Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Conte d´Attimis-Maniago: Winzer in Buttrio seit 15. Februar 1585

Wein ist Geschichte, Kultur…

Alberto Conte d´Attimis-Maniago kann auf eine große Vergangenheit seines Weingutes zurückblicken, vor allem auf eine lückenlose Dokumentation des Geschehens ab dem 16. Jahrhundert. Man weiß damit wohl auch, was der Bau der Hauskapelle anno 1600 gekostet haben man, oder die Ausgaben für den Maler Isac Fischer, der 1665 auf dem Altarbild das Weingut als casa fortificate, als Burg mit wehrhaftem Bergfried und einem Heiligen, der schützend die Hand darüber hält, gemalt hat.

 

Dieser Schutz von oben blieb dem Hause d´Attimis-Maniago bis heute erhalten und hat es in seinem Gedeihen gefördert. 100 Hektar Weingärten betten das Anwesen in das sanfte Schwingen der Stockreihen, die sich im späten Frühjahr wie grüne Pölster über die Colli Orientali bei Buttrio breiten. Die Einheit des Ortes erlaubt eine sehr kurze, rasche Verarbeitung der Trauben. Geerntet wird, so der Önologe des Gutes, dott. Francesco Spitaleri, je nach Sorte ab Ende August bis um den 15. Oktober. Bei ihm werden die Rotweine im Stahltank vergoren, da er überzeugt ist, dass sie bei niedriger Temperatur zwar etwas länger brauchen, dafür aber mehr Blume und Struktur erhalten.

Dieser Passito (Süßwein) wurde schon zu Zeiten an den bedeutendsten Fürstenhöfen Europas geschätzt, als das Anwesen in Buttrio noch eher den Charakter eines Bauernhofes hatte. Der Stammsitz der Familie Maniago, die erst mit dem Vater Albertos zu d´Attimis-Maniago vereinigt wurde, liegt im Ort Maniago nördlich von Pordenone, also im Friuli Grave. Der Palazzo d´Attimis-Maniago wird heute als elegantes Schlosshotel geführt.

 

Aus dem verspielt-barocken Garten dieses Schlosses stammen die grotesken Zwerge, barocke Steinfiguren im Innenhof des Weingutes in Buttrio, der jetzigen Bleibe der Familie d´Attimis-Maniago. Sie verleihen dem an sich gediegenen Herrenhaus noch das Quäntchen nobiltà, wie sie einer alten italienischen Familie zusteht. Dass dazu aber mehr als Grundbesitz und ausgezeichneter Wein gehören, beweist der Hausherr bei einer kurzen Führung durch das Wohnhaus. Einrichtung und Bilder lassen darauf schließen, dass hier seit Generationen Kunstverstand herrscht. Es war auch einer von Albertos Vorfahren, Fabio di Maniago, der um 1850 das erste Buch über die Kunstgeschichte des Friaul (Storia delle belle arti friulane) verfasst hat.

Das Sortenspektrum entspricht voll und ganz den Colli Orientali del Friuli DOC. International sind Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot Grigio, Chardonnay. Der Ronco Broilo, eine Cuvée aus Chardonnay und Pinot Bianco, die in kleinen Eichenfässern vinifiziert wird, soll dabei als Ausdruck der Philosophie des Weingutes angesehen werden. Für d´Attimis-Maniago drückt sie sich in einer gelungenen Mischung aus Tradition und Fortschritt aus, in der harmonische, intensive, unverfälschte und vor allem typische Weine entstehen.

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Einem so tief im eigenen Boden wurzelnden Winzer wie Alberto d´Attimis-Maniago sind autochthone Reben das wahre Herzensanliegen. Alberto führt seine Gäste hinaus zu den Weinstöcken, von der jüngsten Anlage bis zum ältesten Stock, einem Methusalem von 100 Jahren, der noch wie bei den Vätern mit Vimini, der Korbweide, gebunden wird.

 

Friulano, Ribolla Gialla und Malvasia sind die Weißen, die Roten Schioppettino, Tazzelenghe und Pignolo. Das Aushängeschild ist der Refosco dal Peduncolo Rosso, dessen Aroma sich, so Spitaleri, allgemein großer Wertschätzung erfreut. Zurück in die Geschichte führt wiederum ein Süßwein. Auf den sonnigsten Hügeln des Weingutes wächst ein Verduzzo Friulano, der in der Flasche die Aufschrift „Torre delle Signore“ trägt, als Stolz dieses Hauses, das sich auch mit dem Picolit auf vier Jahrhunderte Erfahrung stützen darf.

Der Friaul an sich ist für Alberto Conte d´Attimis ein Anliegen. Er meint wohl nicht zu Unrecht, dass diese Region im Nordosten von Italien der Welt erst durch das große Erdbeben zum Begriff wurde. Es stimmt, aber Friaul wurde auch durch Weingüter wie das seine bekannt und geschätzt. Im Friaul zählt d´Attimis-Maniago zu den größten, für italienische Verhältnisse ist es allerdings klein – keineswegs aber unbedeutend, meint Alberto: „Wein ist für mich mehr als ein Ding zum Handel treiben. Wein ist Geschichte, Kultur, und ich verkaufe mit meinem Wein etwas, was ich selber hergestellt habe.“

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