Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Soave und sein Castello im Abendlicht

Eine lohnende Entdeckung: das Weißweingebiet Italiens schlechthin

Worum geht es in Soave? Um Wein und nochmals Wein

Soave, die Stadt und ein Wein, der schmeckt, wie sie heißt

„Zart, sanft, angenehm“, genau das heißt Soave. Sowohl Aldo Lorenzoni, Direktor des Consorzio Tutela Vini Soave, als auch Prof. Giuseppe Coffele, Chef des gleichnamigen Weinguts mitten im historischen Zentrum von Soave, sind von dieser Deutung des Namens überzeugt. Sprachforscher sind zwar anderer Meinung. Sie wollen Soave von den Sueben herleiten, die bald nach der Zeitenwende in dieses Gebiet eingewandert sind. Wer aber je den Wein dieser Gegend verkostet hat, wird gerne der erstgenannten Variante zustimmen. In der pittoresken Hügelwelt südöstlich von Verona dominiert die Garganega die Weingärten. Der Wein aus dieser Traube präsentiert sich tatsächlich durchwegs mit frischem zartem Duft, fein sanftem Aroma und einer angenehm eleganten Leichtigkeit.

 

Die Gründe dafür sind im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtig. Lorenzoni: „Soave hat eine doppelte Seele, eine schwarze und eine weiße. Im östlichen Teil ist der Boden dunkel und vulkanisch. Nach Westen hin wird er heller und besteht aus angeschwemmtem Kalk.“

Prof. Giuseppe Coffele und der Duft seines Regioto

Prof. Coffele, der sich intensiv mit der Geschichte der Region auseinandergesetzt hat, weiß, dass schon die Römer diesen Vorteil erkannt hatten und im 6. Jahrhundert nach Christus Cassiodor schriftlich festgehalten hat, dass der süße Wein von Soave auf der Tafel von König Theoderich gereicht wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurden über 90 Prozent des Bodens mit Weinstöcken bepflanzt und Soave in Italien zum führenden Territorium für den Weißwein.

Soave, die vom Weinbau geprägte Landschaft um die Stadt

Gezogen wird die Garganega in der Pergola. Sie kann einseitig sein, was Direktor Lorenzoni klar bevorzugt, oder zweiseitig, um den Ertrag zu steigern. Diese Erziehungsform schützt mit dem Blätterdach die sehr sensible Traube vor zu starker Erwärmung und Sonnenbrand. Die anderen Sorten, zum Beispiel der Trebbiano Soave, etwas Chardonnay oder Pinot Grigio, werden in niedriger Guyot gezogen. Egal, ob so oder so, in den Hügeln muss der Großteil der Arbeiten mit der Hand erledigt werden.

Maschinen sind aufgrund der Steilheit im unwegsamen Gebiet nicht einsetzbar und die Alten erinnern sich noch, dass sie mit einem Joch im Nacken mit Körben an beiden Enden die Trauben aus dem Weinberg in den Keller geschleppt haben.

Allzu viel hat sich in diesem Punkt bis heute nicht geändert. Die meisten Weingüter sind klein bis sehr klein. Dazu sind die einzelnen Weingärten in der Gegend verstreut, dass der Weinbauer von seinem Haus in der Ortschaft einiges an Wegen zurücklegen muss, um alle seine Stöcke entsprechend bearbeiten zu können. Lorenzoni sieht darin aber keinen Nachteil. Es ergibt sich so von selbst, dass keine Großinvestoren über Soave herfallen und damit die bewährte Struktur zerstören könnten.

Castello Scaligero, das Schloss von Soave

So werden die reizenden Besonderheiten noch lange erhalten bleiben, zum Beispiel der Menatolo, ein Holzkreuz zum Spannen der Drähte, die Baiti, kleine Hütten in den Weingärten, oder an den schmalen Straßen die Capitelli, die Bildstöcke, die man der Mutter Gottes oder einem Heiligen zur schuldigen Danksagung errichtet hat.

 

Soave ist die Bezeichnung für den Wein der Region an sich. Erst das Etikett verrät, ob er aus den Gemeinden Soave oder Monteforte d´Alpone stammt und als Classico D.O.C. auftreten darf, oder von einem der Weinberge der umliegenden Orte wie Roncà. In diesem Fall ist die Qualität an der Bezeichnung Superiore D.O.C.G. erkennbar.

Pergola Kultur auf einem Metallarm

Ganz anders als der übliche Weiße präsentiert sich eine weitere Spezialität, der Recioto di Soave D.C.G. Prof. Giuseppe Coffele kann mit gutem Recht seinen Regioto als den weltbesten dieser Art rühmen. Tatsächlich ist dieser Süßwein ein Meisterwerk an Harmonie zwischen Zucker und Säure. Sein Trick: Er lässt dort, wo seine Trauben wachsen, also in Castelcerino sowohl sehr reife als auch noch grüne Trauben gemeinsam viele Monate trocknen, um diese süße Frische zu erzielen.

Wie schon erwähnt, sind das Consorzio und das Weingut Coffele Nachbarn in der Stadt Soave. Noch gibt es die kleinen freundlichen Läden, in denen Veroneser Käse und Sopressa, die typische Salami der Gegend, verkostet und gekauft werden können und wöchentlich einen Markt, auf dem sich die Menschen aus der Umgebung mit Lebensmitteln und Kleidung eindecken. Eine beeindruckend gut erhaltene Stadtmauer umschließt wehrhaft den historischen Teil, der vom mächtigen Castello Scaligero beherrscht wird.

Man sollte den Aufstieg zu dieser bestens erhaltenen Burg nicht versäumen. Mit jedem Schritt öffnet sich die Gegend mehr, und auf dem mit Zinnen bekrönten Turm liegt einem das Soavegebiet quasi zu Füßen. Jetzt ist es Zeit sich zu entscheiden, wie man dieser Gegend nahekommen will. Sportliche werden es mit dem Fahrrad versuchen, oder wandernd zwischen den steilen Weingärten, oder aber beschaulich mit dem Auto, um keine der kleinen, unscheinbaren Besonderheiten von Soave zu versäumen.

Markttag in Soave

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