Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Dobermannsdorf am Fuße der Riede "Schilling"

Weinwurm´s Weingut: Weiß und Rot in höchster Qualität

Ein Rotweinglas als Weinwurm´s Zwischenlager

Die „Schilling“ im Weinviertler Dobermannsdorf, eine Riede, die man sich merken sollte

Hoch oben im Nordosten von Niederösterreich, im Dreiländereck zwischen Tschechien, Slowakei und Österreich liegt die Ortschaft Dobermannsdorf, genau genommen die Marktgemeinde Paltendorf-Dobermannsdorf. Der große Durchzugsverkehr rauscht über die Brünner Straße daran vorbei, und wer nicht ausdrücklich in dieser Gegend zu tun hat, wird sich kaum auf diese langen Straßen zwischen Zistersdorf und Hohenau verirren. Weinwurm´s Weingut darf also trotz sensationeller Erfolge durchaus noch als Geheimtipp gehandelt werden. Allein deswegen sollte man aber einen Abstecher nach Dobermannsdorf wagen. Der junge Winzer Georg Weinwurm wird den Besucher gerne in das Geheimnis einweihen, wie man zugleich mit Weiß und mit Rot in der österreichischen Weinszene zur Spitze zählen kann.

 

Einer der Gründe für dieses Phänomen, das Weinkenner üblicherweise kaum für möglich halten wollen, ist das besondere Mikroklima.

Georg Weinwurm

Die ca. 70 ha. große Riede Schilling in Dobermannsdorf unterscheidet sich sogar von den unmittelbaren Weinviertler Nachbarn grundlegend. Georg Weinwurm: „Sie liegt im pannonischen Einfluss. Die Winter sind kalt, die Sommer dagegen eher warm und trocken. Die Säurewerte bei unserem Grünen Veltliner sind daher immer etwas niedriger als im übrigen Weinviertel und die Zuckergrade regelmäßig etwas höher. Die Trauben können deutlich früher gelesen werden als zum Beispiel in Poysdorf, das nur ein paar Kilometer weit weg ist. Bei der Laubarbeit muss halt besonders aufgepasst werden, damit die Trauben vor Sonnenbrand geschützt sind.“ Dazu kommt ein Boden, der entsprechende Vielfalt bietet, angefangen vom Lehm und Löss über braune kräftige Erde, die das Wasser sehr gut speichert. Am Kugelberg bietet Schotter den idealen Untergrund für große Weiße. Das alles zusammen trägt zur ausnehmenden Geschmeidigkeit und Eleganz des Weinviertel DAC aus dem Hause Weinwurm bei.

Georgs Eltern Helmut und Hermine Weinwurm mit ihrem Hanomag aus 1965

Der Weißwein, der in einer erstaunlichen Sortenvielfalt vom Welschriesling über Weißburgunder, Roten Muskateller, Müller Thurgau bis zum Chardonnay bei diversen Verkostungen stets höchste Beachtung findet, wäre trotz allem noch keine Sensation. Dass aber 2011 die Zweigelt-Reserve aus 2009 SALON-Sieger wurde, also die höchsten Weihen in einer der strengsten Bewertungen des Landes erhielt, führte im ersten Moment zu ungläubigem Kopfschütteln, das sich aber bald in anerkennenden Beifall wandelte.

Ein Weinviertler hatte sich mit einer Sorte durchgesetzt, die man üblicherweise in völlig anderen Regionen vermuten möchte.

 

Eigentlich war es lange vor seiner Zeit der Fehler eines fahrenden Rebenhändlers, erzählt Georg Weinwurm, dass in der „Schilling“ auch der Zweigelt gedeiht. Verkauft hatte er Grünen Veltliner und als sich der Irrtum herausgestellt hatte, blieb der Rote im Weinberg stehen. Ergänzt wurde das Sortiment mit Merlot und Syrah, der im Anschluss eines Praktikums in Australien am Familienweingut Andrew Peace 2001 den Weg in Weinviertel gefunden hat.

 

Hermine Weinwurm, die Mutter des Winzers, ist sicher nicht ganz unbeteiligt an den Erfolgen ihres Sohnes. Freilich, der vielfach ausgezeichnete Wein ist seit 2001 sein eigenes Werk, aber mit seiner Mutter hat Georg stets eine Expertin zur Seite. Frau Weinwurm war seinerzeit eine der ersten Absolventinnen der Österreichischen Weinakademie.

Zeitlebens war sie eine Pionierin, wenn es um die Wertschätzung von Frauen in der Wein- und Landwirtschaft geht. Abgesehen von der herzlichen Bewirtung in der hauseigenen Vinothek oder in der Koststube ist Frau Weinwurm eine Fundgrube an Geschichten aus der Geschichte von Dobermannsdorf und die bereitwillige Führerin durch die Weingärten in der hoffentlich bald weltberühmten Ried „Schilling“, die über eine ausnehmend malerische Kellergasse, „unsere Via Appia“, so Frau Weinwurm lachend, bewandert werden kann.

Die "Via Appia" von Dobermannsdorf, eine gut erhaltene Kellergasse an der Ried Schilling
In diesen (nicht neuen) Eichenfässern wird der Rotwein 15 Monate ausgebaut
Detail aus dem Keller

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