

Holzkorken mit händisch eingebranntem Logo Foto © Thomas Schadler

Gin, eigentlich zu schade für den Longdrink

Behutsam einmal am Glas schnüffeln, um die feinen Duftnuancen von Wacholder und frischen Zitrus- und Kräuteraromen zu entdecken, und dann ein Schluck, bei dem sich das komplexe Aroma in Mund und Nasenraum wohltuend entfaltet und eine ganze Weile am Gaumen hält. Neben Geruchs- und Geschmacksinn haben auch die Augen ihre Freude dran. Das elegante Design der durchsichtigen Apothekerflasche, verschlossen mit einem Holzkorken mit händisch eingebranntem Logo weckt hohe Erwartungen, die bei der ersten Verkostung sogar noch übertroffen werden. Das ist Gin in seiner reinsten Art, im Grunde genommen viel zu schade, um in einen Longdrink oder Cocktail gemixt zu werden.

 

Geheimnisvoll gibt sich der Name Aeijst, der aber nichts anderes ist als die steirische Aussprache des Wortes Äste (Ej-st) und damit direkt zur Herkunft dieses Gins führt. Familie Thomann, bestehend aus Wolfgang, Markus, Paul, Lisa und deren Freund Andreas, stellt den Aeijst in der Südsteiermark her.

Das elegante Design der durchsichtigen Apothekerflasche Foto © Stefan Leitner

Weinfreunden ist diese Region bisher eher für Welschriesling, Morillon und Sämling bekannt war. In den Weingärten wächst aber auch Wacholder. Die ernsten dunkelgrünen Kerzen oft inmitten der Stockreihen sind nicht zu übersehen. Sie bringen angeblich Glück und wehren allen möglichen Schaden von Haus und Grund ab, heißt es, und niemand traut sich deswegen einen solchen Strauch umzuhacken. Außerdem ist Wacholder eine immergrüne Konifere. Deren Zweige mit dichten Nadeln werden immer noch als Aspergill (Weihwasserwedel) verwendet und haben dem Wacholder die Bezeichnung „Segenbaum“ eingetragen. Ein Segen sind auch seine Früchte, die Wacholderbeeren, die schon in alten Zeiten von der Volksmedizin für eine ganze Reihe körperlicher und seelischer Beschwerden eigesetzt wurden.

 

Wacholderschnaps scheint also ein typisches Produkt dieser Gegend zu sein und hat natürlich als Kranewitter seine ganz eigene lokale Geschichte. Bei Thomann hält man aber an der Bezeichnung Gin fest und ist diesbezüglich guter Dinge: „Die Steiermark ist vielleicht nicht traditionell für Gin bekannt, aber das fängt jetzt an." Immerhin war Aeijst Gewinner bei der International Wine and Spirit Competition 2015 in London in den Kategorien London Dry Gin (Silver), Gin and Tonic (Silver) und Packaging (Bronze).

Diese Auszeichnungen sind der Lohn für den Mehraufwand, den eine derart liebevolle Herstellung erfordert. Die 100% biologischen Zutaten, neun verschiedene Botanicals (Pflanzen und Pflanzenextrakte) werden zuerst einzeln verkostet und danach harmonisch für die Rezeptur kombiniert. Man will schließlich stolz sein auf sein Produkt und damit auch andere überzeugen, oder wie es bei Familie Thomann heißt: „Wir sagen er ist handgemacht, aber eigentlich kommt er von Herzen.

Aeijst Falschen auf Gläsern Foto © Stefan Lind

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