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Le Due Torri, zwei Türme zwischen Colli Orientale und Grave

Süditalienische Leidenschaft für Wein im Friaul

Der Vater war als junger Mann aus Süditalien in den Norden gezogen, hatte in Corno die Rosazzo Arbeit gefunden und eine Familie gegründet. Mitgebracht hatte er die Leidenschaft für den Wein und als Erinnerung das Bild von den zwei markanten Türmen eines Schlosses in seiner ehemaligen Heimat nahe Neapel. Es gelang ihm bald, einige Hektar Weinflächen zu erwerben und sein eigenes Weingut aufzumachen. Genannt wurde es Le Due Torri, als Andenken an seine Herkunft.

 

 

Mittlerweile wird der Betrieb von seinem Sohn Antonino Volpe geführt, der die Begeisterung für den Weinbau von seinem Vater geerbt hat und sein Dasein auf die Herstellung eines für einen Einmannbetrieb erstaunlich vielfältigen Sortenspektrums konzentriert. Er hält es wohl nicht viel anders als sein Vater, von dem er mit einem Lachen erzählt, dass er die Mutter stets verärgert hätte, da er vom Tagesanbruch weg bis nach Sonnenuntergang nicht vom Weingarten nachhause gekommen sei.

 

 

Das Weingut selbst, also die Kellerei, liegt in Corno di Rosazzo etwas versteckt in einer Seitenstraße und bietet mit seinem Innenhof erfrischende Ruhe und die Gastfreundschaft einer Mamma, die mit kleinen Köstlichkeiten auf die Verpflegung ihrer Gäste bedacht ist, während ihr Sohn mit ihnen seine Weine verkostet.

Fragt man Antonino Volpe nach seiner Familienplanung, lächelt der ungemein sympathische Junggeselle nur und deutet auf die Fässer und Tanks: „Das sind meine Kinder, die Weine von Le Due Torri.“


Man ist dabei durchaus beschäftigt, denn Antonino Volpes Ehrgeiz sind 18 Weinsorten, die mit zwei Perlweinen auf 20 ergänzt werden. Für ihn selber bedeutet diese Vielfalt eine ausgefeilte Logistik vor allem während der Zeit der Lese. Jede Traube, die von ihm und seinen Helfern ausschließlich sorgfältig per Hand geerntet wird, will und bekommt bei ihm auch ihre ganz spezielle Behandlung von dem Moment an, wenn sie in Corno di Rosazzo, also in den Colli Orientali eintrifft. Die einen brauchen ihre Körbe zum trocknen, die anderen einen eigenen Stahltank zur behutsam gesteuerten Gärung, wieder andere ihr Gefäß für die Meische und später das geeignete Fass, je nach Sorte Tonno oder Barrique, zur ausgiebigen Reifung. Sie darf bei seinen Weinen ohne weiteres etwas länger dauern, da der Winzer überzeugt ist, dass er ihnen dadurch eine wesentlich höhere Lebenserwartung beschert als Weinen, die zu jung in die Flasche gefüllt werden.


Gewachsen und gereift sind die Trauben in Buttrio südlich der Eisenbahn, also bereits in der Ebene des Weinbaugebietes Friuli Grave DOC. Antonino hat mit dieser Zweiteilung seines Betriebes keineswegs ein Problem, auch nicht seine Kunden, die sich vom „Grave“ auf dem Etikett ebenso wenig irritieren lassen wie die Preisrichter bei zahlreichen Wettbewerben, die Le Due Torri Weinen eine ansehnliche Reihe von Auszeichnungen eingebracht haben. In seinem Bestreben nach einer naturnahen Bewirtschaftung, die vor allem keine herkömmlichen Spitzmittel vorsieht, kommt ihm die ideale Lage seiner Weingärten sehr entgegen. Sie liegen, wie er es ausdrückt, in einem Park, fernab von der Straße, immer von sanftem, frischem Wind durchlüftet und ideal für alle seine Sorten, egal ob rot oder weiß. Außerdem wächst in Buttrio im Gegensatz zu Corno di Rosazzo, der Tazzelenghe, ein autochthoner Rotwein von beachtlicher Komplexität. Und vor allem tragen ihm dort 80(!) Jahre alte Weinstöcke einen Friulano der Sonderklasse. Sie werden 24 Stunden auf der Schale belassen, sanft gekeltert und „sur lie“ sechs Monate und anschließend zwei Monate in der Flasche zu perfekter Reife geführt.

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