Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Aufschrift über dem Portal des ältesten Hotels in Wien

HOTEL STEFANIE 400 Jahre Tradition der Gastlichkeit

Poastkarte vom Hotel Stefanie um 1900

Gegenwart leben und Vergangenheit spüren im ältesten Hotel von Wien

Wo sonst sollte die Verbindung von Gestern und Heute so wundersam lebendig werden wie im Hotel Stefanie?! Das Haus in der Taborstraße 12 im 2. Wiener Gemeindebezirk kann auf mehr als 400 gastliche Jahre zurückblicken. Anno 1600 findet sich im Grundbuch die Bezeichnung „Gastgeb“ für das Haus, das samt seiner Liegenschaft bereits 1430 urkundlich erwähnt wurde. Damals war es Eigentum eines gewissen Hans Haringseer, seines Zeichens Kaufmann, Ratsherr, Stadtrichter und späterer Bürgermeister von Wien. Stürme zogen über die Leopoldstadt hinweg, mit verheerenden Brandschatzungen und Plünderungen im Zuge der beiden Türkenbelagerungen und den schwedischen Truppen, die bis zur Donau vorgedrungen sind. Wie weit die weiße Rose, so hieß die Herberge damals, durch die Kriegswirren Schaden genommen hat, ist nicht bekannt. Sie hat jedenfalls überlebt. 1779 scheint sie in einem „Verzeichnis der öffentlichen und berühmtesten Gast = und Einkehrhäuser wo man mit und ohne Wagen beherberget werden kann“ ebenso auf wie in einer „Feuerlösch-Ordnung“ von 1830.

Hotel Stefanie in der Taborstraße © Hotel Stefanie

Hier trafen vor allem die Reisenden aus den nördlichen Teilen der Monarchie ein. Sie bevorzugten die preislich gewiss günstigeren Absteigen der Leopoldstadt gegenüber den Beherbergungsbetrieben in der Innenstadt. Der einzige Weg über den heutigen Donaukanal, damals Hauptarm der Donau, führte übrigens über die Ferdinandsbrücke in Fortsetzung der Taborstraße. Dazu kam der Schiffsverkehr, der ebenfalls Scharen von Gästen brachte. Alles zusammen bewirkte auf kleinstem Raum auf der vom Hochwasser durch seine erhöhte Lage geschützten Unteren Werd (Insel) ein stattliches Angebot an Einkehrgasthöfen.

Traditionell im Hotel Stefanie © Hotel Stefanie

Das Hotel Stefanie blieb als einziges bis heute bestehen. Über die Jahrhunderte wuchs auf den festen Grundmauern, auf denen das Hotel nach wie vor steht, eine untrennbar mit Wien verwachsene Tradition. Als Verbeugung vor Prinzessin Stefanie, der Gattin von Kronprinz Rudolf, entschied der damalige Besitzer Carl Witzmann die Umbenennung des Hauses. Die Werbeanzeigen waren schon gedruckt, als die Schreckensnachricht vom Tod Rudolfs in Mayerling die Wiener schockierte.

Witzmann hielt aber an dem von ihm gewählten Namen fest. Er taufte sogar seine Tochter Stefanie, die als verehelichte Schick ihren Sohn wiederum Stefan taufte. Seit 1992 leitet dessen Sohn, Dr. Martin Schick, das Imperium der Schick Hotels, dessen Herzstück nach wie vor das Stefanie ist. In der Lobby erinnern eine Büste von Prinzessin Stefanie und in einer Vitrine deren Originalwaschset an die Namensgeberin. Das Sammeln von Antiquitäten ist übrigens eine Leidenschaft derer von Schick. Dr. Martin Schick kennt kaum ein größeres Vergnügen, als interessierten Gästen Geschichten zu den wunderschönen antiken Uhren und anderen Schätzen des bis in den letzten Winkel geschmackvoll eingerichteten Hotels zu erzählen.

Das Haus, das jüngst generalrenoviert und dessen Fassade mit einer Farbe aus einem historischen Farbfächer gestaltet wurde, erfreut sich einer Bewertung von vier Sternen. Wo früher Pferde und Fuhrwerke abgestellt waren, parken heute auf einigen Stellplätzen Autos. Die Zeiten mögen sich geändert haben, was jedoch die Gaumenlust betrifft, bieten der Kaiserhof und die dort gewachsene Wiener Küche die besten Voraussetzungen für kulinarische Genüsse. Küchenchef René Herzog setzt auf Spezialitäten wie Kalbsgulasch, Wiener Schnitzel, Tafelspitz mit Grösten und als Dessert neben Powidltatschkerl, Kaiserschmarren und Apfelstrudel auf Veilchensorbet nach einem Rezept, wie es Kaiserin Sisi angeblich jeden Tag genossen hat. Sein Motto ist Freundlichkeit, selbstverständlich zu den Gästen, die er gerne persönlich berät (die G´schichterln zu den Gerichten finden sich auf der Speisekarte), besonders aber auch zu seinen Mitarbeitern in der Küche. Herzog schafft auf diese Weise ein angenehmes Klima, das sich auf seine Kreationen und damit auf die Speisenden im Restaurant Stefanie überträgt.

Küchenchef René Herzog

Eines der Highlights ist der wöchentliche Brunch, bei dem im ausnehmend stimmungsvollen Speisesaal ein Buffet von der Herbstsymphonie über das Wintermärchen bis zum Festtags-Brunch zum Muttertag die vom Appetit geschärften Sinne verzaubert.

Restaurant Stefanie © Hotel Stefanie

Für die Auswahl des Weines ist Restaurantleiter Thomas Kahlhofen zuständig. Er ist bezüglich der Auswahl der Winzer durchaus kritisch. Es genügt ihm nicht nur ein großer Name. Sollte, wie es schon passiert ist, im Zuge einer Blindverkostung ein No Name reüssieren, wird er ebenso ins Programm genommen neben Winzern, mit denen ihn bereits 25 und 30 Jahre Zusammenarbeit verbinden. Ihm geht es nicht um den namhaftesten, sondern um den besten Wein. Man darf also sicher sein, dass im Restaurant Stefanie nicht ein x-beliebiges Tröpferl kredenzt wird.

Kahlhofen stört nichts mehr als die Austauschbarkeit vieler Weine, wie sie seiner nicht unberechtigten Meinung nach auch im hohen Qualitätsbereich anzutreffen ist.

Internationalität wird groß geschrieben. Der Sprachenvielfalt der Klientel ist das Personal durchaus gewachsen. Denn auch in diesem Punkt hat man Jahrhunderte lange Erfahrung. Hier vor der Hauptstadt der Monarchie haben sich schon seinerzeit Menschen getroffen, die Tschechisch, Polnisch, Ruthenisch und sonst was gesprochen haben, und sie haben sich garantiert in der weißen Rose ebenso wohl gefühlt wie heute die Gäste, die aus der ganzen Welt in die Leopoldstadt, Taborstraße 12, im ältesten Hotel von Wien absteigen dürfen.

Um 1700 in der Taborstraße © Hotel Stefanie
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