Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Weinblüte am 10. Juni 2016 im Weingut Walter

Weingut Walter Wien: Der Tiroler und sein Heuriger am Bisamberg

Der rosenumwachsene Heurige von Norbert Walter

Die Freude an der Arbeit im Weingarten mit dem Blick auf seine Stadt

Eine Wanderung durch die Weingärten am Bisamberg führt zum guten Teil durch schmale, grob gepflasterte Straßen. In den Lösswänden sieht man immer noch alte Kellereingänge und hoch drüber, meist hinter Hollerbüschen und Haselstauden, stehen die Weingärten. Einer dieser malerischen Wege ist die Untere Jungenberggasse, die von Strebersdorf Richtung Stammersdorf führt. Nach ein paar hundert Metern verführt ein freundlicher Buschen zu einer ersten vergnüglichen Rast.

Norbert Walter: Der Wiener Winzer mit tirolerischen Wurzeln

„Weingut Walter Wien“ steht am Aufgang, der zu einem von Rosen umwachsenen Holzhäuschen zwischen den Stockreihen führt. Ein wenig erinnert dieser Heurige, obwohl er mitten im Weingarten steht, an eine gemütliche Almhütte. Als Jause gibt es Galtürer Hausspeck, Osttiroler Henkele, Graukäse und Gamswürstel. Diese alpinen Anklänge sind nicht ganz zufällig. Der Winzer, der hier exzellenten Wiener Wein ausschenkt, ist Tiroler. Norbert Walter hat in Wien an der Universität für Bodenkultur studiert und war mit Käse in der Schweiz und auf Tiroler Almen beschäftigt. Er erzählt, wie es ihn dabei gejuckt hat, irgendetwas mit Grund und Boden zu machen, wobei ihn die Parallelen zwischen Käse und Wein zum Weinbau geführt haben.

Das beachtlliche Sortiment des jungen Weingutes am Bisamberg

2004 hat er mit zwei gepachteten Terrassen am Nussberg begonnen. Mittlerweile sind es viereinhalb Hektar Weingärten, verstreut über ganz Wien und zum Teil in den besten Lagen wie Bellevue, Hackenberg oder in den Sätzen. Sein besonderer Stolz ist der Riesling von der Riede Preussen am Nussberg. Muschelkalk ist der ideale Boden für diese Sorte, von der Norbert Walter schwärmt: „Nussberg Riesling ist sicher einer der Topweine bei uns in Wien.“ Sein Gemischter Satz ist mittlerweile bekannt in der Wiener Weinszene.

Der DAC besteht aus neun Sorten, unter anderem Riesling, Grüner Veltliner, Weißburgunder und Welschriesling, die zusammen mit der Mineralität von Löss und Lehm des Bisambergs einen würzig frischen Wiener Wein ergeben. Der einzige Weißwein, der bei ihm im Holzfass ausgebaut wird, ist der Chardonnay. Er bleibt für einige Zeit auf der Hefe, wird täglich gekostet und wenn der Winzer befindet, dass er soweit ist, wird er in einen Stahltank zur kurzen letzten Reifung umgefüllt.

Rosenstöcke prägen das Ambiente des Heurigen von Norbert Walter

Weinmachen ist also die erklärte Leidenschaft von Norbert Walter. Bei der Kellerarbeit ist er Gast von Fritz Wieninger in Stammersdorf, der wie er ein überzeugter Biowinzer ist. Rücksichtnahme auf die Natur ist ein wesentlicher Teil der Philosophie von Norbert Walter: „Die chemisch systemischen Mitteln haben mich nicht interessiert. Wenn man so konzentrierte Chemie in die Natur ausbringen muss, kann das nicht gut sein.“ Es bedeutet für ihn immer wieder neues Lernen, wie man den Boden auf natürliche Weise verbessern kann, wie der Bewuchs angelegt werden soll, oder einfach das richtige Gerät für die Bearbeitung zu finden. Eine wesentliche Voraussetzung ist, so Walter, dass der Weingarten fit ist. Sein Resümee: „Du machst eine Spur mehr Aufwand, aber in Summe bist du zufriedener.“ Ein leises Lächeln huscht über sein Gesicht und bestätigt die Freude, draußen bei seinen Weinstöcken zu sein, „wenn das Wetter halbwegs ist. Und wenn man so in den Weingärten steht, mit Blick auf Wien, dann weiß man schon, welche Qualität das der Stadt auch umgekehrt bietet.

Nebenbei bekleidet Norbert Walter einige Ämter. Er ist Bezirksobmann der ÖVP in Floridsdorf, Direktor des Bauernbundes in Wien und seit einigen Wochen Landesjägermeister. Als solcher, aber auch als Winzer liegt es ihm sehr am Herzen, die vielen willkommenen Wanderer auf dem Bisamberg zu Respekt vor der Tierwelt und den Weingärten zu ersuchen.

Leider, so hat er festgestellt, werden Hunde oft nicht an der Leine geführt, die das Wild in den Tod hetzen. Das andere Problem sind Besucher, die entweder gewerbsmäßig Blätter von den Weinstöcken ernten oder im Herbst die reifen Trauben abreißen. Norbert Walter: „Ich bin der letzte, der nicht ein paar davon hergibt. Aber ich will gefragt werden.“ Nur so kann das Zusammenleben von Winzer und Wanderer in einer einzigartigen Landschaft wie den Weinbergen am Rande einer Großstadt für alle Seiten gedeihlich funktionieren.

Rosen und Wein im Heurigen vpn Norbert Walter
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